Essen. . Er ist der bekennende Nerd unter den deutschen Comedians. Mit seinem Programm „Lieber Maxi als normal“ ist er ab März in der Region unterwegs.
Mehr noch als sein charmant gerolltes „r“ weist ihn sein Name unzweifelhaft als waschechten Bayern aus: Maximilian „Maxi“ Ronald Alfons Gstettenbauer kann seine Herkunft in der Wahlheimat Köln kaum verbergen. Seit zwölf Jahren lebt er in der Domstadt, und dort wurde er auch fürs Comedy-Fach entdeckt: Kein Geringerer als Stefan Raab bat ihn sieben Mal auf seine „TV Total“-Bühne. Bevor er ab März mit seinem aktuellen Bühnenprogramm in die Region kommt, sprach Stefan Moutty mit dem 29-Jährigen unter anderem über seine „Migrationserfahrungen“.
Gene Kelly war einst „Ein Amerikaner in Paris“, Sie sind ein Niederbayer in Köln – und das sogar im richtigen Leben. Wie haben Sie den Kulturschock nach Ihrem Umzug verkraftet?
Maxi Gstettenbauer: Es ging eigentlich ganz leicht. Den Kölner und den Bayern verbindet nämlich eine Sache: Alkohol mit lustigen Kostümen. Hier hat man den Karneval, in Bayern das Oktoberfest. Das heißt: Beide rennen einmal im Jahr verkleidet und besoffen durch die Stadt. Deshalb war der Kulturschock für mich quasi kaum vorhanden.
Und wie hat Köln den Bayern verkraftet?
Ich wohne seit fast zwölf Jahren in Köln. Mittlerweile haben sich alle an mich gewöhnt. Der Kölner ist ja grundsätzlich offen und die Comedy-Szene hier ist sehr tolerant, auch gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund wie mir.
Die Portionsgrößen beim Bierausschank fallen in Bayern und Köln schon mal sehr verschieden aus. Welche Unterschiede haben Sie im Alltag noch bemerkt?
Die Offenheit. Du kannst dich bei einem echten Kölner ohne Probleme während des Feierns auf den Schoß setzen und ihn dabei umarmen. Alles andere empfindet der Jeck als zu distanziert. Der Bayer ist da schon anders, vor allem der Münchner. Da wird dann schon mal mehr geguckt was du gerade anhast, bevor man mit dir ein Wort wechselt.
In Köln wird ja bekanntlich gerne gesungen. Wie stehen Sie denn zu kölschem Liedgut?
Meine Freundin fährt total auf Kasalla ab. Ich selber kann die Texte nicht, allerdings sind die im Karneval sowieso meist einfach gehalten. Selbst mit zweistelligen Promillewerten lassen die sich fehlerfrei mitsingen. So habe ich auch eine Chance auf Teilnahme.
Maxi Gstettenbauer auf Tour – die Termine:
21.3. Essen (Zeche Carl),
22.3. Witten (Werkstadt),
23.3. Hagen (Stadthalle),
14.4. Mülheim (Ringloksch.), 5.5. Waltrop (Majestic Theater), 13.5. Krefeld (Kulturfabrik),
8.6. Gelsenkirchen (Kaue), 30.10. Dortmund (F.-H.-Haus).
Karten ab ca. 25 € gibt’s in unseren LeserLäden, unter 0201 / 804 60 60 sowie online: www.ruhrticket.de.
Vermissen Sie Bayern manchmal?
Bayern an sich vermisse ich nicht. Wer mir fehlt, sind natürlich meine alten Freunde und meine Familie. Aber ich lege regelmäßig Zwischenstopps in der Heimat ein. Im Oktober und November mache ich zum Beispiel wieder eine kleine Niederbayern-Tour.
Sie haben vor acht Jahren Ihre Comedy-Karriere begonnen. Wie begegnen einem die arrivierten Stars der Zunft, wenn man Sie zum ersten Mal hinter der Bühne trifft?
Die Kollegen sind alle ganz unterschiedlich. Die meisten sind wirklich nett und die anderen sind nicht der Rede wert.
Über welchen Ihrer Kollegen können Sie denn am meisten lachen?
Da muss ich nicht lange überlegen: Torsten Sträter.
Ihr erstes Programm hieß „Nerdisch by Nature“ und Sie bezeichnen sich als „Comedy-Nerd“. Was macht denn den spezifischen Nerd-Humor aus?
Mittlerweile ist Nerd sein ja totaler Mainstream. Man muss nur mal schauen, was im Kino läuft – die Marvel-Filme rocken alles weg an der Kinokasse. Jeder hat da Bock drauf. Ich glaube, das Spezifische beim Nerd-Humor ist die Selbstironie. Ansonsten gibt es nur die eine Regel, die Stefan Raab mir mal verriet: Lustig ist lustig.
Es heißt, Sie sind bekennender Sonnenvermeider. Warum?
Ich hab nix gegen die Sonne, ich verpasse sie nur oft. Ich schaue wahnsinnig gerne Netflix, und ansonsten sitze ich immer drinnen. Entweder im Hotel, der Bahn oder dem Auto. Wirklich draußen einfach so herumlaufen und Bäume gucken, das mache ich viel zu selten.
Ihr aktuelles Programm heißt „Lieber Maxi als normal!“ Was ist denn an Ihnen nicht normal?
Die Frage ist ja eher: Was ist schon normal? Wenn man auf Instagram guckt, könnte man meinen, dass Sixpacks und veganer Lifestyle total normal sind. Sind sie aber nicht. Der Titel ist bewusst so gewählt, denn eigentlich ist das erklärte „Normale“ das Seltsame. Darum geht es in dem Programm: Seine eigene Beschränktheit einsehen und damit Frieden schließen.
Ihre Gags speisen sich aus Alltagsbeobachtungen. Ist Köln dafür ein besonders gutes Pflaster? Den Rheinländern sagt man ja nach, besonders lustig zu sein.
Dich kann überall eine Idee treffen, das ist nicht auf Köln beschränkt. Ich stehe jeden Tag auf und habe eine Schreibschicht. Da formuliere ich dann Ideen aus und spinne rum. Das packe ich dann alles in einen Ordner und jedes Mal, wenn ein neues Programm ansteht, gucke ich da rein und flicke was zusammen.
Sie werden in diesem Jahr 30. Begrüßen Sie das Älterwerden oder sind Sie eher ein Berufsjugendlicher?
Ich mag älter werden. Ohne Witz. Ich glaube, man hat schon ein bisschen was erlebt und kann Situation besser abgleichen. Von daher habe ich mit dem Älterwerden überhaupt kein Problem.