Essen. IS-Terror in Irak und Syrien, geköpfte Geiseln, selbst ernannte Gotteskrieger, die von Deutschland aus in den Krieg ziehen – radikale Islamisten beherrschen die Schlagzeilen und erhitzen die Gemüter. Auch bei Günther Jauchs lebhaftem Talk in der ARD. Ein Gast fürchtete sogar um seine Gesundheit.

Abdul Adhim Kamouss ist islamischer Prediger. Regelmäßig spricht er in der Berliner Al-Nur-Moschee. Die Moschee gilt als "Hardcore-Einheit des Islam", wie es der Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky ausdrückte. "Sämtliche Hassprediger" träten dort auf, so der um klare Worte nie verlegene SPD-Politiker. Auch Kamouss vertrat immer wieder eine strenge Auslegung des Islams. In seinen Reden distanziert er sich ausdrücklich von Gewalt, tauchte aber namentlich bereits im Bericht des Verfassungsschutzes auf. Mutig von Jauch, den umstrittenen moslemischen Geistlichen einzuladen.

Und so sitzt der Mann da, spricht vom friedlichen Miteinander der Religionen, von seinem Bestreben, den jungen Männern in der Moschee den Hass auf Andersgläubige auszutreiben, wobei ihm allerdings einige "durchgegangen" seien, die dann als radikalisierte Krieger in den Dschihad zogen. Einzelfälle, sagt er. In Deutschland, so Kamouss, mache sich gleichwohl eine "Islamophobie" breit. Der Islam werde "in den Dreck" gezogen.

"Haben Sie die Klatscher mitgebracht?"

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Das ist das Stichwort für Wolfgang Bosbach. "Darauf habe ich gewartet", ätzt der Innenpolitiker der CDU, der seinen Wortbeitrag einleitet mit dem Geständnis: "Ich war nie Imam, ich war nur Messdiener." In manchen Moscheen in Deutschland seien "glasklare Hasspredigten" zu hören. Und an Kamouss gewandt: "Entscheidend sind Freitagspredigten, nicht Talkshows." Versuche von Moslems, die Scharia zu installieren, hätten hierzulande keinen Platz.

Der Imam Kamouss lässt sich aber von Bosbach ebenso wenig stoppen wie vom Gastgeber. Mehr als einmal versucht Jauch ("Herr Kamouss! Herr Kamouss!!"), den Redefluss des Predigers zu bremsen – meist vergeblich. Das geht so lange bis der Talkmaster reichlich genervt anmerkt, es seien "immer die gleichen Leute in den ersten drei Reihen, die bei Ihnen klatschen. Haben Sie die mitgebracht?"

Kritik an schauspielendem Auftritt

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Und dann ist da ja noch Heinz Buschkoswky, Deutschlands bekanntester Bezirksbürgermeister, der sich mit seiner oft pointieren Meinung zu Migration und Integration auch bei den eigenen Leuten in der SPD nicht nur Freunde gemacht hat. "Ich muss meinen Blutdruck in den Griff kriegen", stöhnt Buschkowsky. Die Aussagen des Predigers Kamouss stellten einen "bühnenreifen Auftritt" dar, der "schauspielerisch gut gemacht" sei, mit der Realität aber wenig zu tun hätten.

Was bleibt am Ende der einstündigen "ganz schwierigen Diskussion" (Jauch)? Vor allem das Bild eines islamischen Predigers, der mit seiner penetranten Art so agierte, als wollte er alle Vorurteile gegenüber seiner Zunft bestätigen – und seinen dankbaren Kontrahenten ein Stichwort nach dem anderen lieferte. Die Frage aus dem Titel der Sendung – "Wie denken unsere Muslime?" – bleibt allerdings einmal mehr unbeantwortet.