Heidelberg. Ein Stück Besatzungsgeschichte ist zu Ende. Die U.S. Army hat Heidelberg verlassen. Dass der Abzug der G.I.s nicht nur ein historisches Ereignis ist, zeigt ein Dokumentarfilm. Für die Betroffenen ist es vor allem ein schmerzlicher Abschied von Zuhause.

Was bleibt, ist eine Geisterstadt. Verlassene Wohnhäuser, eine Schule ohne Geräusche, leere Regale im Supermarkt - mitten in Heidelberg. Das Patrick Henry Village war dort einst das Zuhause amerikanischer Soldaten, auch G.I.s genannt. Der Abzug der US-Army hinterlässt nicht nur riesige, leere Areale, deren weitere Nutzung noch nicht geklärt ist. Er bedeutet vor allem auch für die Betroffenen einen schmerzlichen Abschied, obwohl es zurück in die Heimat geht. Sie verlassen ihr Zuhause. Der Dokumentarfilm "Goodbye G.I." von Uli Gaulke und Agnes Lisa Wegner begleitet Betroffene während ihrer letzten Wochen in Deutschland. Der Film läuft am Dienstag um 22.45 Uhr in der ARD.

Er erzählt die Geschichte von Rex und Rachel Gribble, 92 und 84 Jahre alt, die das Patrick Henry Village nach mehr als sechs Jahrzehnten verlassen müssen. Im Internet schauen sie sich Seniorenwohnheime in den USA an. Zum Abschied singen sie bei einem Schnäpschen mit ihren Freunden deutsche Trinklieder. Es kullern Tränen.

Flaggen einrollen, Reden halten, Hände schütteln

Khris Pelley traf in Deutschland seine große Liebe Kerstin. Im Krieg verlor er einen Kameraden. Auch er muss nun gemeinsam mit seiner Familie zurück in die USA. Er und seine Frau hoffen auf eine "zweite Kindheit" in Texas

Colonel Bryan D. De Coster ist der letzte Kommandeur des US-Stützpunktes. Er ist für den offiziellen Part des Abschieds zuständig: Flaggen einrollen, Reden halten, Hände schütteln. Er lächelt, tapfer und ein bisschen wehmütig. Automechaniker Michael Anderson reparierte immer nur amerikanische Modelle - und muss nun umschwenken. Joy Fleming sang vor allem für die Amerikaner - und muss sich nun von einem Teil ihrer Zuhörer verabschieden.

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Mit Bedacht zusammengestelltes Stückwerk

Es sind viele Fragmente an Eindrücken und Schicksalen, die in dem Film zu einem Ganzen werden. Aufnahmen von heute und Szenen in Schwarz-Weiß verschwimmen ineinander. Bilder und Erzählungen verweben die Macher kunstvoll zu einer Geschichte. Auch akustisch mutet der Film wie ein mit viel Bedacht zusammengestelltes Stückwerk an: Streckenweise herrscht in dem Film befremdliche Stille, mal wird laut gesungen, dann unterstreicht Hintergrundmusik das Geschehen.

Es ist Wegners erster Dokumentarfilm als Autorin und Regisseurin. Sie lebt und arbeitet als freie Autorin in Mannheim und hat die Plattform "Goodbye G.I." ins Leben gerufen, die den Abzug der Army etwa mit Ausstellungen begleitet. Mit Gaulke hatte sie für ihr Debüt einen erfahrenen Regisseur an der ihrer Seite: Für seinen Film "Havanna mi Amor" gewann er 2001 den Deutschen Filmpreis "Lola" in Gold. (dpa)