Essen. Die Show “Wetten, dass..?“ steht vor dem Aus. Aber auch wenn der ehemalige Quotenrenner bald vom Schirm verschwindet, bleibt die Erinnerung an kuriose Wetten und gemütliche Familien-Abende auf der Couch. Unsere Kollegen verraten, was sie mit dem Show-Klassiker verbinden.
Die Fernseh-Show "Wetten, dass..?" war für viele Zuschauer eine feste Größe: skurrile Wetten, große Unterhaltung und Prominente aus der ganzen Welt. Nun ist das Ende beschlossen. Unsere Kollegen erzählen, welche Situationen ihnen besonders im Gedächtnis geblieben sind - von Joachim Fuchsberger als Schlafmütze, dem denkwürdigen Aufeinandertreffen von Claudia Schiffer und Horst Schlämmer bis hin zum Betrug bei der Buntstiftwette.
Qualmender Mickey Rourke droht, bis zum Ende zu bleiben
"Hollywood-Rüpel Mickey Rourke hat bei mir 1990 bleibenden Eindruck hinterlassen und mich vor allem amüsiert. Er fläzte sich auf dem Sofa herum und war der erste und bislang einzige Gast, der ungeniert zur Zigarette griff und drauf los qualmte. Die Telefonleitungen beim ZDF standen nicht still, es schien vielen Deutschen unerträglich, dass so ein dahergelaufener Bursche das nationale Fernsehheiligtum mit Füßen tritt. Es kam aber noch viel besser. Als Thomas Gottschalk Rourke nach seinem Wetteinsatz fragte, antwortete der völlig ungeniert: 'Dann bleibe ich bis zum Ende der Sendung.'"
Frank Preuß (Redaktionsleitung WAZ Rhein-Ruhr und Panorama/Leute/Fernsehen)
Horst Schlämmer schockt Model Claudia Schiffer
"Thomas Gottschalk war damals Moderator, der zwar regelmäßig von der Kritik verhauen, aber nichtsdestotrotz vom Publikum geliebt wurde. An diesem Abend zog er alle Register. Der Lange war sein eigener Anheizer, und die Art, wie er beim Gang durch die Reihen Charme wie Witz spielen ließ, ist bis heute unerreicht.
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Zu seinen Gästen zählte damals Claudia Schiffer. Sie vereinte den Promi-Bonus als Topmodel mit Lokalkolorit; sie stammt bekanntlich aus Rheinberg. Gottschalk plauderte mit der konsequent in Schwarz und Weiß gewandeten Schönen, als plötzlich ein Unhold aus der Kulisse kam, den in der Messe-Halle alle kannten, nur sie nicht: Horst Schlämmer. Der vorgebliche Lokaljournalist aus Grevenbroich („Datte Bescheid weißt – isch bin Single“) gab sich alle erdenkliche Mühe, sich an Claudia Schiffer ranzuwanzen. Durchaus buchstäblich: Je mehr sich Schiffer von dem Schmuddel-Mann im Altkleider-Look distanzieren wollte, desto näher rückte er ihr.
Später kam der vermeintliche Schmierlapp in bürgerlicher Kleidung noch einmal auf die Bühne. Das Publikum bejubelte ihn. Nur eine nicht: Claudia Schiffer. Entweder kannte sie ihn nicht (sie lebte schon damals in London), oder sie war so traumatisiert, dass sie immer noch glaubte, sie sei dem Hulk begegnet.
In diesem Moment begriff ich: Models sind auch nur Menschen."
Jürgen Overkott (Redakteur Medien)
"Wetten, dass..?" als Freibrief fürs Am-Samstag-Länger-Aufbleiben
"Ich bin Jahrgang 1982, und für mich war "Wetten, dass..?" Ende der 80er - im Wechsel mit der "Rudi Carrell Show" und "Flitterabend" - der Freibrief fürs Am-Samstag-mal-länger-Aufbleiben. Im Schlafanzug und mit Bettdecke aufm Sofa, versteht sich. "Wetten, dass..?", das waren ein Teller mit vorbereiteten Schnittchen auf dem Wohnzimmertisch und (ausnahmsweise!) eine Flasche Fanta.
An Wetten aus dieser Zeit erinnere ich mich nicht. Stargäste? Spielten in diesen Jahren auch noch keine Rolle für mich. Irgendwie wechselten sich doch ohnehin Joe Cocker, Peter Maffay und Chris de Burgh in regelmäßigen Abständen ab.
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Später sind dann doch noch zwei Momente hängengeblieben: 1995 - Michael Jacksons spektakulär-befremdliche "Earth Song"-Einlage auf der Hebebühne. 1996 - der letzte gemeinsame Auftritt von Take That. Das Kreischen hätten sich die Mädchen in der Halle sparen können, Take That feierten Jahre später ihre Wiedervereinigung. "Wetten, dass..?" hat mich da schon lange nicht mehr interessiert. Länger aufbleiben durfte ich da sowieso, und an Samstagabenden gab's Besseres zu tun."
Sarah Kähler (Nachrichtenchefin, Online-Redaktion)
Fuchsberger als Schlafmütze im knielangen Nachthemd
"Es war ein Samstagabend im Oktober 1983 und große Teile der Fernsehnation waren erschüttert. Joachim Fuchsberger, dieser sonst so durch und durch seriöse Moderator, sah aus, als sei er aus dem Bett gefallen und versehentlich auf eine Bühne geraten.
Im knielangen Nachthemd und mit Hausschlappen führte er durch seine Show „Auf los geht’s los“ – und das hatte er Frank Elstner zu verdanken. Bei ihm hatte er kurz zuvor eine „Wetten, dass..?“-Wette verloren. Der Einsatz: ein Auftritt als Schlafmütze.
In deutschen Wohnzimmern gab es an jenem Abend zwei Lager. Die einen fanden den verschlafenen Fuchsberger einfach lustig, die anderen dagegen beschämend. Sie verbissen sich in ihrer Rolle als Hobby-Richter vor dem Bildschirm. Einigen dürfte heute noch der Zeigefinger wehtun vom angewiderten Pfui-Pfui-Pfui-Zeigen..."
Kirsten Simon (Redakteurin Leben)
Familienpflichtprogramm mit Bud Spencer und Terence Hill
"Ja, ich könnte eine ganze Reihe von Geschichten rund um „Wetten, dass..?“ erzählen. Denn vor allem in den 80er Jahren gehörte diese Show zum Familienpflichtprogramm am Samstagabend. Heißt: Mama, Papa, Bruder und ich vor dem Fernsehgerät.
Besonders in Erinnerung geblieben ist mir der erste Auftritt von Bud Spencer und Terence Hill. In den Anfängen von „Wetten, dass..?“ Anfang der 80er, ich glaube es war 1983, saßen die beiden bei Frank Elstner in der Sendung. Damals noch in diesen engen Stühlen mit Pult davor. Tolles Bild. Die waren authentisch, schlagfertig, lustig und haben mich unterhalten. Jahre später waren Bud Spencer und Terence Hill dann noch mal Gast bei Thomas Gottschalk."
Martin Münter (Freier Redakteur, Online-Redaktion)
Buntstiftlutscher statt Gernhardt-Spruch von Otto Waalkes
"Wir saßen mit Robert Gernhardt zusammen und bastelten an dem Konzept für die lustige Sendereihe in einem großen deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender. In dieser Runde erzählte Robert Gernhardt dann auch, wie sie damals Otto Waalkes auf dessen ersten "Wetten, dass..?" - Auftritt vorbereitet hatten: Otto kommt also aus dieser Showtür, Gottschalk geht ihm entgegen und auf dem halben Weg sollten sie sich treffen, alle Film- und Fotokameras waren auf diesen Punkt ein- und ausgerichtet.
Aber anstatt jetzt auf Thomas Gottschalk zuzugehen, wendet sich Otto Waalkes ab und geht zu dem entgegengesetzten Bühnenrand. Mindestens zwanzig Kameraleute laufen ihm aufgescheucht hinterher. Thomas Gottschalk geht selbstverständlich mit. Die Halle steht Kopf. Otto Waalkes bringt einen Gernhardt-Spruch, und die Show konnte weitergehen. Das Sendekonzept ist übrigens im Papierkorb des Senders gelandet. Dafür gab es dann später den Buntstiftlutscher."
Thomas Lau (Community, Online-Redaktion)