Dschungelcamp 2014 – das Geheimnis des Erfolgs des RTL-Dschungelcamps
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Lesezeit: 9 Minuten
Essen. Das Dschungelcamp 2014 ist mehr als Ekel-TV in Big-Brother-Manier. Das Format vereint viele klassische Unterhaltungselemente. Das Geheimnis des Erfolgs ist das Dschungelcamp-Menü bestehend aus perfekt inszenierten Grund-Zutaten sowie einer Prise Dynamik und Glück. Eine Analyse.
Es ist 22.15 Uhr in den deutschen Wohnzimmern. Wer sich über den Tag informieren will, schaut jetzt Tagesthemen. Wer Spannung, Doku oder Comedy bevorzugt, findet garantiert auch einen Fernsehsender. Was passiert aber, wenn es ein Format gibt, das sämtliche Elemente in sich vereint? Dann schalten täglich rund acht Millionen bei RTL das „Dschungelcamp 2014“ ein, was täglich einer beeindruckenden Zuschauerquote von 40 bis 50 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe entspricht.
Wenn Larissa Marolt über das Leben der „Ureinwanderer“ philosophiert, von einer Hollywood-Karriere a la Angelina Jolie träumt oder schlicht überrascht ist, dass sich das Dschungelcamp gar nicht in einem Studio befindet, und im echten australischen Dschungel alles „so echt“ ist. Dann ist das echte Comedy.
Wenn das Gespür für das Gespür der Fernsehzuschauer fehlt
Wenn Winfried Glatzeder von Larissa bis aufs Äußerste gereizt und scheinbar unkontrolliert wie ein Berserker durch das Dschungelcamp wütet, um Dampf abzulassen; wenn das österreichische Model mit Naivität und einem unerschütterlichen in Trotz zementierten Glauben an sich selbst sämtlichen Dschungelprüfungen die Stirn bietet; wenn Gabby, Jochen und Marco mit ihren Lästereien das Taktieren um den Dschungel-Thron beginnen – fern jeden Gespürs für das Gespür der Fernsehzuschauer. Dann erzeugt das unberechenbare Verhalten der Dschungelcamp-Bewohner Spannung.
Wenn sich zwölf Ex- oder Möchtegern-Promis im Dschungelcamp vor einem Millionen-Publikum lächerlich machen – einige wie Michael Wendler in der Hoffnung ihr Image zu ändern, andere um der Bedeutungslosigkeit zu entfliehen oder um schlicht ein paar Euro zu verdienen; wenn diese Kandidaten dann im Dschungelcamp versuchen in Rollen zu schlüpfen, darin aber grandios scheitern, weil sie die Inszenierung von RTL sowie den objektiven Blick der Fernsehzuschauer unterschätzen. Dann gewinnt das Dschungelcamp Doku-Charakter und bietet sich als Milieu-Studie an, bei der sich die Zuschauer am Scheitern anderer ergötzen können.
Grenzerfahrungen im Dschungelcamp
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Der Nachrichten-Wert des Dschungelcamps
Wenn die Hälfte des Büros am Morgen über die amüsantesten Dschungelcamp-Szenen lacht, über Tollpatsch Larissa lästert, Michael Wendler nach seinem freiwilligen Ausstieg als Mimose abstempelt oder „Mola Adefiesi“ ein paar Dschungelprüfungs-Stromschläge wünscht und sich die Nicht-Dschungelcamp-Schauer darüber schnell im Internet informieren, damit sie mitreden können. Dann gewinnt das Dschungelcamp auf seine ganz eigene Art an Nachrichten-Wert.
Das sind die perfekten Zutaten für Dschungelcamp-Menü 2014
Nachdem Michael Wendler als Dschungelcamp-Zugpferd früh lahmte und die Erwartungen bei weitem nicht erfüllen konnte, schlüpfte Larissa in die Hauptrolle. Sie polarisiert wie kaum eine Figur im Dschungelcamp. Damit steht sie auf einer Stufe mit Sarah Knappik und lässt Georgina Bülowius locker hinter sich.
Die Zicke, der Fiese und der Unsympath im Dschungelcamp 2014
In die Rolle der hinterhältigen Zicke schien immer mehr Gabby Rinne hineinzuwachsen, bis sie am Dienstag das Dschungelcamp verlassen musste. Keine lästerte so laut hinter dem Rücken über andere Kandidaten und taktierte um den Titel Dschungel-Queen wie einst Jay Khan zu seinen besten Zeiten. Die Höhepunkte: Alle anderen für Freaks zu erklären und Larissa als Drogen-Abhängige auf Entzug zu bezeichnen. Dazu machte sie eine Affäre mit Sido öffentlich und brüstet sich damit, dass Justin Bieber sie habe abschleppen wollen. Ob das ihrer Vita tatsächlich so zuträglich ist, wie sie es wohl gerne hätte?
Jochen Bendel übernimmt Rolle von Mola Adebisi
Jochen Bendel hätte der liebevolle Vermittler werden können, wenn… ja, wenn er nicht auch ein Opfer von Larissa geworden wäre. Die brachte ihn dermaßen zur Weißglut, dass Jochen bei jeder Kleinigkeit völlig austickt und Larissa die Intelligenz einer Fünfjährigen bescheinigt: „Wenn die meine Tochter wäre, würde ich sie verkaufen.“ Damit übernimmt Jochen die Rolle des Unsympathen im Dschungelcamp zu einem perfekten Zeitpunkt.
Denn mit Mola Adebisi (von Bild zu „Mola Adefiesi“ gekürt) ist dem Dschungelcamp gerade erst diese Figur verloren gegangen. Bereits beim Fallschirm-Sprung ins Camp verließ ihn der Mut. Das wurde bei der Dschungelprüfung nicht besser, die er wegen Strom-Stößen abbrach. Was ihn beim Publikum disqualifizierte, war allerdings sein hinterhältiges Verhalten. So versprach Larissa nach der Prüfung nicht zu erzählen, dass Mola versagt hatte. Und was macht der einst so beliebte Viva-Moderator: Schiebt vor den anderen Dschungelcamp-Bewohnern die gesamte Schuld auf Larissa.
Die Garantie auf nackte Tatsachen ist im Dschungelcamp 2014 Melanie Müller. Einst waren es Micaela Schäfer und Brigitte Nielsen, jetzt erfüllt die Blondine die Rolle der Nacktduscherin. Bereits im RTL-Format „Der Bachelor“ geizte sie nicht mit ihren Reizen und stieg nackt in den Pool. Ihr passt das Blankziehen perfekt ins öffentliche Image als Erotik-Marke.
Bei so vielen Volltreffern können die Dschungelcamp-Produzenten locker ein paar inhaltsleere Totalausfälle einkalkulieren. Von Corinna Drews bleibt wohl kaum mehr in Erinnerung als ihre familiären Probleme mit ihrem Ex-Mann Jürgen Drews.
Die einst so lustige Tanja Schumann aus der Comedy-Show „Samstag Nacht“ ist eine herbe Enttäuschung und wünschte sich tagelang nur, dass sie endlich durch das Zuschauer-Voting das Dschungelcamp verlassen könnte.
Der Mode-Designer Julian Stoeckel hatte seine Zeit im Rampenlicht. Dass er keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat, zeigt sich an dem frühen Rauswurf durch die Fernsehzuschauer. Ob er jetzt wohl eine Dschungel-Kollektion herausbringt?
Ex-DSDS-Sänger Marco Angelini lacht zwar ständig in die Kamera, so recht mag sich aber keiner für den Österreicher interessieren. Immerhin hatte er in Terrarien eine der härtesten Dschungelprüfungen und durchlitt nach eigenem Bekunden Todesangst.
Die PR-Mission des Michael Wendler im Dschungelcamp
Und dann ist da noch Michael Wendler. Er war das Zugpferd des Dschungelcamps 2014. Michael Wendler polarisierte wie kein anderer Kandidat im Vorfeld. Nicht nur, dass er seit Jahren die Schlager-Szene in Wendler-Jünger und Wendler-Hasser spaltet. Mit markigen Sprüchen und der Ankündigung keine Dschungelprüfung machen zu wollen, brachte die anderen Kandidaten schon vor der ersten Minute in der australischen auf die Palme.
Alles nur Spaß für Michael Wendler - oder doch nicht?
War doch alles nur Spaß, relativierte er seine Aussagen schnell. Oder wie er in seinem letzten Australien-Video-Post auf Facebook anmerkt: „Nehmt das Ganze nicht zu ernst, das ist eine Spielshow“.
Dabei hat Michael Wendler selbst seinen Auftritt im Dschungelcamp sehr ernst genommen. Vor dem Einzug verkündete der Schlager-Sänger, dass der Wendler sein Image aufpolieren wolle und einem Millionen-Publikum den wahren Wendler zeigen sollte.
Wie Michael Wendler seinen Dschungelcamp-Auftritt in Gold gießt
Doch dass ihm ein unbekanntes Model aus Österreich komplett die Schau stehlen sollte, das stand nicht im Drehbuch des Wendler. Dann lieber früher als später und lieber spektakulär als abgewählt den Abgang machen: „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“, schrie er in den Dschungel.
Der Wendler wäre nicht der Wendler, wenn er selbst nach seiner Aufgabe nicht alles in Gold gießen würde. Freudestrahlend verkündete er jetzt freudestrahlend seinen Fans auf seiner Facebook-Seite mitteilt, dass angesichts der spektakulären Einschaltquoten beim Dschungelcamp man „ja alles richtig gemacht“ habe.
Und eines hat sich am Beispiel Wendler bewahrheitet: Schlechte PR ist immer noch besser als keine PR. Seine parallel zum Dschungelcamp erschienene Single stürmt in diesen Tagen die deutschen Charts.
Larissa hat die besten Chancen auf den Titel Dschungel-Queen
RTL-DschungelcampOb die Mission Dschungelcamp für die anderen Kandidaten zu einem Erfolg wird, ist fraglich. Die besten Chancen – nicht nur auf den Titel Dschungel-Queen – hat Larissa. Die 21-jährige Österreicherin hat ihren Unterhaltungs-Charakter nachhaltig bewiesen und dürfte künftig ihre eigentümliche Sicht der Welt in Talkshows und anderen Doku-Soaps zum Besten geben.
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