Essen. Die Läufer aus Kenia kommen nach Deutschland, um von Anni Friesinger zu lernen, wie man als Eisschnellläufer einen 100-Kilometer-Wettlauf meistert. Bei der neuen Vox-Show “Real Cool Runnings“ bleibt nach dem Auftakt aber eher das Bild der peinlichen Deutschen, als das eines spannenden Experiments.

Eigentlich sollten bei der neuen Vox-Show „Real Cool Runnings“ vier Männer im Vordergrund stehen. Vier Läufer aus Kenia, die gemeinsam mit der mehrfachen Olympiasiegerin Anni Friesinger in nur zehn Wochen zu Eisschnellläufern ausgebildet werden.

Doch leider ist es vor allem die deutsche Peinlichkeit, die als unguter Nachgeschmack bleibt.

Schlechtes Englisch, pedantische Regeln und aufzwingende typisch bayerische Urigkeit – das präsentierten sowohl Anni Friesinger als auch die Gastfamilien, bei denen die Kenianer in Inzell unterkommen. Die Untertitel, die die Läufer bekamen, wären oftmals auch für die beiden Trainer angemessen gewesen.

Rassismus-Vorwürfe im Vorfeld

Im Vorfeld hatte die Sendung schon mit Rassismus-Vorwürfen zu kämpfen. Die Läufer würden in den ungewohnten Situationen, beim Stolpern und Stürzen gezeigt. Vor dem Hintergrund wirkten dann vielleicht auch die ersten Tage in Kenia ungelenk.

Friesinger und Physiotherapeut Michael Stöberl landen in Afrika und wollen in einem „typischen Hotel“ wohnen. Was dann bei der Besichtigung vor den Vox-Kameras folgt, sind allerdings Spötteleien über den fehlenden Komfort - leider mehr als unsympathisch. Ebenso unangenehm wirkt das Abschlussgespräch der beiden Trainer am Ende des ersten Tages. Sie versuchen die „Mentalität“ der so unbekannten Leute zu verstehen. Ein Anfang für ein Projekt, bei dem doch eigentlich am Ende ein Team stehen soll, der nicht so ganz passen will.

Anni Friesinger? Nie gehört

Komisch sind jedoch keineswegs die Stolperer der Läufer, die zum ersten Mal auf Inline-Skates stehen oder auf dem sogenannten Gleitbrett die ungewohnten Eisschnelllauf-Schritte üben. Komisch ist vielmehr die Staksigkeit der Deutschen. Mit Tamtam kündigt Michael Stöberl Coach Anni Friesinger an. Und die kenianischen Läufer? Verziehen keine Miene. Schauen eher verwirrt drein. Wer genau?

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Und nicht nur, dass die Männer noch nie von der deutschen Eissportlerin gehört haben, sie haben auch keinen Schimmer, wieso die jetzt nach Kenia gekommen ist und sie alle im Stadion versammelt hat. Nach einigen Auswahlrunden stehen die vier der 30 Kandidaten fest, die nach Deutschland fliegen werden, um dort für den 100-Kilometer-Wettlauf auf dem Weissensee zu trainieren. Und die Sendung fängt doch noch an zu menscheln.

Bayerische Floskeln und deutsche Regeln

Langsam wächst ein Zusammenhalt zwischen den Kenianern und dem deutschen Trainer-Duo. Friesinger wird mehr und mehr zur Beschützerin. Die Freude und Dankbarkeit der Läufer ist beeindruckend. Aufenthalte in komfortablen Hotelzimmern, die Herzlichkeit der Gastfamilien bedeuten Glück für die vier Männer.

Schade nur, dass die Gastfamilien mit ihrer urbayerischen Polterei die Momente, in denen sich die Männer für genau diese Dinge bedanken möchten, überrollen und lieber versuchen, ihnen bayerische Floskeln beizubringen und die „Im Haus werden die Schuhe ausgezogen“-Regeln zu erläutern.

Nach der Auftaktsendung bleibt der Eindruck: "Real Cool Runnings" ist als typisches Fremdschäm-TV-Format zu persönlich und objektiv, als Dokumentation eines spannenden Vorhabens definitiv zu langatmig und stumpf.