Essen. Die Regeln schnell geändert, den Zuschauern mehr Stimmgewicht gegeben: Nach der umstrittenen “Millionärswahl“ hat ProSiebenSat.1 rasch reagiert. Doch die nun unter Druck stehenden Moderatoren taten sich in der zweiten Live-Show schwer. Wie viele Stolpersteine das Show-Experiment wohl noch findet?

Dass nach dem Desaster der Premiere der Millionärswahl ein gehörger Druck auf der zweiten Live-Show lag, war vor allem den beiden Moderatoren anzumerken. Elton und Jeannine Michaelsen leisteten sich einige Patzer und ProSiebenSat.1 zeigte sich reumütig.

Mit einer Portion Selbstironie blickten Jeannine Michaelsen und Elton auf die Kritik und die Diskussionen, die nach der vergeigten Auftaktshow bei den Zuschauern und in den Medien aufgebrandet waren. Und eines muss man ProSieben und Sat.1 lassen: Sie sind fix. Sie reagierten auf die, wie es Moderatorin Michaelsen freundlich ausdrückte, "Unzufriedenheiten" und änderten die Regeln der Wahl und der Stimmabgabe. Die Zuschauer haben nun die größte Macht, die Kandidaten nur noch eine Stimme.

Dem Zweitplatzierten Ralf Zanders bot ProSiebenSat.1 an, doch noch ins Finale einzuziehen. Der lehnte jedoch ab. Er habe im Rahmen der alten Regeln verloren, und so sei es nun einmal. Elton erwähnte das Spendenkonto für Zanders Patenkind und versprach, der Sender werde im Zweifel dazu beitragen, dass die Umbauten für ein behindertengerechtes Badezimmer gemacht werden können. Schön. Gewinner Benedikt Mordtsein winkte mit dem Stoffter der kranken Neele in die Kamera. So viel Harmonie auf einmal. Da war man als Zuschauer schon gleich am Anfang gefühlsduselig überrumpelt.

MillionärswahlModeratoren-Duo bringt sich selbst aus dem Konzept

Es sollte nun alles besser werden. Doch wo Druck herrscht, passieren Fehler - viele davon. Jeannine Michaelsen und Elton war die Angespanntheit anzusehen, und sie führte zu allerlei Pannen. Falsche Kandidaten, Einspieler und Aktionen wurden angekündigt, das Telefonrätsel mit falschen Antworten vorgelesen. Immer wieder berichtigten sich Elton und seine Kollegin Jeannine Michaelsen gegenseitig.

Und am Ende blickte dann selbst die Moderatorin nicht mehr durch. Sie erklärte die neuen Regeln und brachte dabei die Anzahl der zu vergebenen Punkte durcheinander. Elton zuckte irritiert, wiederholte danach dasselbe, allerdings mit der richtigen Anzahl noch einmal - aber eigentlich war es auch egal. So richtig aufmerksam hörte wohl sowieso kein Zuschauer mehr zu.

Dabei waren die Kandidaten der zweiten Show um einiges spannender als die der Auftaktshow. Fast nur junge Leute, eine lockere Stimmung, viel Sportliches und noch mehr Einsatz und Pläne für Jugendliche mit dem möglichen Millionengewinn.

Waghalsiges aus dem Freestyle Motocross

Aylin Yaren präsentierte erstaunliche Kunststückchen und Tricks mit dem Fußball. Rollstuhlfahrer David Lebuser zeigte, leider aufgrund einer Verletzung nur mit Videoausschnitten, was man als Chairskater mit genug Mut in einer Halfpipe so alles anstellen kann. Die Bewegungskünstler der Gruppe Movision führten eine Mischung aus Tanz und Akrobatik auf.

Risiko und eine spektakuläre Show waren auch bei ihm angesagt: Stefan Bengs zeigte Waghalsiges aus dem Freestyle Motocross - draußen vor dem Studio auf einem eigens angelegten Platz. Natürlich im passenden Ambiente: Feuer, eingebuddelte Autos zum Drüberspringen, Feuerwerk und Nebel.

Elton bei Comedy-Act in seinem Element

Die verrückte Comedy-YouTuber-Gruppe NosTeraFuTV schien vor allem auch Elton zu gefallen. Er ließ sich gleich mit ins Programm einbinden, sang und tanzte mit rosafarbenem Cowboyhut.

Musiker Oliver Kuppek hatte zum Glück ein nettes Konzept. Mit seiner Geige alleine hätte er vermutlich die so David-Garrett-auf-allen-Kanälen-geplagten Ohren und damit alle Stimmen der Zuschauer vergrault. Er spielte jedoch gleich alle Instrumente für sein Daft Punk Cover kurzerhand selbst ein. Mal eben den Beat, das Keyboard und alles andere aufgenommen und schon standen da, dank großer Bildschirme nachher insgesamt fünf Olivers und spielten "Get Lucky". Zum Sieg reichte es dennoch nicht.

Denn am Ende zog dann der Kandidat als Sieger ins Finale ein, der die wohl trockenste Präsentation zeigte. Georg Wurth gewann das Telefon-Voting und die Internet Community-Abstimmung. Georg Wurth ist Geschäftsführer und Inhaber des Deutschen Hanf Verbandes und erklärte in seiner Rede, die er vor einem Hintergrund voller Hanfblätter hielt, warum er Cannabis legalisieren möchte. Die Stimmen der Zuschauer hatte er damit auf seiner Seite. Die Mehrheit bestimmte. Wurth ist im Finale. Mit der Million will er die Diskussion anheizen und einen Werbespot drehen.

Jeannine Michaelsens bietet Vorlage für Trinkspiel

Man kann der Millionärswahl einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen. Auch wenn es nur der ist, zu beobachten, wie viele Stolpersteine das Show-Experiment noch findet.

Und sicherlich darf man gespannt sein, wann um den absoluten Lieblingsausdruck von Moderatorin Jeannine Michaelsen ein Trinkspiel gebastelt wird. Die forderte auch in dieser Show wiederholt zu "frenetischem Applaus" im Studio und auf den heimischen Sofas auf. Wie lange der dann aber daraufhin auch noch ertönt, das ist wohl mehr als fraglich. (abla)