Essen. „Menschen, Bilder, Emotionen“: Günther Jauchs Gäste drückten im RTL-Jahresrückblick wie gewohnt auf die Tränendrüse. Sylvie van der Vaart, Lukas Podolski und Jupp Heynckes sorgten für eine hohe Stardichte, während die Geschichte des pakistanischen Mädchens Malala die Zuschauer beeindruckte.

Im letzten Jahr durfte Malala Yousafzai ihr Krankenhaus in Birmingham aufgrund der schweren Verletzungen noch nicht verlassen und musste ihre Teilnahme am RTL-Jahresrückblick absagen. Dieses Jahr lud Günther Jauch die pakistanische Schülerin, die sich für die Rechte von Kindern und Frauen einsetzt, erneut ein. In der Show erzählte die 16-jährige, wie sie von pakistanischen Islamisten mit drei Kugeln in Hals und Kopf lebensgefährlich verletzt wurde, als sie auf dem Weg zur Schule war, die für Mädchen von den Taliban verboten worden war.

„Meine linke Gesichtshälfte ist immer noch nicht völlig in Ordnung und ich bin auf dem linken Ohr taub“, erzählte die 16-Jährige. Und auch wenn die Taliban Malala immer noch auf ihrer Liste stehen haben, aufgeben will sie nicht. Sie hielt ein flammendes Plädoyer für eine gute Schulausbildung. „Ich werde immer für Bildung in meinem Heimatland kämpfen, speziell für Mädchen. Bildung ist der Schlüssel zu allem und ich möchte, dass eines Tages jedes Kind in Pakistan zur Schule gehen kann“, sagte Malala.

Malalas Auftritt ein Höhepunkt des Jahresrückblicks

Ihr Auftritt zählte zu den Höhepunkten des Rückblicks, der ansonsten wie gewohnt von großen Gefühlen und Gästen aus dem Sport und Entertainment-Bereich lebte. Günther Jauch ließ sich zu Beginn von einem Trecker mit Wohnmobil auf die Bühne fahren. Beides gehörte dem 78-jährigen Winfried Langner, der unter so akuter Flugangst leidet, dass seine Ehefrau stets ohne ihn nach Mallorca fliegen musste. Als sie starb, fasste der Rentner den Entschluss, mit seinem über 50 Jahre alten Traktor, der den Namen Robert trägt, nach Mallorca zu fahren.

Ein ungewöhnliches Unterfangen, dass besonders kurios anmutet, weil der Traktor nur noch 20 Stundenkilometer fährt. „Ich saß jeden Tag zehn Stunden hinter dem Steuer“, berichtete Langner, der kein Wort französisch oder spanisch spricht und sich auf seinem Weg von Niedersachsen bis auf die Baleareninsel nur mit Händen und Füßen verständigte. „Das war die Reise meines Lebens“, erzählte er fröhlich.

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Nach 24 Tagen hatte Langner die 2000 Kilometer geschafft. Wer meinte, ein Abenteuer sei genug, irrte sich. „Im April 2015 fahre ich mit Robert zum Nordkap“, so Langner. Der Weg ist in diesem Fall wohl tatsächlich das Ziel.

Sylvie van der Vaart spricht über ihr schwieriges Jahr

„Menschen, Bilder, Emotionen“, der Titel war wie immer Programm. Fast vier Stunden, unterbrochen durch jede Menge Werbung, erzählten altbekannte Stars und Sternchen und Menschen, die in diesem Jahr mehr oder weniger außergewöhnliches geleistet haben, ihre Geschichte. Sylvie van der Vaart war so ein Gast, von dem man dachte, mittlerweile über jedes kleinste Detail ihres Lebens informiert zu sein.

Weil sie durch ihre Trennung von Rafael van der Vaart, dessen neuer Beziehung mit Sylvies ehemals bester Freundin und ihren eigenen zahlreichen Männergeschichten seit Monaten die Titelseiten der Klatschblätter ausfüllt, durfte die Niederländerin bei RTL nicht fehlen.

Wie befürchtet gab es wenig Gehaltvolles zu erfahren. „Ich vergleiche diese ganze Sache mit einem Guerilla-Krieg. Es bricht von allen Seiten auf einen herein“, meinte van der Vaart, die nach der Scheidung wieder ihren Mädchennamen Meis annehmen wird. Mit Tränen in den Augen und zittriger Stimme gab sie zu, den falschen Menschen vertraut zu haben, weswegen ihre Geschichte nun permanent in der Öffentlichkeit diskutiert werde. Angesichts der Tatsache, dass van der Vaart den Gerüchten aber selbst häufig durch Interviews zu ihrem Privatleben neue Nahrung gibt, erschien ihr Wunsch von einem ruhigeren Jahr 2014 etwas unglaubwürdig.

Abrupte Wechsel zwischen Boulevard, Sport und ernsten Themen 

Abrupte Wechsel gehören beim Jahresrückblick dazu, vom Boulevard geht es zu Kriegen, Katastrophen und Hungersnöten. Ans Herz ging die Geschichte des siebenjährigen Mohameds, der im syrischen Damaskus von einer Granate getroffen wurde. Weil die Ärzte in dem Bürgerkriegsland an ihm verzweifelten, kam er mit seinem Vater nach Bad Kreuznach, wo er mehrfache plastische Chirugie über sich ergehen lassen musste.

Das Gesicht des kleinen Jungen war völlig zerstört, zudem verlor er sein Augenlicht. „Jetzt geht es mir wieder besser“, erzählte der Kleine in der Sendung und sagte stolz das deutsche ABC auf. In der Schule lernt er Deutsch und die Blindenschrift. Beim Armdrücken mit Günther Jauch zeigte der Knirps, dass er trotz seines schweren Schicksals nichts von seiner Lebensfreude verloren hat.

Waldi Hartmann erzählt vom Blackout bei der Fußball-Quizfrage

Mit schlechter Laune hat man Fußballer Lukas Podolski auch noch nie gesehen. Bei Jauch plauderte er locker-leicht über seinen Wechsel zum FC Arsenal London, die WM im nächsten Jahr und sein Rekordtor beim DFB-Spiel gegen Ecuador. Nur 9,02 Sekunden brauchte der Nationalspieler für das schnellste Tor in der Länderspiel-Geschichte.

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„Dass das in die Geschichtsbücher eingeht, habe ich erst nach dem Spiel erfahren“, meinte Podolski grinsend. Der Kölner schreibt gerade selbst ein Buch, in dem er über seinen Weg zum Profifußballer erzählt.

Da passte der Besuch von Waldi Hartmann gut ins Bild. Der wurde bekanntlich bei der Präsentation seines Buches angerufen, um beim „Wer wird Millionär“-Prominentenspecial eine Fußball-Frage zu beantworten. Die falsche Antwort, sein Blackout und die Erklärung dafür – all das konnte der Zuschauer schon vor der Sendung herunterbeten.

Musikalisch aufgefrischt wurde der RTL-Jahresrückblick, der den Auftakt zu vielen anderen Rückschauen macht, von Shootingstar Olly Murs und den Toten Hosen, die „Altes Fieber“ sangen. Unterhaltsamer als im letzten Jahr führte Günther Jauch durch die Show und bewältigte sogar den schwierigen Spagat zwischen Boulevard, Sport und ernsten Themen.