Essen. „Joko gegen Klaas – Das Duell um die Welt“ hat in der Vergangenheit schon stärker auf den Schock- und Ekel-Faktor gesetzt als die aktuelle Folge vom Samstag. Trotzdem ging es in der Pro-Sieben-Show wieder ordentlich zur Sache. Am Ende flossen gar Tränen. Und es wurde geflucht auf Teufel komm’ raus.
Wer sich „Joko gegen Klaas – Das Duell um die Welt“ anschaut, sollte wissen, worauf er sich einlässt. Spätestens seit sich Joko Winterscheidt in der Show im Oktober im Wettstreit mit seinem Kumpel Klaas Heufer-Umlauf vor laufender Kamera ohne Betäubung die Lippen zunähen ließ, ist endgültig klar: Diese beiden Jungs wandeln hart an der Grenze des guten Geschmacks – und zuweilen gehen sie deutlich darüber hinaus.
Dann landet auch schon mal ein böser Brief von der Medienaufsicht in ihrem Postkasten. In der kommenden Woche dürften Joko und Klaas aber recht entspannt dem Briefträger die Türe öffnen – denn mahnende Schreiben von Jugendschützern dürften ausbleiben. Die am Samstag ausgestrahlte Folge des TV-Duells war insgesamt recht harmlos. Nun ja, zumindest für Joko-und-Klaas-Verhältnisse.
Was Joko und Klaas bieten, ist gute Unterhaltung
Trotzdem – oder gerade deshalb – ist das, was die Jungs da machen, gute Unterhaltung. Nicht ohne Grund konnte sich die Einschaltquote bislang stets sehen lassen. „Ein Rezept, das offensichtlich ganz gut aufgeht“, sagt Klaas über die Sendung. Andererseits ist er sich wohl auch bewusst, dass es sich dabei oft um, wie er es nennt, „Pipi-Kacke-Kotze“-Fernsehen handelt. Also genau das, das vom so genannten Bildungsbürgertum per se verflucht wird. Eltern dürften die Show hassen, ihre Kinder aber schreiben auf Twitter, wie gut ihnen die Sendung gefällt.
Und um das, was Joko und Klaas da tun, werden sie wohl auch von vielen jungen Leuten beneidet: Sie jetten um die Welt, erleben spannende Abenteuer, dafür ernten sie Applaus vom Publikum – und sie verdienen damit ihr Geld. Das ist sicherlich spannender als täglich von 8 bis 16 Uhr am Schreibtisch zu sitzen. Okay, der Büro-Hengst muss sich dafür seltener mit maskierten Typen auseinander setzen, die mit einem Paintball-Gewehr auf ihre Weichteile schießen...
In jedem Reiseland eine neue Aufgabe
Russland, Äthiopien, China, die USA, Bosnien-Herzegowina und Österreich – das waren die Reiseziele von Joko und Klaas in der Sendung vom Samstag. In jedem Land musste einer der beiden Hauptdarsteller je eine Aufgabe meistern, die ihm der andere gestellt hatte. Wer sehen wollte, wann Tränen fließen, musste aber bis zum Ende dranbleiben.
Ob die Aufgaben, denen sich die beiden Kontrahenten unterziehen müssen, künftig immer härter würden, hatten Journalisten vor der Show gefragt. „Nein, wir haben die Skala nicht weiter nach oben gedreht“, war die Antwort von Klaas Heufer-Umlauf. Eine vernünftige Haltung, denn nichts lässt sich beliebig steigern. Wenn man immer weiter an einer Schraube dreht, ist sie irgendwann kaputt. Zuletzt zeigte dies der tragische Ausgang des Auftritts von Samuel Koch bei „Wetten, dass...“. Davon ist „Joko gegen Klaas - Das Duell um die Welt“ aber – hoffentlich - noch weit entfernt.
In Äthiopien nackig über Kühe hüpfen
In Moskau musste Klaas mit einem „Roofer“ - ein Mensch, dessen Passion es ist, illegal auf hohe Gebäude zu klettern - den Dachfirst eines der Sieben-Schwestern-Hochhäuser erklimmen. Joko hüpfte in Äthiopien nackig über Kühe. In der Nähe von Peking ließ Klaas 300.000 Bienen über seinen Körper krabbeln – und kassierte dabei so manchen Stich. In Las Vegas gab Joko während einer alkohol-lastigen Partynacht seinem Tontechniker Frank in einer „Wedding Chapel“ das Ja-Wort (ruderte aber später wieder zurück, als es darum ging, die „Ehe“ auch nach deutschem Recht zu besiegeln). In Bosnien-Herzegowina kam Klaas an seine Grenzen, als er auf der Suche nach einer Mineralwasserquelle durch ein unterirdisches Höhlensystem kraxelte.
Und in Österreich musste Joko lernen, dass eiserner Wille nicht genügt, um seine hartnäckige Höhenangst zu besiegen: Als er gesichert an einem Seil im Dachsteingebirge eine Steilwand hinunterklettern soll, wird er kreidebleich. „Sorry, ich kann’s nicht“, stammelt er zunächst. „Hoch, hoch, hoch“, ruft er dann. Joko gibt auf. Und das ist der Moment, in dem ihm die Tränen kommen. Er weint. Und es wirkt – authentisch. Der Zuschauer steht mit ihm am Abgrund, er spürt, wie Joko sich fühlt. Das ist gut, es muss nicht immer ,Pipi-Kacke-Kotze’ sein.
„Ich hoffe, die Kinder sind schon im Bett“
Und dann macht Joko Winterscheidt den Mund auf, und er ruft: „Fuck, Fuck, Fuck“. Fluchen, das macht er nämlich gerne. „Scheiße“, „Fuck“, „Ficken“. Immer wieder – und zwar während der ganzen Sendung. Wäre die Show eine amerikanische Produktion – phasenweise wäre nur ein Dauer-Piepen zu hören. Das nervt total. Auch die Protagonisten merken offenbar, dass sie verbal über die Stränge schlagen. „Ich hoffe, die Kinder sind schon im Bett“, wird dann gemurmelt. Aber es macht die Sache nicht besser.
Schade, denn es trübt den Eindruck einer ansonsten wirklich sehenswerten Show, bei der es ja sogar um einen „Weltmeister-Titel“ geht. Gewonnen hat am Ende übrigens Joko. Aber, seien wir doch mal ehrlich, das ist doch eigentlich nebensächlich, oder?
Hier kann man die Show noch einmal angucken.