Essen. . Der Vorhang ist gefallen: Der US-Sender AMC hat die letzte Folge der mit Emmys hochdekorierten Drama-Serie „Breaking Bad“ ausgestrahlt. Es ist ein schlichtweg großartiges Finale. Achtung! Spoiler! Wer die Episode nicht gesehen hat, sollte hier nicht weiterlesen und diesen Artikel besser sofort schließen.

Walter White drückt den roten Knopf. Der Kofferraum eines Autos öffnet sich – Feuer frei! Eine automatische Schussanlage bringt Nazis um. Es knallt gewaltig. Der krebskranke Drogenbaron, der früher ein unscheinbarer Highschool-Chemielehrer war, hat, wie er sagt, Geburtstag. Das Finale der TV-Erfolgsserie „Breaking Bad“ zeigt den Tag seiner Abrechnung.

Die letzte Folge mit dem Titel „Felina“ setzt der Geschichte jenes Ende, das sie verdient. Episode 62, die der deutsche Bezahl-Sender AXN am Dienstag ausstrahlt, wird auch Whites Charakter, seiner Entwicklung, den eigenen Motiven gerecht. White – alias „Heisenberg“ – kehrt nach Hause, zu sich zurück, in aller Ehrlichkeit, aller Aufrichtigkeit, über seine Moral.

Bryan Cranston
Bryan Cranston © dpa

Es ist der Showdown einer Drama-Serie, mit der sich ihr Schöpfer Vince Gilligan ein Denkmal in der Fernsehgeschichte gesetzt hat. Ihr Plot hat eine soziale, ethische und politische Tiefe, wie sie vorher noch keine andere TV-Serie erreicht hat.

Spoilerwarnung – So läuft die letzte Episode von Breaking Bad

Strukturell knüpft die Erzählung im Finale geschickt an die wichtigsten Ausgangspunkte der Vergangenheit an. White, gespielt von Bryan Cranston, besucht noch einmal seine Familie.

Sie war die Motivation, der Antrieb der Geschichte von Walter White. Für sie hatte der frühere Chemie-Lehrer eine finanzielle Absicherung schaffen wollen, nachdem ihm ein Arzt Lungenkrebs attestiert hatte. Er begann mit der Herstellung und dem Verkauf der Droge Crystal Meth, um seiner Familie Geld zu beschaffen. Das tat er äußerst erfolgreich – und mit Verlauf der Geschichte immer skrupelloser. Nun bittet er als meistgesuchter Krimineller des Landes seine Frau Skyler um ein letztes, kurzes Gespräch.

„Du siehst schrecklich aus“, sagt sie. „Aber ich fühle mich gut“, sagt er. Ihr Verhältnis ist zerrüttet. Unter Tränen ermahnt sie ihn, nicht weiter darauf zu beharren, dass er es „für die Familie getan“ habe – die Morde, die Drogenproduktion, die Gewalt. Und er stellt endlich klar: „Ich habe es für mich getan. Ich mochte es. Ich war gut darin. Ich war wirklich lebendig.“ Zusammen gehen sie ins Kinderzimmer. Er sieht zum letzten Mal seine kleine Tochter, streichelt ihr im Baby-Bett über den Kopf. Dann geht er.

Bryan Cranston brilliert

Spätestens in diesen Szenen wird deutlich: Walter White hat die Lügen um sein Doppel-Leben aufgegeben. Er sagt das, was er denkt, erklärt in aller Deutlichkeit, warum er so handelt. Keine falsche Moral, keine soziale Farce. Das Vermächtnis, das er seiner Familie hinterlassen will, spiegelt seine Persönlichkeit, natürlich auch seinen Zustand wider.

Ein bedeutender Maßstab, den er anlegt, ist die Loyalität. „Heisenberg“ lebt. Er zeigt sein Herz – aber keine Skrupel. Cranston transportiert diese Komplexität mit schauspielerischer Oberklasse.

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Mit der Nazi-Bande und all denjenigen, die ihm Millionen von Dollar und das Drogen-Geschäft gestohlen haben, kennt er kein Erbarmen. Doch seinem Partner Jesse Pinkman (gespielt von Aaron Paul), mit dem er ein Drogenimperium aufgebaut hat, rettet er das Leben. Lange hatte es danach ausgesehen, als gebe es keine Hoffnung mehr für Jesse. Seinem früheren Schüler, den die Nazis zur Herstellung des hochwirksamen, blauen Crystal Meth in einem Chemie-Labor gefangen hielten, verhilft Walter White zur Freiheit.

Das automatische Maschinengewehr, mit dem er seine Gegner in einem „Scarface“-ähnlichen Akt erledigt, erwischt jedoch auch ihn selbst. Von seinem Krebsleiden gezeichnet, mit einer stark blutenden Wunde am Bauch, läuft er durchs Drogen-Labor. Aber er lächelt, wirkt zufrieden, geradezu friedlich, während er die Laborinstrumente mit seinen Händen berührt. Es läuft der Song „Baby Blue“ von der britischen Rock-Band „Badfinger“. Als die Polizei eintrifft, liegt Walter White regungslos mit dem Rücken auf dem Boden.

Abspann. Der letzte Vorhang fällt. Vielleicht auch mit Tränen, ganz sicher aber mit großem Applaus.

Bravo, Breaking Bad!