Hagen. In einer 45-minütigen Dokumenation erinnert Autor und Produzent Stephan Lamby am Montagabend im Ersten (22.45 Uhr) ans berühmte “Ehrenwort“ des Uwe Barschel. Lamby hinterfragt klug Politiker und ihr Verhalten; mit schnellen, scharfen Schnitten stellt er gegenüber, wie die Realität am Ende aussieht.

Wer sie damals gesehen hat, diese Pressekonferenz, der wird sie wohl nie vergessen: Uwe Barschel, da noch Ministerpräsident, wie er mit scheinbar geradem Blick in die Kameras sieht und den Satz sagt, der ihm später zum Verhängnis wurde: "Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort..."

Nein, er habe von den Machenschaften gegen seinen SPD-Konkurrenten Engholm nichts gewusst. Nichts von der Bespitzelung, nichts von den Denunziationen. Zwei Wochen später, am 2. Oktober 1987, tritt Barschel zurück, am 11. Oktober wird er tot aufgefunden, in der Badewanne eines Genfer Luxushotels. Lüge und Wahrheit in der Politik, kaum ein filmisches Dokument könnte dies treffender symbolisieren.

Schnelle, scharfe Schnitte zerschneiden das Lügengespinst

Nur 45 Minuten dauert die Dokumentation „Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort“ (ARD, Montag, 22.45 Uhr) des mehrfach ausgezeichneten Autors und Produzenten Stephan Lamby. Doch die hat er ausgiebig genutzt, Politiker und ihr Verhalten zu hinterfragen, zu analysieren. Mit schnellen, scharfen Schnitten stellt er gegenüber, was dem Wähler erzählt, wie der offensichtlich gezielt hinters Licht geführt wird und wie die Realität am Ende aussieht. Erklärt, bewertet wird all dies von Politikern selbst. Und genau das macht den Charme dieses Films aus.

Denn der Kreis der Bewerter ist immer derselbe und letztendlich überparteilich: Heiner Geißler (CDU), Brigitte Zypries (SPD), Wolfgang Gerhard (FDP), Sahra Wagenknecht (Die Linke) und Hans-Christian Ströbele (Grüne) ordnen die Äußerungen, das Verhalten von Ihresgleichen ein. Warum versprach Kanzler Kohl 1990 im Wahlkampf „blühende Landschaften“ und, dass dies ohne Steuererhöhungen zu schaffen sei? Durfte er das? Hätte er mit der Wahrheit diesen Wahlkampf nicht gewinnen können? Trug auch diese Lüge letztendlich zur heutigen Politikverdrossenheit in Deutschland bei?

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Nicht weit von dem entfernt, was Bürger äußern würden

Die Antworten der Polit-Kritiker fallen eindeutig aus, vor allem, wenn es um die Partei-Spendenaffäre der 90er geht. „Verfassungswidrig“ sei Helmut Kohls Weigerung gewesen, die Namen der Spender nicht zu nennen, urteilt dessen Partei-Kollege Geissler. Insgesamt sind die meisten der Bewertungen dieses Kreises gar nicht weit von dem entfernt, was auch Bürger äußern würden.

Doch der Politbetrieb kennt eben auch andere Mechanismen. Fraktionszwänge oder schwierige Krisen-Situationen, in denen die Wahrheit, eine ehrliche Antwort, desaströse Folgen haben könnte. Wie etwa in der Finanzkrise, in der sowohl Kanzlerin Merkel, ihr damaliger Finanzminister Steinbrück und auch Jean-Claude Juncker als Chef der Euro-Gruppe bewusst mit einer Unwahrheit, mit einer Lüge, arbeiten, um Schlimmeres zu verhindern.

Lügen kann menschlich sein, selbst in der Politik.