Berlin. Drei Monate vor der Bundestagswahl bittet RTL die Kanzler-Spitzenkandidaten zu Tisch. Bei dem neuen TV-Format setzt sich Chefredakteur Peter Kloeppel zunächst mit Peer Steinbrück, anschließend mit Angela Merkel an einen Küchentisch, um über Pläne im Wahlkampf und Ziele in der Politik zu diskutieren.

Der Kölner Privatsender RTL experimentiert in der heißen Phase vor der Bundestagswahl mit einem neuen TV-Format. Chefredakteur Peter Kloeppel bittet die beiden Spitzenkandidaten von Union und SPD in die Sendung "Dinner mit...". "Der RTL-Wählerrat, eine Gruppe aus 25 Leuten unterschiedlichster Schicht und Alter, und ich setzen uns mit den beiden Kandidaten an den Küchentisch", erklärte Kloeppel. "Dadurch bekommen wir eine viel intimere Gesprächsatmosphäre."

Der "RTL-Wählerrat" besteht aus 20 bis 25 Menschen, und jeder hat unterschiedliche Anliegen und Interessen: der Rentner, der um seine Altersversorgung bangt, der Unternehmer, der steuerliche Einschränkungen fürchtet, der junge Mensch, der nach einem Ausbildungsplatz sucht. In jeder der beiden Sendungen wird jeweils rund die Hälfte des "Wählerrats" dabei sein und Fragen stellen.

Den Anfang macht Peer Steinbrück

Den Anfang macht am 18. August (19.05 Uhr) der Herausforderer Peer Steinbrück (SPD), am 25. August ist Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zu Gast am Küchentisch im Berliner Hauptstadtstudio. Die Sendungen werden aller Voraussicht nach an dem Tag der Ausstrahlung aufgezeichnet. Außerdem plant RTL laut Kloeppel mehrere "Nachtjournal Spezial"-Ausgaben, in denen Ilka Essmüller die Spitzenkandidaten aller großen Parteien vorstellt und interviewt.

Zum Showdown kommt es dann am 1. September beim TV-Duell der Kandidaten, wenn vier Interviewer von vier TV-Anstalten Merkel und Steinbrück in die Mangel nehmen wollen - zu sehen in der ARD, im ZDF, auf RTL und ProSieben. Neben Kloeppel nehmen daran Maybrit Illner (ZDF), Anne Will (ARD) und Stefan Raab (ProSieben) teil, über dessen Mitwirken es in der Öffentlichkeit kontroverse Ansichten gegeben hatte. Der Entertainer steht sonst für Shows wie "Schlag den Raab" - vor einigen Monaten begann er seinen Polittalk "Absolute Mehrheit".

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TV-Duell ist keine Plattform für Moderatoren

"Wir sollten nicht darüber debattieren, wer der beste Moderator ist, sondern wer die besseren politischen Ideen hat", sagte Kloeppel über die Raab-Diskussion. So ähnlich hatte es in einem Interview mit dem Fachdienst "kress report" auch ZDF-Chefredakteur Peter Frey formuliert, jedoch noch hinzugefügt: "Das Duell ist keine Showbühne für die Mätzchen von Moderatoren."

Am 8. September will RTL am späteren Sonntagabend eine Wahlkampfreportage zeigen, die die Kandidaten "mal anders zeigen soll". Der Wahltag selbst steht bei RTL im Zeichen der Sondersendung ab 17.45 Uhr. Kloeppel verweist als Neuerung besonders auf Grafiken im Stil der "augmented reality" - die Schaubilder, zum Beispiel Säulendiagramme, bauen sich dabei in einem realen Raum dreidimensional auf. Das Brandenburger Tor mit seinen sechs vorderen Säulen böte dafür geeignete Voraussetzungen. (dpa)