Rambo-Polizist Til Schweiger passt sehr wohl in den Tatort
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Essen. Der Tatort mit Til Schweiger war verstörend laut, das hat viele Fans der Krimi-Serie verschreckt. Doch wer jetzt schon den Stab über Til Schweiger bricht, wird dem Schauspieler nicht gerecht. Tatort-Ermittler leben davon, dass sie sich unterscheiden. Das macht den Erfolg der Serie aus.
Die Bedenkenträger waren frühzeitig zur Stelle, und auch ich habe arg daran gezweifelt, ob das passen kann: Til Schweiger und der Tatort. Mit der Premiere hat der Schauspieler allen gezeigt: Er kann es. Und wem Schweigers Art nicht gefällt, dem sei zur Beruhigung gesagt: Davon geht der Tatort nicht unter.
Denn Deutschlands Tatort-Kommissare waren schon vor Til Schweiger keine homogene Gruppe gleichartiger Charaktere. Ganz im Gegenteil: Die Ballaufs, Schenks, Thiels, Kepplers und Saalfelds unterscheiden sich sowohl, was ihr privates Umfeld angeht, als auch in ihren Ermittlungsmethoden. Für die Tatort-Reihe war das bisher kein Problem, sondern ein Pluspunkt: Die verschiedenen Typen haben der Serie in jeder Episode frischen Wind verliehen.
Til Schweiger könnte der "Amerikaner" unter den Tatort-Ermittlern werden
Jetzt kommt mit Kriminalhauptkommissar Nick Tschiller ein weiterer Charakter hinzu. Til Schweiger könnte der "Amerikaner" unter den Tatort-Ermittlern werden. In der ersten Episode zeigte er, was das bedeutet: knallharte Actionszenen, viel Schusswaffengebrauch und gewagte Alleingänge. Das wirkt - zugegeben - stellenweise wie eine Mischung aus Alarm für Cobra 11 und James Bond.
Für die Zuschauer ist das ungewohnt, klar. Aber das muss nichts Schlechtes sein. Actionfilme sind in Kino und Fernsehen beliebt - warum sollte Action im Tatort nicht funktionieren? Wenn sich Realismus-Freaks nun beklagen, der Schweiger-Tatort habe nichts mit tatsächlicher Polizeiarbeit zu tun, sei ihnen geraten: Fragt mal einen echten Polizisten, wie "realistisch" die übrigen Fernseh-Krimis sind.
Til Schweiger will den Tatort verjüngen
So manchem Tatort-Fan fehlte in der ersten Hamburger Episode der Tiefgang. Was bleibt hängen? Was wollte der Drehbuch-Schreiber dem Zuschauer mitgeben? Die ehrliche Antwort ist: wenig. Die Schweiger-Premiere war in der Tat mehr auf Krawall angelegt als darauf, den Zuschauer zum Nachdenken zu bringen. Doch das kann sich ja noch ändern. Auch Nick Tschiller hat ein wenig Zeit verdient, bevor man den Stab über ihm bricht.
Til Schweiger spricht von einer "Verjüngungskur", die er dem Tatort verpassen möchte. Der Versuch ist aller Ehren wert. So manche Episode der Krimireihe wirkte zuletzt reichlich uninspiriert. Schaden kann es nicht, wenn Til Schweiger mit seiner Tatort-Interpretation den Finger in die Wunde legt.
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