Mainz. Seit Januar gibt es neue Vorwürfe der Schleichwerbung gegen das ZDF und die Show “Wetten, dass..?“. ZDF-Intendant Bellut weist sie zwar zurück, will aber mit mehr Transparenz gegensteuern. Schon bald will der Sender die Regeln für Gewinnspiele verschärfen und auf Auto-Gewinnspiele komplett verzichten.
Das ZDF zieht nach Schleichwerbungs-Vorwürfen gegen das Show-Zugpferd "Wetten, dass..?" Konsequenzen und verschärft die Regeln für Gewinnspiele. Autos seien vom Sommer an tabu bei Gewinnspielen, kündigte ZDF-Intendant Thomas Bellut am Freitag in Mainz an. "Es geht um größtmögliche Klarheit." Auch die Vermarktung eines Sendetitels über einen Moderator werde es nicht mehr geben. Preise sollten weniger werbewirksam präsentiert werden. Zum Sommer werde die Zusammenarbeit mit der Firma Dolce Media eingestellt. Neue Vorwürfe wies Bellut zurück: "Wir haben scharf genug hingesehen", sagte er.
"Der Spiegel" und das "Handelsblatt" hatten im Januar berichtet, wie die Firma Dolce Media Werbepartner beschafft haben soll, was eine mögliche Plattform für Schleichwerbung gewesen sei. Dolce Media gehört dem Bruder von Ex-Moderator Thomas Gottschalk, Christoph Gottschalk. Am Unternehmen war bis vor einigen Jahren auch die ZDF-Tochter ZDF-Enterprises beteiligt. Das "Handelsblatt" schrieb am Freitag, Bellut habe die Öffentlichkeit über den Umgang mit Verträgen zu Gewinnspielen in der Show 2009 und 2010 falsch informiert. Die Vorgaben zu Anmoderationen in Verträgen zwischen dem Stromanbieter Teldafax und Dolce Media seien teils exakt umgesetzt worden.
Akquisition ohne Umwege
Bellut wies die Vorwürfe zurück. "Ich kann nur sagen, dass nach bisherigem Kenntnisstand die Clearingstelle gut gearbeitet hat und verhindert hat, dass es zu solchen Verstößen kommt", sagte der Intendant. Die Vorgaben seien auch nicht genauso umgesetzt worden. Mehrfach seien Einspieler verändert worden. "Es gibt klare Hinweise aus verschiedenen Urteilen, wie wir das zu machen haben." Seit Markus Lanz die Show moderiere, "gibt es solche Vorgänge nicht mehr". Zur Akquisition von Gewinnspielen werde künftig keine Agentur mehr zwischengeschaltet, und die Maßstäbe zur Präsentation in der Sendung würden geprüft. Gewinnspiele stellte Bellut nicht grundsätzlich infrage. Sie seien eine übliche Praxis, um Zuschauer zu binden.
Der ZDF-Fernsehrat, ein Kontrollgremium, stellte sich vor den Intendanten, pochte aber auf der Umsetzung der schärferen Regeln. "Auf dem Bildschirm hat alles den Rechtsgrundsätzen entsprochen, die für das ZDF maßgeblich sind", sagte der Vorsitzende Ruprecht Polenz nach einer Sitzung. "Wichtig ist jetzt, dass (...) Konsequenzen für die Zukunft gezogen werden." Geplant ist auch eine jährliche Erklärung wichtiger Moderatoren über die Einhaltung von Regeln zu Gewinnspielen und Werbung. (dpa)