Berlin. Für eine RTL-Dokusoap sollen 30 festinstallierte Kameras Geburten in Berlin filmen. Das neue Format “Babyboom - Willkommen im Leben“ hat sein Vorbild in dem Format “One Born Every Minute“ aus England. Pure Emotionen oder Voyeurismus im “Big Brother“-Stil? Berliner Grüne sind skeptisch.

Kaum sind die Säuglinge auf der Welt, schon sind sie im Fernsehen: In einem Berliner Vivantes-Krankenhaus werden Geburten für eine neue RTL-Dokusoap gefilmt. Im Kreißsaal, im Krankenzimmer und in den Untersuchungsräumen zeichnen 30 Kameras seit mehreren Tagen Geburten auf. Familien, die einverstanden damit seien, bekämen ihr Baby in einem abgetrennten Bereich der Entbindungsstation, berichtete der Sender RTL. Dort soll das neue Format "Babyboom - Willkommen im Leben" zu sehen sein. Zuvor berichtete die Zeitung "B.Z." in Berlin darüber. Der Ausstrahlungszeitpunkt und der Sendeplatz sind noch offen.

"Uns reizt das innovative Format, bei dem keine Kamerateams auf der Station unterwegs sind", sagte Vivantes-Sprecherin Mischa Moriceau. Durch die feste Installation der Kameras werde das Klinikgeschehen so authentisch wie möglich dargestellt. Das Format solle zwar intim und emotional sein - aber nicht voyeuristisch. "Wir wollen schlicht die Menschen und ihre Geschichten zeigen, die Mitarbeiter und werdenden Eltern." Vorbild für die neue Doku-Serie sei die Sendung "One Born Every Minute" aus England, hieß es bei RTL.

Der Senat wollte sich am Sonntag nicht zu dem Thema äußern. Der Grünen-Gesundheitspolitiker Heiko Thomas sagte der dpa: "Ich hätte Vivantes davon abgeraten." Dies trage zu einer Kommerzialisierung des Gesundheitswesens bei. Zudem frage er sich, welches Format danach folge. "Beim nächsten Mal sind wir dann beim Tod live dabei." (dpa)