Wellington. Wissenschaftler haben einen Zusammenhang zwischen dem Fernsehkonsum in der Kindheit und der kriminellen Neigung im Erwachsenenalter nachgewiesen. Der neuseeländischen Studie zufolge werden Menschen unsozialer, wenn sie als Kinder übermäßig viel Fernsehen geguckt haben.
Wer als Kind viel fernsieht, läuft einer neuseeländischen Langzeitstudie zufolge stärker Gefahr als weniger Fernseh-affine Altersgenossen, als Heranwachsender kriminell zu werden. "Die Wahrscheinlichkeit, bis zum jungen Erwachsenenalter verurteilt zu werden, steigt mit jeder Stunde, die ein Kind an einem normalen Wochenabend vor dem Fernseher verbringt, um jeweils 30 Prozent", heißt es in der Studie, die in dieser Woche im US-Magazin "Pediatrics" veröffentlicht wurde. Exzessiver Fernsehkonsum im Kindesalter führt demnach zu unsozialem Verhalten.
Die Debatte über die Auswirkungen des Fernsehens auf Kinder ist nicht neu, und so begannen die Wissenschaftler der Universität von Otago bereits Ende der 70er Jahre, den TV-Konsum von eintausend Kindern zu analysieren. Die Kinder der Jahrgänge 1972 und 1973 wurden ab dem fünften Lebensjahr zehn Jahre lang bei ihren Fernsehgewohnheiten beobachtet.
Andere Faktoren wie Intelligenz und sozialer Status wurden berücksichtigt
Sobald die Studienteilnehmer das 26. Lebensjahr erreichten, werteten die Wissenschaftler ihren weiteren Werdegang aus. Die schiere Datenmenge und hohe Kosten haben nach Angaben der Universität die Aufbereitung der Studie verzögert.
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Der Zusammenhang zwischen den Fernsehgewohnheiten und dem späteren Lebensweg sei sehr stark, schreiben die Autoren der Studie. Demnach bleibt er auch dann statistisch signifikant, wenn andere Faktoren wie Intelligenz, sozialer Status und die Art und Weise der elterlichen Aufsicht miteinbezogen werden. "Unsere Ergebnisse führen zu dem Schluss, das weniger Fernsehen bei Kindern die Wahrscheinlichkeit späteren unsozialen Verhaltens reduziert", schreibt einer der Autoren, Bob Hancox.
Inhalt des TV-Programms ist nicht allein verantwortlich
Der Studie zufolge ist nicht allein der Inhalt des Fernsehprogramms verantwortlich für das spätere Verhalten der Heranwachsenden - auch wenn sie nicht ausschlossen, dass Kinder bestimmte Verhaltensweisen aus TV-Sendungen übernehmen. Prägend sei jedoch vor allem die Vereinsamung des Kindes vor dem Fernseher: "Diese Mechanismen könnten einen geringeren Austausch mit Gleichaltrigen und Verwandten, schwächere Leistungen in der Schule und das Risiko der Arbeitslosigkeit fördern", schreiben die Wissenschaftler.
Die Daten der Studie stammen aus einer Zeit, in der Computer und Spielkonsolen noch nicht in die Kinderzimmer vorgedrungen waren. Die Auswirkungen der Heim-PC's auf Heranwachsende seien angesichts der vielen Gewaltspiele wohl "noch schlimmer" als Fernsehen, sagte Hancox dem Radiosender New Zealand. (afp)