Essen. Was Menschen für die Aussicht auf 50.000 Euro mit sich machen lassen, lässt sich zurzeit im ProSieben-Casting “Beauty & The Nerd“ beobachten. In der zweiten Folge wurde der zottelige Helge glattgestriegelt. Beauty Kimberly und Nerd Frank sind schon raus.

Wieso blamiert sich jemand vor laufenden Kameras? Geht es um das Geld? Es muss noch mehr geben, denn beim ProSieben-Format „Beauty and the Nerd“ wird das Siegerpärchen 100.000 Euro gewinnen, so kündigt es der Sender an. 50.000 Euro pro Person - genug Geld, um sich als hübsche Dummchen (Frauen) oder langweilige Sonderlinge (Männer) darstellen zu lassen, deren nichtvorhandener modischer Geschmackssinn in den siebziger Jahren stecken geblieben ist?

Gemeinsam kämpfen die ungleichen Paare in der Sendung um den Sieg. Dabei müssen die Nerds sich als Männer beweisen und die Beauties Intelligenz zeigen. Als „das ultimative soziale Experiment“ betitelt ProSieben die Sendung. Raus aus dem Experiment sind am Ende der zweiten Folge die blonde Arzthelferin Kimberly und der langhaarige Hydraulikfachmann Frank.

Gackernde Beauties im Pool müssen buchstabieren

Für die Kandidaten peinliche Szenen gibt es gut portioniert über die gesamte Sendezeit. So müssen die Beauties beim Buchstabier-Wettbewerb in pinkfarbenen Bikinis Buchstaben aus einem Pool holen und in der richtigen Reihenfolge anordnen. Kreischend und gackernd hüpfen die Schönheiten durch den Pool. Ein Schelm, wer da an Hühnersuppe denkt. Bei der ganzen Hektik schreibt Kimberly Jalousie schon mal „Schalousie“. Ihr Kommentar dazu: „Ich guck mir ja keine Wohnkatalogs an.“

Aber die Sendung birgt auch Szenen zum Schmunzeln. Vor allem die Sprüche der Nerds. Auf den Punkt bringt es der Wittener Cedric mit seinem Kompliment: „Du wirst jeden Tag schöner, du siehst schon aus wie nächste Woche.“ Aber leider wirken gerade die Dialoge zu oft zu gestellt, aufgesagt und somit künstlich. Da büßt die Sendung schwer an Unterhaltungswert ein.

Nerds bei Twitter beliebter, Häme für die Beauties

Auch die Nerds müssen sich schmählichen Aufgaben stellen. Eigentlich sollen sie in der Sendung von den Beauties lernen, wie sie männlicher und attraktiver werden. Warum müssen sie dann aber dann bei ihrer Feuerwehr-Aufgabe in langen weißen Feinripp-Unterhosen mit Eingriff vor die Kamera treten? Erst mal eine Runde vorführen, scheint die Regie vorzuschreiben, bevor sie in die Feuerwehruniformen schlüpfen dürfen und die Schönheiten vor den Flammen retten können. Die „Nerd-Wehr“, wie Moderator Daniel Boschmann sie nennt, wirkt in erster Linie trottelig. Allen voran Kandidat Kevin, der unfreiwillig für eine Slapstick-Einlage sorgt, als er mit dem Feuerwehrschlauch in der Hand ausrutscht, weil der sich nicht weiter ausziehen lässt.

Unterdessen wird auf Twitter über die Sendung diskutiert. Beliebt scheinen bei den Nutzern die Nerds, während es für die Beauties viel Häme gibt.

Einmal lächerlich machen zur besten Sendezeit

Einmal lächerlich machen zur besten Sendezeit, und das für 50.000 Euro – wenn die Kandidaten denn gewinnen. Ist es das Geld wirklich wert? Nicht nur für einen Studenten, wie etwa den 23-jährigen angehenden Lehrer Cedric aus Witten, ist das bestimmt eine große Summe. Aber was ist, wenn Cedric sein Studium beendet hat? Wenn er als Lehrer für Mathematik und Sozialwissenschaften vor seiner Klasse steht? Werden ihn seine Schüler ernst nehmen, wenn sie im Netz Videos von ihm in Unterhosen finden?

Bei Nerd-Kollege Helge wird möglicherweise die optische Generalüberholung den größeren Eindruck hinterlassen. Wieso Nerds nicht einfach Nerds bleiben dürfen, wird nicht ganz klar: Designer Thomas Rath, der auch schon mit Heidi Klum verhinderte Topmodels casten durfte, verordnete Helge ein komplettes Umstyling - inklusive Brusthaar-Waxing. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und überrascht auch den Kandidaten: „Ich bin jetzt der sexy Typ oder so was.“