Washington. . Ein VW-Werbespot mit Jamaika-Klischees steht in den USA in der Kritik. Jamaika ist begeistert, wenige Tage vor dem Super Bowl im American Football lenkt der in den USA zunehmend Marktanteile erobernde Konzern mit einem für das Spektakel am Sonntag gedrehten Werbe-Spot alle Blicke auf sich.

Rassismusvorwürfe in Amerika gegen die Volkswagen AG – eine bessere Werbung hätte sich der Autobauer gar nicht wünschen können. Wenige Tage vor dem sportlichen Höhepunkt des Jahres, der Super Bowl im American Football, lenkt der in den USA zunehmend Marktanteile erobernde Konzern mit einem für das Spektakel am Sonntag gedrehten Werbe-Spot alle Blicke auf sich.

In dem 60-Sekünder lächelt ein sympathischer Bürohengst namens Dave, der nebenbei einen roten Beetle fährt, mit lockeren Sprüchen gegen die schlechte Laune in seiner Firma an und ruft penetrant ansteckend zum Fröhlichsein auf. Botschaft: „Get happy!“ Kleine Besonderheit: Dave ist weiß, spricht aber mit dem lässigen Patois-Akzent, wie er auf der schwarzen Rum-Insel Jamaika nicht nur von zugekifften Rastafaris gepflegt wird.

Werbe-Fernsehminute kostet knapp acht Millionen Dollar

Einzelne Medienkritiker mochten da keinen Spaß verstehen, witterten rassistische Verballhornung und teilten unter anderem der „New York Times“ aufgebracht ihr Entsetzen mit. Weil bei der Super Bowl im Schnitt gut 115 Millionen Menschen zusehen werden (allein in den USA) und die Werbe-Fernsehminute beim übertragenden Sender CBC knapp acht Millionen Dollar kostet, geriet der Mini-Skandal als echte Nachricht ins Frühstücksfernsehen und in die Zeitungsspalten.

Ergebnis: Laut Blitz-Umfragen finden weit über 90 Prozent den Einspieler prima. Zumal in einem zweiten Spot, der „Dave“ am Sonntag vorgeschaltet wird, Reggae-Ikone Jimmy Cliff persönlich gute Laune verströmt; somit eine inhaltliche Klammer besteht und keine Herabwürdigung.

Jamaikas Minister gefällt es

Wykeham McNeill muss es gefallen haben. Jamaikas Tourismus-Minister griff persönlich zur Feder und lobte Volkswagen über den grünen Klee. In der Amerika-Zentrale des Konzerns in Herndon vor den Toren Washingtons reagiert man inoffiziell „belustigt“ über den kleinen Sturm, der als kostenlose Werbung für die „große Konkurrenz“ am Sonntag empfunden wird: knapp 1,6 Millionen Klicks im Internet bis Mittwochabend. Super-Bowl-Spots gelten längst als Phänomen der Popkultur. Unternehmen wollen bei dem teuersten Medienereignis des Jahres durch Kreativität bestechen. „Es geht darum, positiven Gesprächsstoff zu produzieren, der noch in einigen Wochen auf Facebook und Twitter Wellen schlägt“, sagt ein VW-Experte.

Dass der Konzern bei Gesamtkosten von rund zehn Millionen Dollar für eine Minute Übertragungszeit nicht improvisiert, sondern alles minutiös vorher auf Wirkung testen ließ, verstehe sich von selbst. Schließlich schaltet gut ein Drittel der Zuschauer am Sonntag nicht wegen des raubautzigen Sports ein – sondern um die Reklamefilmchen zu sehen. Volkswagen hat hier einen Ruf zu verteidigen, den sich Mercedes dieses Jahr mit dem Bademoden-Model Kate Upton erarbeiten will. Vor zwei Jahren waren die Wolfsburger mit einem Clip über einen als „Darth Vader“ aus „Krieg der Sterne“ verkleideten Knirps erfolgreich, der seine übersinnliche Macht (mit Papas Hilfe) an einem Passat auslässt.

Über 50 Millionen Mal wurde das Kunstwerk auf dem Internet-Kanal YouTube angeklickt. Super Bowl-Weltrekord. Damals wie heute steckte eine Agentur in Los Angeles dahinter, deren echter Name schon wieder die reinste Werbung ist: Deutsch.