Washington. Mit John Harbaugh von den Baltimore Ravens und Jim Harbaugh von den San Francisco 49ers steht sich im Endspiel um die nordamerikanische Football-Meisterschaft erstmals ein Trainer-Brüderpaar gegenüber. Baltimore erreichte das Finale der NFL mit einem überraschenden Sieg gegen die New England Patriots. San Francisco bezwang die Atlanta Falcons.

Einmalige Konstellation im Endspiel um die amerikanische Football-Meisterschaft: Mit John (Baltimore Ravens) und Jim Harbaugh (San Francisco 49ers) stehen sich zum ersten Mal zwei Cheftrainer-Brüder im Kampf um den Titel der National Football League (NFL) gegenüber. John Harbaughs Mannschaft schaltete am Sonntag überraschend klar mit 28:13 die klar favorisierten New England Patriots aus Boston aus. Jim Harbaughs Team von der Westküste bezwang im anderen Halbfinale die Atlanta Falcons mit 28:24.

San Francisco dreht 0:17-Rückstand

Die von dem unerfahrenen, außerordentlich laufstarken Quarterback Colin Kaepernick (25) geführten 49ers konnten nach zwei Spielabschnitten einen Rückstand von 0:17 noch umdrehen. Runningback Frank Gore machte in der heißen Phase mit zwei Touchdowns den Unterschied. Kaepernick, erst im zweiten Profijahr, wurde zur Saisonmitte von Harbaugh ins kalte Wasser geworfen, nachdem die eigentliche Nummer eins auf der Spielmacher-Position, Alex Smith, wegen einer Schulterverletzung nicht die erhofften Leistungen gebracht hatte.

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Die New England Patriots mit dem deutschen Right Tackle Sebastian Vollmer aus Kaarst im Aufgebot kamen gegen die Ravens ab Spielmitte nicht mehr zum Zug. Patriots-Star-Strippenzieher Tom Brady, der im Falle eines Sieges der erste Quarterback in der NFL-Geschichte mit sechs Super-Bowl-Teilnahmen geworden wäre, konnte seine Mitstreiter nicht mehr wirkungsvoll in Szene setzen. Joe Flacco, sein Gegenüber, ein unspektakulärer aber ungemein effektiver Obmann der Offensive, stahl dem Rekord-Spielmacher mit drei Touchdownpässen in der zweiten Hälfte die Show.

Für Ravens-Verteidiger Ray Lewis war der Abend von besonderer emotionaler Güte. Der in der von Drogenproblemen geschüttelten Ostküsten-Hafenstadt göttergleich verehrte Oldie hatte bereits vor zwei Wochen im letzten Heimspiel mit einem seiner berühmten Veitstänze den Fans „good buy“ gesagt. Übereilt. Nach dem beeindruckenden 38:35-Sieg gegen die Denver Broncos in der zweiten Verlängerung des Viertelfinales setzen Lewis & Co. mit ihrem rabiaten Kampfspiel gegen New England eins drauf und revanchierten sich für die knappe Halbfinal-Niederlage im Vorjahr.

Ray Lewis zu Tränen gerührt

„Unglaublich, mir fehlen die Worte“, sagte der 37-jährige Veteran und fünffache Vater nach dem Spiel und einem langen Gebet unter Tränen. In seinem allerletzten Spiel geht es am 3. Februar in New Orleans um den Vince Lombardi-Pokal, die Super Bowl. Für Lewis wäre es der zweite Meistertitel. 2001 gewann sein Team 34:7 gegen die New York Giants. Lewis war wertvollster Spieler. San Franciscos letzter Titel liegt 18 Jahre zurück. Damals bezwang man die San Diego Chargers mit 49:16.