Essen. . Der WDR zeigt am Freitag in der Dokumentation “Als der Fernseher ins Wohnzimmer kam“ die Kindertage des Fernsehens. Als der Nordwestdeutsche Rundfunk 1952 seinen Sendebetrieb aufgenommen hat, konnten gerade mal 300 Zuschauer die bewegten Bilder empfangen. Gut zehn Jahre später waren es schon rund sieben Millionen.
Anfangs hatte man ja Angst. Es gab ja viele Gerüchte. Gerüchte, die einfach nicht verstummen wollten. Über verblühende Zimmerpflanzen oder Hamster, die plötzlich tot im Käfig lagen. Umgebracht von der nur für sie hörbaren Zeilenfrequenz 15625 Hertz, die das neue Gerät in der Ecke ausstrahlte. Besser also, man war vorsichtig damals, „Als der Fernseher ins Wohnzimmer kam“ (WDR, 20.15 Uhr).
1952 nimmt der NWDR den Sendebetrieb auf
Weihnachten 1952 hat es begonnen, das moderne Fernsehen in Deutschland. Da nimmt der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) seinen Sendebetrieb auf. Und gerade mal 300 Zuschauer können die bewegten Bilder empfangen. Doch die Zahl wächst schnell. 1960 gibt es bereits 3,5 Millionen Fernsehgeräte in der Bundesrepublik, 1964 sind es doppelt so viele. Da hat das Fernsehen längst das Familienleben in der Bundesrepublik umgekrempelt. Sofort nach Feierabend setzen sich viele vor die Flimmerkiste und bleiben dort sitzen bis zum Sendeschluss, den es damals noch gibt.
50 Jahre Sportschau
Sandra Kampmann kann für ihre Dokumentation aus dem Vollen schöpfen. Denn natürlich sitzt die Autorin an der Quelle, kann zurückgreifen auf das riesige Archiv des WDR. So kann sie sich darauf beschränken, die ersten Meilensteine des neuen Mediums, die Krönung von Queen Elizabeth II. etwa oder das Wunder von Bern, nur kurz zu streifen. Die gewonnene Zeit nutzt sie für selten gezeigte Beiträge aus den Kindertagen des TV. Bilder aus Fernsehstuben, in denen die Menschen mit großen Augen sitzen, Interviews aus voll besetzen Kneipen, in denen die Menschen mitfiebern, als Deutschland 1966 um den Fußball-WM-Titel kämpft.
Erinnerungen an Flipper und Fury
Kurze Reportagen über den Kauf eines Fernsehgerätes gibt es zu sehen und herrliche Szenen über den Transport des neuen Luxusgutes in die beengten Wohnungen jener Zeit. Abgerundet werden die 45 Minuten durch Erinnerungen von heute: Christine Westermann, Frank Goosen, der Krimiautor Peter Kersken und andere erzählen von ihren frühen Erlebnissen mit der „Glotze“, erinnern sich an Flipper und Fury, die Raumpatrouille oder „Einer wird gewinnen“.
Fernsehmacher von damals verraten, wie pionierhaft und oftmals improvisiert die Bilder ins Fernsehen kamen. Eine Zeitreise ist das, in der angesichts der Masse an vorhandenen Bildern notgedrungen einiges fehlen muss. Dennoch reist man als Zuschauer gerne mit. Weil man an vielen Stellen schließlich selbst mal war.