Essen. Nach seiner Niederlage bei „Schlag den Raab“ vor knapp einem Monat wollte Stefan Raab nichts mehr als gewinnen. Doch sein Gegner machte es ihm nicht leicht. Nach guten fünf Stunden Action, Denksport und Geschicklichkeit, gewann Raab dennoch.

Raab trat an, um genau ein Ziel zu erreichen: zu gewinnen. Er wollte seine Niederlage vom letzten Mal vergessen machen und eine neue Mission starten, den „Schlag den Raab“-Jackpot aufzutürmen.

In der Show traf er am Samstagabend auf einen Gegner, der auf Augenhöhe gegen ihn kämpfte. Sportwissenschaftler Björn arbeitet in einer Strafanstalt mit Jugendlichen, bringt sie mit Sport wieder auf den richtigen Weg. Er ist fit und zeigte sich in seinem Präsentationsfilm vor allem auch von der sportlichen Seite.

Damit überzeugte er die Zuschauer und diese wählten ihn mit großem Vorsprung zu Raabs Kontrahenten.

500.000 Euro im „Schlag den Raab“-Jackpot

Diese Entscheidung nahm Raab mit einem stoischen Cowboy-Helden-Blick hin. Für die Zuschauer, vor allem wohl für die weiblichen, war in diesem Moment zumindest schon einmal klar, dass es ein Abend mit Schönem fürs Auge werden könnte. Björn erinnerte an den Actionfilmschauspieler Jason Statham, der in Filmen wie Transporter und Crank seine Stärke zeigt. Dass der Sportwissenschaftler die damit verbundenen Erwartungen, die mit einem Actionhelden-Format einhergehen, erfüllen konnte, stellte er dann unter Beweis.

Der Jackpot von 500.000 Euro musste im Vergleich zum vorherigen schon fast als Schnäppchen erscheinen. Vor Weihnachten hatte Landwirt Bernd bei „Schlag den Raab“ 3,5 Millionen Euro mit nach Hause genommen.

Raab und sein Kandidat rätseln über Tierbilder

Im ersten Spiel namens „Reifen aufpumpen“ ging es darum, als erster einen Fahrradreifen bis zum Zerplatzen aufzupumpen. Björn hatte die stärkere, entschiedenere Technik, Raab das Glück auf seiner Seite. Prustend und keuchend brachte er wenige Sekunden eher seinen Reifen zum Platzen.

Dass ein Blick ins Biologiebuch eine gute Vorbereitung sein kann, stellte sich beim zweiten Spiel heraus. Es galt Tiere auf Bildern zu erkennen und zu benennen. Klingt einfach, doch so richtig hat man den Tasmanischen Teufel, den Wombat, das Alpaka oder das Perlhuhn dann doch nicht vor Augen. So holperten Raab und sein Gegner auch mehr schlecht als recht durch das Spiel und Björn entschied es nur knapp für sich.

Raabs Show ist immer eine Möglichkeit, Spiele kennen zu lernen, von denen man noch nie zuvor gehört hat. Und noch schöner, man darf Anfängern dabei zusehen, wie sie sich an ihnen versuchen. Indiaca verlangte besonderes Gefühl. Über ein Volleyballnetz mussten sich die beiden Spieler eine Art großen Federball zuspielen. Raab begann als völliger Neuling, Björn hatte einige Erfahrung und gewann so auch haushoch.

Stefan Raab und Steven Gätjen - wie ein altes Ehepaar

In die Kategorie „noch nie gehört“ fällt sicherlich auch die Sportart Haidong Gumdo. Die koreanische Schwertkampfkunst weckte in Stefan Raab dann den beinahe schon vermissten Nörgler, der an jeder Spielaufstellung was zu bemängeln und für jede Regel noch mindestens eine Nachfrage parat hat.

Es mussten mit einem Schwert möglichst waagerechte Schnitte durch ein aufgehängtes Papier gezogen werden. Raab verdoppelte die Spielzeit, indem er unzählige „Luftproben“ durchführte, die Papiere stets auf ihre genaue Hänge-Position überprüfte und sich darüber mit dem Moderator Steven Gätjen anmotzte. Gätjen überzeugte wieder einmal in seiner Rolle als Raab-Besänftiger und machte das Duo „altes Ehepaar“ erneut komplett.

Musik bei "Schlag den Raab" ohne besonderen Knall und Glamour

Blass blieben hingegen die musikalischen Darbietungen des Abends. Das Duo Xavas sang und sprach zu dünner Musik kaum verständliche Texte. Die Sängerin Ellie Goulding blieb ebenfalls ruhig und unscheinbar. Ein richtiger Knaller, ein Wachrüttler fehlte. Lediglich Max Raabe brachte mit seinem Palastorchester auf passende Weise die stilvolle Ruhe ins Studio.

Im Wettkampf waren es immer Kleinigkeiten, die über Sieg oder Niederlage entschieden. Einen wahren Vorsprung in Sachen Können, Geschicklichkeit oder Kraft war nicht auszumachen. Der Sportwissenschaftler und der Showmaster standen sich in nichts nach, und so wurde „Schlag den Raab“ endlich einmal wieder mehr als nur die Summe aus den Zutaten: Werbung, Werbung für andere Raab-Formate, die Ankündigung von Gewinnspielpreisen, einem Pingel-Raab und einem Herausforderer.

Mit Bowlingschuhen übers Eis

Außerdem wurde in vielen Spielen merklich das Tempo angezogen. Verliefen doch in der Vergangenheit viele Duelle sehr schleppend und mit scheinbar immer weiter in die Ferne rückendem Abschluss, so wurden die zu erreichenden Punktestände heruntergesetzt und der ganze Abend deutlich kurzweiliger.

Beim Eisfußballspiel bekamen vor allem die Zuschauer ein schönes Spektakel zu sehen. Mit Bowlingschuhen humpelten und stolperten Raab und sein Gegner über das glatte Eis, um umständlich  Tore zu erzielen.

Zwar führte Raab über einige Zeit, doch aus den Augen verlor ihn Björn trotzdem nie. Beim finnischen Spiel „Mölkky“ waren Zielsicherheit und Genauigkeit gefragt. Mit einem Holzpflock mussten die Kandidaten Kegel umwerfen, die mit den Nummern eins bis zwölf versehen waren. Sieger wurde, wer dabei in der Summe der umgeworfenen Kegel genau die 40 erreichte. Björn zeigte mehr Geschick und verkürzte seinen Rückstand.

Kandidat Björn hatte die Zuschauer auf seiner Seite

Die Zuschauer hatte der Kandidat längst auf seiner Seite. Laut feuerten sie ihn an und litten mit ihm, als er nur knapp gegen Raab im „Kleiderbügel an eine Stange werfen“ und „Nägel ziehen“ verlor.

Auch beim 13. Spiel „Sortieren“ gewann Raab und machte so das 14. und eigentlich ja vorletzte Spiel zum entscheidenden Spiel. Raab führte 32 zu 59 und konnte den Abend für sich entscheiden, das Geld sichern und erneut den Versuch starten den Jackpot auf vielleicht mehr als 3,5 Millionen Euro zu erhöhen.

„Wackeldraht“ forderte dann noch einmal alles an Feingefühl, was die beiden Kandidaten nach guten viereinhalb Stunden Action noch aufbringen konnten. Eine kleine Holzkugel musste von einem Töpfchen, das an einem langen unruhigen Draht befestigt war, in ein anderes gekippt werden.

Stefan Raab siegt mit Feingefühl

Nicht einfach, und auch hier zeigten sich die beiden als absolut gleichwertige Gegner. Ganz knapp, mit nur einem gelungenen Versuch mehr, gewann Raab das Spiel und damit den Abend.

Nun gibt sich Raab gerne als King, als Held und Champion. Er lässt sich feiern und kann dies aber auch ganz gut selber übernehmen. Die Art, mit der er sich am Samstagabend jedoch über seinen Sieg freute, zeigte, dass ihm bewusst war, dass er in Sportwissenschaftler Björn einen ebenbürtigen Gegner vor sich hatte.  Im Flittergewitter schüttelte er brav Hände von Freunden und Familie des Kandidaten.

Die Stunden mit Stefan Raab waren diesmal kein bisschen lähmend-lang oder einschläfernd, und auch seine Nickeligkeiten traten hinter dem fairen Wettkampf in den Schatten. So kann es weitergehen.