Essen. Trotz der Neuordnung von Spieltagen profitieren TV-Sender. Fans und Kirchen sind gegen die Zersplitterung
Seit dem Wochenende grassiert es wieder in Deutschland: das Fußball-Fieber. Jeder TV-Sender profitiert von der Bundesliga-Begeisterung der Zuschauer – trotz Neuordnung von Spieltagen und Fernsehmarkt.
Die „Sportschau” verbuchte am frühen Samstagabend 4,67 Millionen Zuschauer. Das war ein Marktanteil von 27,5 Prozent. Damit startete die Sendung erfolgreicher als 2008 – in jeder Hinsicht. Das ZDF-„Sportstudio” profitierte vom Spätspiel am Samstag und verdoppelte sein Publikum mit 2,93 Millionen (14,3 Prozent).
Auch die dritten Programme zählten sich zu den Siegern. Sieben Dritte, darunter der WDR, erreichten mit ihren Ausschnitten der Sonntagsspiele 2,5 Millionen Fans. Das waren 800 000 mehr als 2008 beim Liga-Start im DSF.
Zuschauerzahlen vom Bezahlsender Sky und dem Internetfernsehen von T-Mobile lagen allerdings nicht vor.
Reaktionen der Fans hingegen schon. Während die „Pro-15.30-Uhr-Initiative”, ein Zusammenschluss von Fußballfreunden aus allen Vereinen, bereits seit Jahren gegen die Zersplitterung des Fußball-Samstags protestiert, macht jetzt auch die Kirche gegen neun Spiele an fünf Terminen von Freitag- bis Sonntagabend mobil. „Die Dauer-Übertragung der Bundesliga-Spiele droht die Kommunikation in den Familien zu beeinträchtigen, wenn Väter jetzt das komplette Wochenende vor dem Fernseher sitzen”, befürchtet Heiner Koch, Weihbischof im Erzbistum Köln.
Das Problem sieht Rolf Rojek, Fanclub-Vorsitzender des FC Schalke 04, nicht zwangsläufig. „Ganz abgesehen davon, dass meine Frau auch fußballbegeistert ist und mitschaut, würde ich einen zweiten Fernseher kaufen, um Krach zu verhindern.” Ein Wochenende mit dem Fernseher am Grill kann er sich gut vorstellen. Allerdings favorisiert auch er das Samstagsspiel um 15.30 Uhr. Für berufstätige Fans aus dem Sauerland Busse am Freitag- oder Sonntagabend zu chartern, führe wegen der Kollision von Anreise- und Arbeitszeit zu Problemen.
Zu den technischen Problemen mochte Sky am Montag nicht Stellung nehmen. Es gebe noch keine Rückmeldung von der Service-Abteilung. Dafür aber eine von WAZ-Leser Martin F. aus Bottrop. Er hatte als Kunde des NRW-Kabelanbieters Unitymedia bei Sky ein Bundesliga-Abo abgeschlossen und bekam prompt eine Empfangsbox von Sky aus Hamburg zugeschickt. Die Chipkarte für die Entschlüsselung der Sky-Bundesliga kam seltsamerweise aus Bochum von Unitymedia. Die Karte sollte aber über die Sky-Hotline freigeschaltet werden. Das ungute Gefühl, ob diese knifflige Zusammenarbeit beider Firmen wohl klappen könnte, wurde prompt bestätigt: Sky konnte nicht freischalten, Unitymedia wollte nicht. Es sei denn, der Kunde zahle für die sowieso schon bezahlten Kabelprogramme fünf Euro extra. Das sollte aber kein Sky-Unitymedia-Opfer tun.
Der WAZ-Tipp: Die bisherige Installation mit Unitymedia-Box und -Karte nicht anrühren, die Bundesliga-Programme von Sky per Telefon auf die Unitymedia-Karte aufschalten lassen und die Sky-Box zurückschicken – die rote Karte (mit Chip) auch. Die haben sie verdient, sagt Martin F.