Essen. Schöne Frauen, viel Geld und imposante Kulissen – was kann da schiefgehen? Eine ganze Menge, wie „Million Dollar Shootingstar“ auf Sat.1 zeigt. Der blasse GNTM-Klon mit Bar Refaeli beweist, dass die Ära der Modelshows, trotz Superlativen, endgültig vorbei ist. Als Quittung gab es für “Million Dollar Shootingstar“ eine katastrophale Zuschauerquote.

So richtig überzeugt war wohl nicht mal der Sender. Als wollte Sat.1 Zweifel an der x-ten Modelshow im Keim ersticken, startete „Million Dollar Shootingstar“ gestern mit maximaler Autosuggestion. Die Sendung sei „der härteste Wettbewerb mit den schönsten Frauen der Welt“. An den „außergewöhnlichsten Orten der Erde“ entstünden „Fotos, die die Welt noch nicht gesehen hat“. „Diese Bilder werden euer Leben verändern“, beschwört Peyman Amin seine Teilnehmerinnen, als hätte es an Superlativen noch gefehlt.

Doch der Auftakt von "Million Dollar Shootingstar" war bei der Zuschauerzahl ein Desaster für Sat.1. Nur 930.000 Zuschauer - davon 580.000 aus der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen schauten die Premiere. Das macht eine Zuschauerquote von desaströsen 3,1 bzw. 4,9 Prozent auf dem wichtigsten Sendeplatz um 20.15 Uhr.

Ziemlich öde Model-Sendung mit Bar Rafaeli

Bar Rafaeli mit einem der Models in dem neuen Sat.1-Format
Bar Rafaeli mit einem der Models in dem neuen Sat.1-Format "Million Dollar Shootingstar". © Sat.1

Das Leben von Peyman Amin hat sich kaum verändert, scheint es. Früher saß er in der Jury von Germany's Next Topmodel und bewertete Nachwuchstalente. In der neuen Sendung macht er fast dasselbe. Der einzige Unterschied: Die Kandidatinnen bei Million Dollar Shootingstar arbeiten bereits als Models.

Das mag gut sein für die Bilder; für den Unterhaltungswert ist es eher schlecht. Im Vergleich mit MDSS wird klar, was Germany's Next Topmodel eigentlich ausmacht: die Klassenfahrtatmosphäre. Heidi Klums Castingshow ist in Wirklichkeit eine Seifenoper, die von der Dynamik zwischen den Figuren lebt. MDSS dagegen ist eine reine Modelsendung. Eine ziemlich öde noch dazu.

"Million Dollar Shootingstar" dreht in der israelischen Wüste

Da die neue Show nicht mit Karriereanreizen wuchern kann, bietet sie Geld. 100 000 Dollar winken bei jedem Foto-Shooting. Das Geld kommt in eine Schatulle, am Ende der letzten Folge erhält die Gesamtsiegerin ihre Ersparnisse. Über Wohl und Wehe entscheiden, neben Peyman Amin, der Fotograf Oliver Gast sowie das israelische Topmodel Bar Refaeli. Die Rollen sind klar verteilt: Amin gibt den knallharten Profi und „bad cop“, Oliver Gast den Animateur und Bar Refaeli die verständnisvolle Freundin (für den Klumschen „Modelmama“-Part ist sie zu jung).

In der ersten Folge geht es in die israelische Wüste. Genauer gesagt, zu den „Säulen Salomons“. Zwischen den Zwillingsfelsen ist eine Art Bungie-Seil installiert, mit dem die Models abspringen müssen. Einem Mädchen ist die Plattform zu hoch, einem anderen verrutscht der BH. Alle anderen springen mit bunten Kostümen in die Tiefe, um vor der Linse des Fotografen sexy zu posieren. Vor der biblischen Kulisse wirkt die ganze Funsport-Nummer irgendwie unangenehm und deplatziert.

Als Identifikationsfiguren eignen sich die Models nicht

Ansonsten überwiegt beim Zuschauer statt Scham eher die Langeweile. Das liegt vor allem an den farblosen Kandidatinnen. „Manchmal hänge ich einfach mit meinem Freund ab und spiele Playstation“, berichtet eine Teilnehmerin von ihrem Glamourleben. Dessous-Model Anja mag lieber über ihre Shoppingvorlieben reden: „Wenn's mir gefällt, schau ich nicht aufs Geld“, sagt die „Luxus-Lady“.

Eine andere Kandidatin stellt fest: „Ich bin eher der kommerzielle Typ“. So geht das eine Weile, bis man nicht mehr weiß, wer noch mal wer war. Nur Tattoo-Model Nina („Ich liebe Kampfsport und Alkohol“) fällt aus dem Rahmen und macht einem wenigstens Angst.

Als Identifikationsfiguren eignen sie sich alle nicht. Und da man die Kulissen (Negev-Wüste, Totes Meer) lieber auf National Geographic sehen würde, bleiben nicht viele Gründe, bei Millionen Dollar Shootingstar zuzuschauen.