Berlin. Als Kommissar Peter Faber steht Jörg Hartmann seit diesem Jahr im Dortmunder Tatort vor der Kamera. Dass sein Charakter von vielen Zuschauern als unsympathisch wahrgenommen wird, findet er “erstaunlich“. Faber sei eben kein “Publikums-Umarmer“. Ein Interview.

Sie spielen in der ersten Liga des deutschen Films - doch nach Drehschluss geht es auch unter Profis zu wie auf Klassenfahrt. Jürgen Vogel (44), Barbara Auer (53) und der neue "Tatort"-Kommissar Jörg Hartmann (43) drehen derzeit in Berlin an der von der UFA produzierten ZDF-Reihe "Ein starkes Team". dapd-Korrespondent Jens Twiehaus traf sie am Filmset der Folge "Die Frau im roten Kleid" zu einer lockeren Plauderrunde.

Frau Auer, Herr Vogel, Herr Hartmann - mit Ihnen vor der Kamera ist die ZDF-Reihe "Ein starke Team" so hochkarätig besetzt wie selten. Sie alle stehen im Film auf der Liste der Mordverdächtigen, was spielen Sie für Typen?

Jürgen Vogel: Ich spiele 'nen gut aussehenden Typen mit geilen Zähnen. Nee, ich mag es nicht zu erklären, was ich spiele. Also dieser Werner Milatowski ist eigentlich ein lieber Kerl. Der hat einen Coup gelandet, seine Strafe abgesessen. Der hat geschwiegen und seine Leute nicht verraten, nun kommt er aus dem Knast und will seinen Anteil haben.

Jörg Hartmann: Meine Rolle, Cornelius Wecker, will auch endlich mal was vom Kuchen abhaben. Einer, der das Gefühl hat, im Leben zu kurz gekommen zu sein.

Vogel: Und der auch total gut aussieht...

Hartmann: Es ist doch klar, bei den Damen, die hier engagiert sind, brauchte man unter den Herren auch ein paar geile Typen. (grinst)

Vogel: Alles Ex-Models...

"Faber ist einer, der seine Abgründe nutzt, um die Täter zu fassen"

Wie ist das bei Ihrer Rolle, Frau Auer? Maria Bundgaard ist eine, die sich um die Tochter des Mordopfers sorgt.

Barbara Auer: Sie hat sich viel um sich selbst gekümmert. Sie hat keinen Helfer-Komplex, aber sie hat eingesehen ein paar Fehler gemacht zu haben und versucht, sie nun wieder gut zu machen.

Die Z uschauer haben Sie, Herr Hartmann, vor ein paar Wochen erstmals als Dortmunder "Tatort"-Kommissar erlebt. Der ist auch unsympathisch wie Cornelius Wecker in diesem Fall...

Hartmann: Unsympathisch? Ich finde es schade, wenn meine "Tatort"-Rolle auf diesen Begriff reduziert wird. Kommissar Faber ist für mich einer, der seine Abgründe nutzt, um die Täter zu fassen. Seine Abgründe zu nutzen - das ist seine Gabe und sein Fluch. Er wirkt dann vielleicht auch unsympathisch, weil er kein Geplänkel am Tatort mag. Faber ist kein Publikums-Umarmer.

Vogel: Wir als Schauspieler bewerten unsere Figuren nicht nach Sympathie oder Unsympathie. Wenn du das machst, bist du fehl im Beruf. Ich mag das total gerne, wenn jemand negativ und schlecht drauf ist. Ich finde es gut, wenn jemand eine andere Art hat, an Dinge ranzugehen. Das umarmt mich als Zuschauer auf jeden Fall.

Hartmann: Es hieß so oft, Faber sei unsympathisch, so ein Sackgesicht. Dass das immer so wichtig ist, finde ich wahnsinnig erstaunlich. Wir Menschen sind doch nicht so!

Vogel: Du musst doch nur nach deinem Geschmack gehen: Wenn du einen Film siehst, denkst du daran, wie sympathisch einer ist oder guckst du, weil es spannend ist? Du guckst, weil es spannend ist!

Der morgendliche Blick in den Spiegel

Wonach bewerten Sie ein Rollenangebot?

Vogel: Über Sympathie darf man mit mir gar nicht reden, das liegt mir so fern.

Hartmann: Trotz deines Äußeren!

Vogel: (lacht) Ja, trotz meines wunderschönen Äußeren. Das interessiert mich nicht die Bohne. Sympathie - was heißt das schon? Die Leute lieben auch das Schwarze und das Böse. Jeder guckt doch selbst in den Spiegel und weiß, wie er ist und zu was er fähig ist.

Was sehen Sie morgens, wenn Sie in den Spiegel gucken?

Vogel: Einen sehr, sehr hübschen, wirklich sehr attraktiven jungen Mann, körperlich auch noch sehr fit für sein Alter. Und ich muss sogar gestehen, ich sehe sogar meine Intelligenz.

Hartmann: Aber das hat auch mit dem Sprung in deinem Spiegel zu tun.

Vogel: Das liegt natürlich auch an meinem Spiegel, ich hab da Vaseline am Außenrand drangemacht, als Weichzeichner. Ich habe sogar ein Haarteil an meinem Spiegel dran, damit hab ich die Frisur von Elvis Presley!

"Wir Schauspieler lügen immer!"

Zurück zu den Dreharbeiten für "Ein starkes Team" - stehen Sie, wo Sie sonst glänzende Hauptrollen gewöhnt sind, bei diesem Film im Schatten der Ermittler?

Auer: Es können ja auch die Gäste im Fokus stehen...

Vogel: Wenn wir so etwas machen, wissen wir, dass wir Teil einer Reihe sind. Zurückgesetzt fühlt man sich da aber auf keinen Fall. Man spielt in solchen Situationen geile Rollen, auch in diesem Fall. Ich liebe das manchmal, auch nur zwei Drehtage zu haben. Wir tragen nicht die ganze Verantwortung - die hat das "starke Team".

Hartmann: Für mich ist es besonders schön, das nach dem "Tatort" zu machen. Beim "Tatort" war ich natürlich schon anderthalb Jahre vorher dran und wollte die Figur in eine Ecke treiben.

Vogel: (ruft) Unsympath! Unsympath! Unsympath!

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Wie viel Wahrheit war jetzt in Ihrem Satz, Herr Hartmann?

Vogel: Wir Schauspieler lügen immer!

Auer: Ich bitte dich, wir als Schauspieler suchen nach der Wahrhaftigkeit.

Hartmann: Nein, da war schon was Wahres dran.

Vogel: Glaub ihm!

Auer: Ihr redet euch um Kopf und Kragen. (schüttelt den Kopf)

Hartmann: Ich trinke erstmal einen Schluck Kaffee.

"Weihnachten ist die Zeit des Sex"

Dann erlauben Sie noch eine persönliche Frage. Sie alle haben Familie, laufen bei Ihnen schon die Weihnachtsvorbereitungen an?

Vogel: Weihnachten ist immer Zeit des Sex.

Auer: Des was?

Vogel: Des Sex! Es war eine persönliche Frage und ich will sie ganz persönlich beantworten. Weihnachten ist eine Zeit des Sex und zwar in verschiedenen Variationen.

Sie wollen Ihre große Familie noch weiter ausbauen?

Vogel: Nein, man kann sich das als Katholik vielleicht nicht vorstellen, aber es gibt Sex auch in "save". Weihnachten traut man sich dann mal, das zu tun. (dapd)