Essen. Matthias Brandt wird nach Informationen WAZ Kommissar beim „Polizeiruf 110” aus München. Damit tritt er die Nachfolge des kürzlich verstorbenen bayerischen Schauspielers Jörg Hube an.
Bittere Ironie des Schicksals: Hube selbst sollte als neues Gesicht in der traditionsreichen Krimi-Reihe der ARD eingeführt werden, gemeinsam mit Stefanie Stappenbeck. Die erste Folge des Duos wurde bereits im Herbst vorigen Jahres gedreht. Die Ausstrahlung der ersten Auftaktfolge „Klick gemacht” kann Hube nicht mehr erleben – er starb am 19. Juni.
Der zweifache Grimme-Preis-Träger litt lange an Krebs. Zuletzt hatte sich sein Zustand rapide verschlechtert, auch wenn der Todeszeitpunkt seine Partnerin Beatrix Doderer sowie Freunde und Kollegen überraschte.
Tatsache jedenfalls ist, dass der Bayerische Rundfunk mit dem Schlimmsten rechnete und sich zeitig nach einem gleichwertigen Ersatzmann umsah. In Matthias Brandt wurden sie fündig.
Durchbruch als Guillaume
Der 47-jährige Sohn von Ex-Kanzler Willy Brandt und seiner norwegischen Frau Rut spielte sich ausgerechnet in einem Zweiteiler aus dem Jahr 2003 über seinen Vater nach vorn. „Im Schatten der Macht” (Titel) mimte Brandt jr. ausgerechnet Kanzleramtsspion Guillaume. Regisseur Oliver Storz über seine Entdeckung zu unserer Zeitung: „Die Rolle war für Matthias Brandt ein Raketenstart.”
Tatsächlich gehört der angenehm zurückhaltende Mann mit der leisen Stimme und den nachdenklichen braunen Augen inzwischen zu den meistbeschäftigten deutschen Schauspielern. Der gebürtige Berliner liebt gebrochene Gestalten zwischen Komik und Tragik.
Mögen ohne Mitleid
So war Brandt am Mittwochabend als Muttersöhnchen an der Seite der ebenfalls vor kurzem verstorbenen Monica Bleibtreu zu sehen, der sich eine Frau aus Rumänien kommen ließ. Prompt geriet er in einen Eifersuchtskrieg der beiden Frauen.
Brandt sagte das Drehbuch auf Anhieb zu, und er mochte seine Rolle: „Dieses Mögen war nicht geprägt von Mitleid. Vielleicht liegt mein Interesse, mein Focus ja ganz besonders auf solchen Typen.” Er verlieh seiner Rolle derart viel Leben, dass sie dem ohnehin vielfach Ausgezeichneten in diesem Jahr seinen zweiten Grimme eintrug.
Jetzt wechselt er auf dem Bildschirm in den Polizeidienst – für Matthias Brandt eine neue Herausforderung. Obwohl er immer wieder in Krimis gastierte, war er bisher nie als Kommissar zu sehen. Es spricht einiges dafür, dass Willys Jüngster auch in diesem Job überzeugt. Bisher war er einer der Gründe, an Qualität im deutschen Fernsehen immer noch zu glauben. Denn er hat etwas zu sagen, selbst wenn er schweigt.