Essen. Joko und Klaas kämpfen bei Pro Sieben in einer Mischung aus Jackass, Dschungelcamp und Kindergeburtstag um nicht weniger als den Weltmeistertitel. Das „Duell um die Welt“ ist ein Frontalangriff auf die Lachmuskeln der Zuschauer, die Grenzen von Ethik und Moral und die angestaubte TV-Konkurrenz am Samstagabend.

Aus dem tiefsten Dschungel auf die höchsten Gebäude und mit einem Kopfsprung zurück in die dreckigsten Gewässer dieser Erde: Joko und Klaas schenkten sich auch in ihrem zweiten „Duell um die Welt“ nichts und gingen dabei an ihre eigenen Schmerzgrenzen und die der Zuschauer.

Ein unterhaltsamer Abend mit den beiden frechen TV-Aufsteigern des Jahres, die der TV-Konkurrenz à la Castingshows wie „X-Factor“, das zur selben Zeit bei RTL lief, Schweißperlen auf die Stirn treiben dürften.

Joko und Klaas ziehen die Sache größer auf als Elton und Simon

Während sich Elton und Simon bei Pro Sieben früher auf der Wohnzimmercouch neckten, duellieren sich Joko und Klaas nun in größeren Dimensionen. In einer Mischung aus Jackass, Dschungelcamp und Kindergeburtstag hetzen sie sich gegenseitig rund um den Erdball und hecken für ihren Gegenspieler fiese Gemeinheiten aus.

Hongkong, Ecuador, Indien, Belize, Südkorea, Malaysia und die USA – bei „Joko gegen Klaas – Das Duell um die Welt“ geht es Schlag auf Schlag. Und anders als bei anderen abend- und nachtfüllenden ProSieben-Shows wie „Schlag den Raab“, wo bis zum ersten Spiel fast eine Stunde vergeht, geht es bei „Joko gegen Klaas“ gleich zur Sache.

Klaas soll den höchsten Bungee-Sprung der Welt absolvieren

Klaas steht mitten in Hongkong und sucht sein Hotel. Statt einer Luxusherberge findet er eine Bruchbude, die von Sternen ungefähr so weit entfernt ist wie der Mittelpunkt der Erde. „Vielleicht geht’s ja von innen“, hofft Klaas, doch der Zuschauer ahnt bereits, dass drinnen gar nichts geht – außer Kakerlaken. An Schlaf ist nicht zu denken, auch nicht unter der mitgebrachten Puh-der-Bär-Decke.

Doch die Aufgabe lautet nicht, eine Nacht im wohl schlechtesten Hotel der Welt zu verbringen. Klaas soll am nächsten Tag den höchsten Bungee-Sprung der Welt absolvieren, in Macau, aus 233 Metern. Zur Angstbewältigung wählt er die nach Joko benannte „Winterscheidt-Methode“: Saufen.

Das Sixpack Dosenbier zeigt Wirkung, mit einem sanften Schubs rauscht Klaas der Erde und dem ersten Punkt des Abends entgegen. Da er auch das anschließende Studio-Spiel gewinnt, indem er zehn Tischtennisbälle mit einem Schläger im Mund in zwei Öffnungen auf einer Tischtennisplatte zurückschlägt, geht auch das erste Land an ihn.

Joko Winterscheidt soll sich Drogen einflößen lassen 

Ein wichtiger Punkt, schließlich will Klaas Heufer-Umlauf doch seinem Lausbubenfreund mit der Nerd-Brille – Joko Winterscheidt – den Weltmeistertitel aus der ersten Sendung entreißen. Das Spielprinzip ist recht simpel: Beide Kontrahenten bereisen je vier Länder. Zu jedem Land müssen sie zwei Aufgaben erfüllen, eine vor Ort und eine im Studio.

Lösen sie beide, gibt es einen Punkt, verlieren sie beide, bekommt der Gegner einen Punkt. Erledigen sie nur eine Aufgabe, bekommt niemand einen Punkt. Das Gemeine: Joko ist der „Reiseleiter“ für Klaas und umgekehrt.

Für Joko Winterscheidt geht es an diesem Abend zunächst in die Regenwälder Ecuadors, um sich dort bewusstseinserweiternde Drogen einflößen zu lassen. Doch der örtliche Medizinmann hat im letzten Moment etwas dagegen, Joko sei noch nicht soweit. Der um diese Uhrzeit potenziell minderjährige Zuschauer und die TV-Aufsicht sind es vermutlich auch nicht.

Beim „Duell um die Welt“ sollte man lieber nicht vor dem TV zu abend essen

So kann Joko immerhin noch einen Punkt retten, indem er sich im Studio nacheinander Kümmel, Brause, Senf, Menthol und Chili von Klaas per Blasrohr in die Nase pumpen lässt. Jokos Nebenhöhlen dürften für die nächsten zwei Jahre frei bleiben. Kleiner Tipp am Rande: Abendessen vor dem Fernseher ist hier nichts für empfindliche Mägen.

Als eklig werden viele Zuschauer auch die Bilder aus Indien empfunden haben, wo Klaas sich zwischen Leichen und Abfall einer rituellen Reinigung im Fluss Ganges unterziehen sollte. Sein Kommentar: „Die Konzentration an Kolibakterien ist hier sogar 20 000 mal höher als in Indien erlaubt.“ Na und? Dreimal Untertauchen bitte.

Klaas' nächste Mahlzeit soll lebender Tintenfisch sein

Ähnlich appetitlich sah die Mahlzeit aus, die ihm in Südkorea serviert wurde: lebender Tintenfisch. Klaas lehnt ab, kann den Punkt aber noch retten, indem er sich beim Seiltanz aus dem Stand auf seine Weichteile fallen lässt und wieder auf die Füße findet. „Stand, Eier, Stand“ hieß sinnigerweise das Spiel, das schon beim Zuschauen Schmerzen verursacht.

Aus dem zweiten „Stand“ wird jedoch nichts. Klaas versagt ebenso beim anschließenden „Kopfnuss-Gong“ im Studio, als er – nur geschützt durch einen Stahlhelm – fliegend einen großen Gong mit dem Kopf treffen und dabei für eine Lautstärke von mindestens 100 Dezibel sorgen soll.

Die Studio-Spiele sind die Schwäche der Sendung 

Schmerzhaft geht es auch für Joko zu, zum Beispiel in Belize. In bester „Jackass“-Manier schlägt er sich in dem kleinen Karibikstaat eine Kokosnuss gegen den Kopf („Schade um meine schöne Stirn“), um sie zu zertrümmern. Dass das gar nicht Teil der Aufgabe ist, erfährt Joko erst, als sein Schädel längst brummt. Klaas und dem Publikum ist es egal, Schadenfreude ist und bleibt eben die schönste Freude.

Doch nicht alles, was die beiden TV-Clowns bieten, ist lustig. Die Studio-Spiele wirken meist albern und haben vor allem herzlich wenig mit den jeweiligen Ländern zu tun. Hier würde der Sendung mehr Einfallsreichtum gut tun.

Joko Winterscheidt pfuscht beim Rollstuhl-Rugby

Die Einspielfilme hingegen sind überwiegend gekonnt und witzig inszeniert, die Musikauswahl kommt wohltuend durchdacht und sehr gut gewählt daher. Die Herausforderungen und Spielchen sind stets eine Gratwanderung und loten die Grenzen des ethisch und moralisch Erlaubten ständig neu aus.

Wenn Joko Winterscheidt beim Rollstuhl-Rugby in den USA jedoch aus seinem Rollstuhl klettert und mit dem Ball unterm Arm jubelnd über die Torlinie rennt, droht die ansonsten gute Stimmung zu kippen. Der Blick schweift in Richtung Fernbedienung. Auch Humor hat Grenzen. Dass muss allerdings auch den Verantwortlichen von Pro Sieben klar gewesen sein. Joko bekommt den Punkt nicht zuerkannt und gibt sich im Studio reumütig.

Nach mehr als drei Stunden ist Klaas Heufer-Umlauf Weltmeister

Nach über drei Stunden und einer kleinen Weltreise steht es schließlich 4:1 für Klaas – Zeit für das große Finale. Joko und Klaas müssen sich gegenseitig das Seil durchsägen, an dem sie hängen. Weil Klaas aufgrund des Spielstands früher beginnen darf, ist er auch früher fertig.

Klaas Heufer-Umlauf ist Weltmeister. Für Kontrahent Joko Winterscheidt geht es abwärts, er landet weich im Schaumpolster-Becken. Auf der Karriereleiter dürfte es für beide allerdings weiter steil nach oben gehen.

Über Geschmack lässt sich streiten, über die Quote nicht

Man kann die beiden TV-Anarchos lustig finden. Man kann auch die Nase rümpfen. Man kann sie sogar verurteilen und den Untergang des Abendlandes herbeireden. Kurzum: Über Geschmack lässt sich streiten. Über die Quote nicht. Am Ende stimmen die Zuschauer mit der Fernbedienung ab.

Und vor allem das jüngere Publikum dürfte noch lange Gefallen an Joko und Klaas finden. Nicht umsonst kämpfen Pro Sieben und das ZDF um die beiden. Eine altehrwürdige Familiensendung wie „Wetten, dass..?“ ist noch nicht bereit für zwei solche Grenzgänger. Für alle anderen Formate sind die smarten Welteroberer aber sicher ein Gewinn. Frei nach dem Motto: Die Welt ist nicht genug.