Köln/Dortmund. . Der Dortmunder Schauspieler Christian Tasche ist ausgesprochen vielseitig. Er gehört zu den Stars der Schlagerrrevue „Liebesperlen“, die Silvester wieder die Westfalenhalle füllen wird, er ist ein brillanter Erzähler – und er ist der eher unsympathische Staatsanwalt von Prinz im Kölner Tatort.

Abgeranzt und unordentlich wirken die Räume, aber irgendwie auch vertraut. Gewissheit bringt der wandgroße Stadtplan im hinteren Büroraum: Das hier ist das Kölner Tatort-Kommissariat, wo Freddy und Max, die treue Franziska und ab und zu auch der unsympathische Staatsanwalt von Prinz Innendienst schieben – also Dietmar Bär, Klaus J. Behrend, Tessa Mittelstaedt und Christian Tasche, wie ihre Darsteller heißen. An diesem Tag werden hier letzte Einstellungen gedreht. „Scheinwelten“ heißt die Folge, die voraussichtlich erst 2013 über den Sender gehen soll.

Für Staatsanwalt von Prinz gibt es in der neuen Tatort-Folge mehr zu tun als früher. Seine Frau Beate, die von Jeanette Hain gespielt wird und zum ersten Mal in der Serie auftaucht, pflegt enge Geschäftsbeziehungen zum Vater eines Mordopfers. Die Polizei ist alarmiert – der Staatsanwalt muss sich dieser unerwarteten Situation stellen.

Wird der Unsympath jetzt noch unsympathischer? Christian Tasche lacht und schüttelt den Kopf. „Nein, ich denke nicht. Aber er muss jetzt noch mehr Facetten seiner Persönlichkeit preisgeben. Letztlich macht ihn das menschlicher.“ Wir sitzen, es ist ein schöner Dortmunder Sommervormittag, vor dem Lokal „El Mundo“ im Kreuzviertel und sprechen über die unterschiedlichen Facetten des Dortmunder Schauspielers Christian Tasche. Die Produzentin Sonja Goslicki, gibt er zu Protokoll, „wollte ,mehr Staatsanwalt’ im Tatort“. Über dieses späte Interesse an seiner Rolle hat sich der 55-Jährige gefreut; den Staatsanwalt Wolfgang von Prinz, also den ebenso ungeliebten wie unvermeidlichen Tatort-Vorgesetzten, spielt er schon seit 1997, als das in Köln begann.

Dortmunder Theatergänger kennen Christian Tasche noch aus der Zeit, da er während der Intendanz Guido Huonders bis 1993 festes Mitglied des Ensembles war. Als Gast sah man ihn hier auch später noch; nach wie vor ist er ein Star der „Liebesperlen“, jener herzlich-schrägen Schlagerrevue, die vor 23 Jahren das Licht der Dortmunder Theaterwelt erblickte, der niemand ein so langes Leben vorausgesagt hätte – und die mit einem Silvester-Special sich anschickt, zum dritten Mal die Dortmunder Westfalenhalle I zu erobern. Schließlich muss man die sonntagnachmittägliche WDR-Sendung „Spielart“ nennen, ein kleines Stückchen feuilletonistisches Radiogold, wo Tasche regelmäßig Gast ist und die von Roger Willemsen oder Thomas Hackenberg moderiert wird.

Turbo und Tacho

Man sieht: Der Mann ist vielseitig. Ein unermüdliches Arbeitstier indes ist er wohl nicht. Zwar möchte er die Erfahrungen beim Westfälischen Landestheater, beim Dortmunder Kinder- und Jugendtheater wie auch später im Schauspielhaus nicht missen, aber jeden Abend auf der Bühne zu stehen reizt ihn nicht mehr. Christian Tasche ist mittlerweile eine Experte für Fernseh-Krimiserien. Hier spielt er gerne mit, hat keine Berührungsängste mit der unterhaltsamen Hausmannskost, so lange sie ordentlich gemacht ist. Sind neue Eisen im Feuer? „Ja“, sagt er, „es entsteht ein ,Spinn off’ zur Serie „Cobra 11“ auf RTL. Der Titel ist ,Turbo und Tacho’, und ich bin der Chef!“ Ein ,Spinn off’ ist in der Sprache der Fernsehleute so etwas wie eine neue Serie, die sich aus einer alten mit zum Teil gleichen Personal herausentwickelt, „herausdreht“.

„Die Produktionsfirma ist Action Concept“, ergänzt Tasche, „eine fürsorgliche, hochprofessionelle Produktionsfirma. Mit Vollcatering am Set.“ Ist das denn so wichtig? „Natürlich! Man ist den ganzen Tag in Kostüm und Maske und kann nicht mal eben losgehen und sich was zu essen holen. Trotzdem gibt es Produktionsfirmen, die Kaffee und einen Korb mit Äpfeln hinstellen, und das war’s.“

Wie das alles begann? Christian Tasche ist in seinen Beruf, könnte man fast sagen, hineingestolpert, als er nach dem Zivildienst einen Praktikumsplatz für ein Industriedesign-Studium suchte. Eine Stelle fand er Anfang der 80er-Jahre beim Westfälischen Landestheater in der Schlosserei, bald schon war er in den Werkstätten Mädchen für alles, kochte Kaffee, gab bei Bühnenproben die Stichworte, und: „Ich war derjenige, der die Schlüssel für die Requisiten hatte.“ Aus dem Designstudium wurde nichts mehr.

Einmal Pott, immer Pott

Mit biographischem Material könnte man noch viele weitere Absätze füllen, doch das sparen wir uns für die runden Geburtstage auf. Eine typische Ruhri-Frage aber soll dem Schauspieler nicht erspart bleiben: Warum lebt er eigentlich immer noch in Dortmund? Die Tatort-Kollegen Behrend und Bär zum Beispiel residieren längst in Berlin. Tasche lacht. „Mein Traum war, am Wasser zu leben“, räumt er ein, „viele Jahre hatte ich ein Segelboot auf dem Ijsselmeer. Aber einmal Pott, immer Pott!“

Außerdem reist er ja sehr viel, als Film- und Fernsehschauspieler, kreuz und quer durch die Republik. Da unterscheidet sich die Arbeit vor der Kamera doch erheblich von der auf der Bühne.