Essen. . Der Schauspieler Bernhard Bettermann würde sich sofort vom Chirurgen Dr. Stein behandeln lassen. Der Start der Krankenhaus-Serie „In aller Freundschaft“ würde gerne mal in einem 90-Minüter bei ARD oder ZDF mitspielen - und wünscht sich mehr Mut von den Sendern bei Besetzungen.
„In aller Freundschaft“ ist eine der erfolgreichsten Serien, die das Erste zu bieten hat – und das seit 1998. Seit mehr als fünf Jahren ist Bernhard Bettermann als Chirurg Dr. Stein dabei. Jürgen Overkott sprach mit ihm.
Sie sind in Paris geboren, wohnen in Zürich, drehen in Leipzig und sind obendrein noch auf Theater-Tournee. Sind Sie ein Wandervogel?Bernhard Bettermann: Ich fühle mich in diesem Job unter anderem so wohl, weil ich gut damit umgehen kann, auf Wanderschaft zu sein. Mir macht es nicht viel aus, den Ort zu wechseln. Ich bin sehr neugierig. Mich beginnen Dinge schnell zu langweilen, wenn sie immer denselben Rhythmus haben, dasselbe Dekor.
„Immer ein Schläfchen, mindestens eine halbe Stunde“
Was machen Sie als erstes in einer fremden Stadt?
Ich checke erst ins Hotel ein, und dann, je nach Wetter, teile ich die drei, vier, fünf Stunden auf, die ich vor meinem Auftritt habe. Dazu gehört Sport. Ich ziehe mir die Laufschuhe an und lass mir eine Strecke empfehlen. Ich laufe zwischen sieben und elf Kilometer, der Laufcomputer ist dabei. Außerdem gehört zur Vorbereitung immer ein Schläfchen, mindestens eine halbe Stunde.
Können Sie sich von jetzt auf gleich entspannen?
Vor einer Aufführung gelingt mir das. Wenn ich allerdings nicht unterwegs bin, sprich zu Hause, kann ich tagsüber so gut wie nicht schlafen.
„Ich will schnell wissen, worum es geht“
Worauf legen Sie im Hotel Wert?
Ruhe. Ich komme gut klar mit spartanischer Ausstattung, selbst wenn der Komfort des Bettes nicht so überragend ist. Was ich aber überhaupt nicht vertrage, ist Straßenlärm.
Sie haben die Hauptrolle in dem Remake „So weit die Füße tragen“ gespielt – und mussten viel bei Schnee und Eis laufen. Hätten Sie sich bei gesundheitlichen Problemen von Dr. Stein behandeln lassen?
Ja, natürlich. Ich wäre auch sofort in die Sachsenklinik gegangen. Wir erzählen dort auch ein bisschen Märchenland.
Arztbesuche sind unter uns Männern mäßig beliebt. Wie halten Sie’s damit?
Ich tue mich nicht schwer damit, weil ich schon zu Jugendzeiten, als Folge von massivem Sport, immer wieder zu Arztbesuchen gezwungen war. Ich bin ein Typ, der schnell zum Arzt geht. Ich quäle mich nicht gern mit Beschwerden herum: Was ich nicht weiß, macht mich wahnsinnig. Ich will schnell wissen, worum es geht. Und dann kann ich auch mit den Folgen gut leben.
Im Flugzeug fast schon mal Arzt-Rolle und Leben verwechselt
Wenn man lange dieselbe Rolle spielt, besteht die Gefahr, dass man mit der Rolle verschmilzt.
Der höchste Grad an Verschmelzung ist mir selbst im Flieger passiert. Da hieß es einmal relativ dramatisch: „Ist ein Arzt an Bord?“ Und ich hatte schon fast den Finger oben. Ich habe mich gerade noch zusammen genommen und mich schwer dafür gerügt, Rolle und Leben verwechselt zu haben.
Wie sehen Sie eine Serie künstlerisch?
Man muss doch immer wieder große Kompromisse machen. Ich schiele da schon ein bisschen neidisch nach Amerika. Aber ich bin kein Nestbeschmutzer. Ich kann gut mit der Serie leben.
Was ist Kür für Sie?
Für mich im Moment: jede Theaterarbeit, jeder 90-Minüter. Ich finde es herausragend, wie das deutsche Fernsehen mit dem 90-Minuten-Format umgeht, gerade ARD und ZDF, da tue ich gerne mit. Durch meine Serien-Beschäftigung komme ich da momentan zu selten rein. Zugleich muss ich auch sagen, dass einige Kollegen zu häufig in 90-Minütern zu sehen sind. Die Besetzungen scheinen mir allzu oft von Ängstlichkeit geprägt. Etwas mehr Mut täte gut.