Essen. Thomas Rühmann erklärt, warum man zwar ihn als Menschen lieben muss, aber nicht den Dr. Heilmann aus der Serie.

Er gehört zu den beliebtesten Darstellern im deutschen Fernsehen: Thomas Rühmann. Seit 1998 schnippelt der 56-Jährige als Chefarzt Dr. Roland Heilmann in der ARD-Serie „In aller Freundschaft“ an den Patienten herum. Meistens mit Erfolg.

Unfallopfer, fiese Krankheiten, Notoperationen – Arztserien sind beliebt, obwohl es blutig zugeht. Warum?

Rühmann: Es ist absurd. Wir gehen nicht gerne ins Krankenhaus, aber trotzdem schauen wir bei diesen Serien genau hin. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus Angst und Faszination. Vielleicht ist man auch einfach froh, dass es einen selbst gerade nicht trifft.
„In aller Freundschaft“ läuft seit 13 Jahren. Die Serie gehört zu den Quotenhits im Ersten. Wieso ist die Sachsenklinik so erfolgreich?

Die Zuschauer werden mit den Darstellern immer vertrauter. Sie entdecken die Charaktere und treffen sie regelmäßig wieder. Klar geht’s um Patienten, aber auch um das Personal und um das Privatleben der Ärzte.
Könnte diese Klinik auch in einer anderen Stadt als Leipzig stehen?

Ich denke schon. Die Serie ist nicht regional ausgerichtet. Beispielsweise wurden nie die Probleme des Ostens in den Vordergrund gestellt. Der Vorteil von Leipzig ist, dass wir weit weg vom Trubel liegen. Leipzig ist keine große Medienstadt, hier können wir in aller Ruhe arbeiten.
Inzwischen leben Sie ja auch privat dort. Fühlen Sie sich als Leipziger?

Schwer zu sagen. Ich habe auch 20 Jahre in Berlin gewohnt und mich nicht als Berliner gefühlt. Ich bin in Magdeburg groß geworden. Am ehesten würde ich mich als Sachsen-Anhaltiner bezeichnen. Das ist ein Menschenschlag, den man einfach lieben muss: knochentrocken und mit einem ganz speziellen Humor.

Ein ganz spezieller Typ ist auch die Figur des Dr. Heilmann. Würden Sie sich von ihm behandeln lassen?

Behandeln lassen ja, aber ich würde nicht mit ihm in die Kneipe gehen. Er wäre nicht mein Freund, dazu ist er mir zu stur und zu selbstherrlich. Ich finde ihn oft sogar peinlich.

Dafür hält es Pia, seine Frau (gespielt von Hendrikje Fitz), aber lange mit ihm aus. . . Sie ist ja selbst auch kein einfacher Typ Frau.


Und Sie haben schon viel zusammen durchgemacht: Tochter verloren, Leukämie überstanden, schlimm verunglückt. Ein Wunder, dass Dr. Heilmann noch lebt.

Es ist wirklich merkwürdig, was der Familie Heilmann schon alles widerfahren ist. Fast könnte man meinen, dass sich diese Familie nach dem Unheil sehnt. Regelmäßig kehren solche Szenen wieder, in denen man glauben muss, dass sich Dr. Heilmann endgültig verabschiedet. Ich weiß gar nicht, was noch fehlt. Mit dem Flugzeug bin ich auch schon abgestürzt, jetzt könnte ich das noch mal mit einem Hubschrauber versuchen.

Denken Sie denn ernsthaft über einen Ausstieg nach?

Jedes Jahr im Frühjahr setze ich mich hin und überlege in aller Ruhe, wie es weitergehen soll. So wird es auch jetzt wieder sein.

Haben Sie damals gezögert, als das Angebot für eine Serie kam?

Manchmal befindet man sich in einer privaten Situation, in der man sich diese Frage nicht stellt. Eine solche Rolle bietet eine langfristige Sicherheit, wenn die Serie funktioniert. Ich weiß nicht, wie viele Schauspieler es sich in Deutschland leisten könnten, so ein Angebot abzulehnen. Vielleicht 500 von 25 000?

Sie betreiben ein Theater am östlichen Ende Deutschlands, das „Theater am Rand“ in Zollbrücke. Hier entscheiden die Besucher, wie viel Eintritt sie bezahlen. Sind die Gäste spendabel?

Es gibt immer Menschen, die spendabler sind als andere. Und die auch mehr Geld haben. Und die wenig haben, können trotzdem rein. Unterm Strich kommt so viel zusammen, dass wir das Theater ausbauen können. Jetzt soll dort noch eine Herberge entstehen. Die Einnahmen reichen also, aber es ist kein auf Profit ausgerichtetes Haus.