Essen. Die frühere Tagesschau-Sprecherin Eva Herman moderiert eine eigene Talkshow beim neuen Internet-TV-Sender Familyfair. Was sie da plant, hat unserer Kommentarorin Juliette Guttman kurz die Zornadern anschwellen lassen. Da hilft nur Ironie.
Es war ein wenig still geworden um die Streiterin für eine neue Weiblichkeit und selbst ernannte Retterin der Familien. Nun hat Eva Herman eine neue mediale Heimat gefunden. Die 50-Jährige moderiert künftig eine eigene TV-Talkshow im Internet.
Familyfair ist nach eigenen Angaben eine Internetplattform von Familien für Familien und beruht auf einer Initiative von Familie Direkt, einem "gemeinnützigen Verein zur Förderung einer neuen Wertschätzung der Familie in Kultur, Politik und Gesellschaft". Ein Ansatz, dem ich mich als zweifache Mutter guten Gewissens nicht wirklich verschließen kann.
Vermännlichung der Seelenessenz
Herman die mit uns das Glück des Stillens geteilt hat und die weiß, dass insbesondere wir Frauen die Schöpfung nicht täuschen können, begründet ihr Engagement bei Familyfair in einem kurzen Begrüßungstext auf der Homepage des Portals. Nach einem knappen Exkurs über die "schöpfungsgemäße Aufteilung von Frau und Mann" erfahren wir, dass es Herman gelungen ist, das innerste Wesen des Menschen nicht nur zu entschlüsseln, sondern auch zu verstehen.
"Die Frau, deren Geist durch ihre stärkere Intuition eine engere Verbindung zum Schöpfer entwickeln kann, handelt nicht mehr schöpfungsgemäß, wenn sie aufgrund des gerade herrschenden Zeitgeistes durch zunehmende Vermännlichung die Seelenessenz "Empfindung" blockiert", schreibt Herman auf Familyfair. Drohend schwebt die Wolke der Erwerbstätigkeit über uns Frauen, die alleine von der segensreichen Sonne der Mütterlichkeit verjagt werden kann.
Herman springt mit ihrem Welt- und Menschenbild geschickt auf den Krisenzug auf und beschwört die alte Illusion von der Familie als Hort des reinen Glücks und der Liebe. Alleine den historischen Beleg für diese Theorie muss auch Herman schuldig bleiben. Sicher dürfen wir uns aber im neuen Online-TV-Format mit Frau Herman auf zahlreiche Experten und prominente Mitstreiter zum Thema freuen.
Ab an den Krisenherd
Der Erkenntnisgewinn der Hermanschen "Binsenwahrheiten" ereilt uns früher oder später alle. Traurig, dass sich meine Tochter in der schulischen Fremdbetreuung an männlichen Vorbildern gleichen Alters orientieren muss. Wenn eine sachgemäße Geschlechterrollenerziehung durchgeführt würde, hätte sie sich zum einen weder die Hand gebrochen, noch wäre nach einem mutigen Sprung in unbekannte Tiefe ihre Lippe aufgeplatzt. Es wird Zeit, dass wir die Schürzen auspacken und uns dem Gefahren- und Krisenherd Hausarbeit stellen.
