Essen. . Krause gets the blues in Brandenburg. Horst Krause ist zum dritten Mal als Dorfpolizist Horst Krause unterwegs. Der ARD-Film ist so bodenständig wie eine Bulette mit Senf und so schräg wie ein Dachfirst.

Krause ist Dorfpolizist im Brandenburgischen. Krause hat auch zwei Pferde. Und einen Bauernhof. Krause hat außerdem zwei Schwestern und einen Gasthof. Der heißt „Krause’s Gasthof“. In Krauses Gasthof gibt es ein anständiges Glas Kümmel, gegen die Sorgen, und eine übersichtliche Speisekarte. Bulette mit Senf, Bulette mit Brötchen, Bulette mit Bratkartoffeln, Bulette mit Kartoffelsalat. Außerdem ist Krause, gespielt natürlich von Horst Krause, die Hauptfigur in einer wunderbaren Filmserie, die mit „Krauses Braut“ (Dienstag, 20.15 Uhr im Ersten) bereits zur Trilogie gewachsen ist.

Fragt man Krause, warum die Hauptfigur genauso heißt wie der Schauspieler, antwortet der: „Der Regisseur hat gesagt: Warum soll Krause ,Schulze’ heißen, wenn er doch aussieht wie Krause!“ Tja, wo er recht hat, hat er recht. Fragt man Bernd Böhlich, verantwortlich für Drehbuch und Regie, nach Krause, sagt er: „Krause ist einer von den kleinen Leuten, die eigentlich die großen sind, weil sie unsere Gesellschaft zusammenhalten.“

Karge Dialoge, entschleunigte Bilder

Mit kleinen Leuten tut sich das Fernsehen allerdings oft schwer. Warum dieser Krause weder in einem rührseligen Heimatdrama noch in einem lärmenden Comedy-Kracher zu Hause ist, bleibt eins der Geheimnisse der famosen Reihe.

Nach „Krauses Fest“ und „Krauses Kur“ nun also „Krauses Braut“, und um einem Missverständnis gleich zuvorzukommen: Es ist nicht unser Horst, der spätberufen in den Stand der Ehe treten will. Vielmehr ist es die Meta, mit 58 das Nesthäkchen der Krauses, die endlich die Liebe ihres Lebens trifft. Meta hält das erst mal geheim, weil sie ahnt, dass Bruder Horst und Schwester Elsa nicht begeistert sein werden. Krause ahnt allerdings das drohende Unglück beim Anblick der schicken, schwarzen Unterwäsche, die plötzlich zwischen den Feinripp-Hemden an der Wäscheleine vor der Scheune trocknet.

Viel braucht dieser Film nicht, um aus den Hochzeitsvorbereitungen ein respektables Drama zu zaubern. Es ist wohl die Entschleunigung der Bilder, es sind die kargen Dialoge, die präzis gezeichneten Typen. Mal wird es lustig, etwa wenn unser Krause ein „Nagelstudio“ im Baumarkt vermutet. Mal wird das Herz schwer, wenn diese kleine Familie, die ihr Leben in der Gaststube unter dem verblichenen Hochzeitsfoto der Eltern doch auf immer und ewig teilen sollte, auf die alten Tage doch noch auseinandergerissen werden soll, aber immer nimmt man Anteil. Etwa, wenn der sorgfältig geplante Höhepunkt der Hochzeitsfeier, eine Schifffahrt mit der „Havel Queen“, inklusive „Captain’s Dinner“ und anschließendem „Austausch maritimer Erfahrungen“, kläglich strandet.

Wenn es überhaupt etwas zu bekritteln gibt an diesem feinen kleinen Film, dann ist es die Besetzung des Rudi Weisglut, der Krauses Schwester Meta aus der brandenburgischen Provinz ins rheinische Exil entführen will. Der großartige Thilo Prückner kann alles, nur nicht einen Kölner Taxifahrer, und wir können nur froh sein, dass Trude Herr seine Interpretation ihres Abschiedsklassikers „Niemals geht man so ganz“ nicht mehr hören kann.