Essen. Von allen Ecken hört man, Thomas Gottschalk sei als Moderator von “Wetten, dass...?“ nicht ersetzbar. Wo sind die TV-Kritiker hin, die Gottschalk in den letzten Jahren wieder und wieder zerrissen haben? Und wieso denkt keiner an die zahlreichen anderen Top-Moderatoren? “Wetten, dass...?“ ist nicht Thomas Gottschalk und kann sehr wohl auf ihn verzichten.

Wie ist Thomas Gottschalk in den vergangenen Jahren zerrissen worden! Der Mann höre seinen Gästen nicht zu, sei unkonzentriert und fahrig bei Interviews. Außerdem könne er seine Finger nicht von den Beinen seiner Sitznachbarinnen lassen. Mindestens drei von vier Fernsehkritikern rieten Gottschalk dazu, in den Ruhestand zu gehen. Dieser Mann soll jetzt plötzlich so gut sein, dass es ohne ihn keine Zukunft für „Wetten, dass...?“ gibt?

Klar, die Absagen von Hape Kerkeling und Jörg Pilawa haben die Fernsehmacher vom ZDF kalt erwischt. Aber Kerkeling wäre nur einer von vielen gewesen, die „Wetten, dass...?“ übernehmen können. Man denke nur an Anke Engelke, die spätestens beim Eurovision Song Contest 2010 in Düsseldorf gezeigt hat, dass sie mediale Großereignisse moderieren kann. Selbstsicher, schlagfertig und mit der nötigen Spontanität. Gleiches gilt definitiv für Günter Jauch und Stefan Raab. Für dessen Ziehsohn Elton wäre „Wetten, dass...?“ wohl eine recht große Schuhnummer, doch unvorstellbar ist nicht einmal das.

Auch unter Gottschalk ist die Quote eingebrochen

„Wetten, dass...?“ ist eine Institution im deutschen Fernsehen – und war es auch schon vor Thomas Gottschalk. Keine andere Sendung hat so zahlreiche internationale Top-Gäste, keine zieht so regelmäßig Millionen vor die Fernsehgeräte. Dass es nicht mehr ganz so viele sind, wie noch vor zehn Jahren, liegt am breiteren Angebot. Thomas Gottschalk konnte diesen Rückgang nicht verhindern, vielleicht wird sein Nachfolger das auch nicht können. Dann liegt es aber an den veränderten Interessen der Zuschauer, nicht daran, dass Gottschalk nicht mehr da ist. Diese Sendung heute abzusetzen, wäre ein schwerer Fehler des ZDF.

Im Januar hat Günther Jauch „Stern TV“ abgegeben. Er hatte die Sendung von Anfang an moderiert, 21 Jahre lang. Noch viel mehr als „Wetten, dass...?“ mit Thomas Gottschalk war „Stern TV“ mit seinem Namen verbunden. Nachfolger Steffen Hallaschka kannte zu diesem Zeitpunkt kein Mensch. Und hat es die Zuschauer gestört? Nein, die Quoten haben sich kaum verändert.

„Wetten, dass...?“ ist nicht Thomas Gottschalk. Das ZDF ist gut beraten, in Ruhe einen Nachfolger zu suchen und ihm eine Chance zu bieten. Glaubt man den zahlreichen Gottschalk-Kritikern der vergangenen Jahre, kann es so viel schlechter gar nicht werden.

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Wetten, dass...?