Essen. Der kölsche Comedian Guido Cantz beerbt Frank Elstner als Moderator der Fopp-Show "Verstehen Sie Spaß?". Im Frühjahr 2010 geht's los. Am Samstag, 21. November, darf er im Ersten schon mal hospitieren. Jürgen Overkott sprach mit dem 38-jährigen Entertainer.
Kennen Sie meinen rheinischen Lieblingsbegriff?
Guido Cantz: Nein.
Kniesbüggel. Können Sie den Begriff als Kölner dem gemeinen Westfalen mal erklären?
Guido Cantz: Das ist ein Geizkragen, einer, der knauserig ist. Als ich Kind war, war das bei uns an St. Martin so: Wir sind von Haus zu Haus gezogen und haben gesungen, und wenn jemand da war, aber nicht aufgemacht hat, haben wir gesungen: Kniesbüggel, Kniesbüggel. Ein Kniesbüggel war also einer, der kein Geld, keine Schokolade geben wollte.
Einer, der selbst an St. Martin keinen Spaß versteht. Können Sie Spaß verstehen?
Guido Cantz: Auf jeden Fall. Schon allein deswegen, weil ich mit Spaß meinen Beruf betreibe. Und wenn man seine Späße mit anderen Leuten treibt, setzt das voraus, dass man auch selbst Spaß versteht.
Wann sind Sie selbst auf die Rolle genommen worden?
Guido Cantz: Beim Fußball. Da wird unheimlich viel geflachst. Da wird schon vor dem Spiel, beim Umziehen in der Kabine, nur dummes Zeug geredet. Und dazu gehört auch, dem anderen einen Bären aufzubinden. Na ja, wenn man gerade nicht damit rechnet, kann auch schon mal drauf reinfallen.
Sie gehören, wie ich höre, zu den Helden der Kreisliga.
Guido Cantz: Nee, nee, ich würde mich sogar zu den Helden der Bezirksliga zählen. Zwischenzeitlich war ich sogar mal ein Held der Landesliga. Meine Heldentaten vollbringe ich in der Parterre, da, wo auch mal dazwischengegrätscht wird.
Sie sind auf dem Rasen ein Terrier.
Guido Cantz: Mein letzter Spitzname war Guido Gnadenlos…
…die Rheinische Blutgrätsche…
Guido Cantz: …absolut korrekt. Da hörte der Spaß auf dem Platz immer auf.
Haben sich ihre Gegner an Ihnen gerächt?
Guido Cantz: Na ja, je bekannter ich wurde, desto heftiger wurden die Sprüche. Solchen Gegenspielern habe ich dann klargemacht: Hör mal, wenn Du so weitermachst, wird Dir der Fernsehkaspar gleich die Leviten lesen. Dein rechtes Bein brechen. Du musst Dir auf dem Platz Respekt verschaffen, gerade in einem Männersport. Ich muss zugeben: Ich bin sehr ehrgeizig.
Ein Bruder im Geiste von Stefan Raab.
Guido Cantz: Mich würde es sehr reizen, gegen Stefan Raab anzutreten, und ich glaube, dass ich gute Chancen hätte.
In welcher Disziplin würden Sie ihm denn gern mal die Hosen strammziehen?
Guido Cantz: Beim Skifahren.
Eine Spezialität von Ihnen?
Guido Cantz: Ich fahre seit meinem sechsten Lebensjahr Ski. Stefan Raab hat ja mal bei „tv total“ einen Riesenslalom-Event gemacht, und ich konnte leider nicht. Anschließend habe ich ihn gefragt, ob er das Ganze nicht noch mal machen will. Aber er hat abgewunken – die Quote war zu schlecht. Das Problem war: Das Fernsehen kann nicht vermitteln, wie steil so ein Hang ist. Für die Zuschauer war es daher nicht so interessant.
Würden Sie auch gern mal mit ihm Schlitten fahren?
Guido Cantz: Wenn Sie damit Wok meinen, ja.
Fußball war eine Schule des Lebens für Sie, die andere war der Kölner Karneval. Das Jeckentum kommt aber nicht überall an. War das manchmal ein Hindernis für Sie?
Guido Cantz: Hm, weiß ich nicht. Am Anfang war es zwar tatsächlich so, dass Leute gesagt haben, hm, der kommt aus dem Karneval; der hat kein Niveau. Aber ich glaube, diese Leute haben überhaupt keine Ahnung, was es bedeutet, dort lange und erfolgreich auf der Bühne zu stehen. Nein, nein, ich glaube, dass der Karneval eine super Schule ist. Ich habe mal zusammen mit Eckhart von Hirschhausen einem Kollegen bei einem Sommerseminar, das RTL ermöglicht hat, über Comedy philosophiert. Und er hat mir gesagt, dass er nicht bei einer Zeltveranstaltung auftreten würde, bei der gelacht wird und getrunken, bei der es laut ist und die Anlage nicht doll. Ich habe ihm gesagt, dass ich damit überhaupt keine Probleme habe. Ich sehe mich auch eher in der Tradition der Conferenciers, die launig durchs Programm führen, als in der Tradition von Stand-Up-Comedians.
Wann haben Sie angefangen?
Guido Cantz: 1991 habe ich im Karneval angefangen, und von da an ging es sukzessive nach oben. Und das ist auch gut so. Über alles, was jetzt dazukommt, freue ich mich, wie jetzt die Samstagabendshow „Verstehen Sie Spaß“.
Das ist ein Ritterschlag.
Guido Cantz: Das ist das, was ich als Kind geguckt habe, und das, was ich mir insgeheim als Ziel gesetzt habe: samstagabends um Viertel nach acht eine Sendung zu moderieren.
Am Samstag gibt es eine Art Amtsübergabe: Sie sind zu Gast in der letzten Show von Frank Elstner. Muss Ihr Vorgänger Spaß verstehen?
Guido Cantz: Nein, nein, ich werde ihn auf keinen Fall auf den Arm nehmen. Frank Elstner hat die Sendung viele Jahre lang moderiert. Er ist ein ganz toller Mann; er hat Stil, tolle Umgangsformen. Nachdem bekannt geworden war, dass ich sein Nachfolger werde, hat er mich angerufen und mir gratuliert. Solche Leute sind für mich ein Vorbild.