Köln. . Mit dem riskanten Trapez-Auftritt zweier Artistenkinder sorgte RTL beim „Supertalent“ für Aufregung. Ungesichert turnten die sechs- und achtjährigen Geschwister Maik und Giulia in fünf Metern Höhe. Jetzt steht fest: Sie werden nicht im Halbfinale antreten.

Samstagabend, das „Supertalent“ läuft auf RTL. Die Zirkuskinder Maik (6) und Giulia (8) lassen sich an einem Trapez fünf Meter in die Höhe ziehen, um ihre akrobatischen Kunststücke im TV zu präsentieren. Ohne Sicherung, ohne Netz, noch nicht einmal Matten liegen auf dem Boden.

„Wir wollen mal die jüngsten Artisten ganz Deutschlands werden“, hat die Achtjährige wenige Minuten zuvor auf die Frage nach ihrem „größten Traum“ beantwortet. Und die Suche nach dem Supertalent hat einen Superlativ mehr: Jüngere Artisten, die solch gefährliche Übungen zeigen, sind im deutschen Fernsehen wohl noch nie aufgetreten.

Riskante Szenen werden in Zeitlupe wiederholt

Entsprechend inszeniert RTL den Auftritt der beiden Kinder. „I’m safe up high“ – „Ich bin sicher in der Höhe“ singt US-Rockstar Pink aus dem Off zu den akrobatischen Kunststücken, die ganz besonders riskanten Parts werden in Zeitlupe wiederholt und mit Bildern aus dem Publikum gegengeschnitten: Zuschauer, die erschrocken die Augen aufreißen, die Hand vor den Mund halten.

Und Sylvie van der Vaart verdrückt nach dem Auftritt der beiden Zirkuskinder sogar ein paar Tränchen. Ihr Sohn Damian ist fünf Jahre alt – ein Jahr jünger als Kandidat Maik. Sie habe Angst gehabt – „nicht, dass es mir nicht gefallen hat!“, betont die 33-Jährige. Aber sie hätte es besser gefunden, wenn die Kinder nicht auf fünf Meter hochgezogen worden wären. „Ich finde euch ganz, ganz toll“, sagt Dieter Bohlen, „aber ich möchte sowas nicht noch mal sehen.“

Für ihren riskanten Auftritt am Trapez bekamen Maik und Giulia viel Lob – RTL dagegen viel Schelte. (Foto: RTL / Stefan Gregorowius)
Für ihren riskanten Auftritt am Trapez bekamen Maik und Giulia viel Lob – RTL dagegen viel Schelte. (Foto: RTL / Stefan Gregorowius)

„Das war alles so selbstverständlich“

„Ihr habt nicht ausgesehen, als ob ihr Angst habt. Das war alles so selbstverständlich“, lobt Jurorin Motsi Mabuse dagegen – und spricht damit das grundlegende Problem an. Ist es selbstverständlich, dass Kinder im Fernsehen zur besten Sendezeit ungesichert in fünf Metern Höhe Kunststücke vorführen? Haben die Sender nichts aus dem Unglück bei „Wetten, dass..?“ im vergangenen Dezember gelernt? Der Kinderschutzbund findet: nein. „Diese Beispiel zeigt erneut, dass RTL den Schutz der Kinder nicht ernst nimmt“, empörte sich Geschäftsführerin Paula Honkanen-Schobert in der „Bild“. „Hier liegt ganz klar eine unverantwortliche Gefährdung eines Kindes vor.“ Erst im Mai dieses Jahres hatte der Kinderschutzbund eine Resolution für den „Besseren Schutz von Kindern in TV-Produktionen“ verabschiedet. Kernaussage: Die Fürsorgepflicht von Eltern, Sendern und TV-Machern muss besser überwacht werden.

Der Sender versuchte nach der Ausstrahlung zu beruhigen. Die Jury habe die Darbietung ja „kritisch eingeordnet“, betonte RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer. Obwohl ein solcher Auftritt für Artistenkinder Alltag sei. Eickmeyer teilte auf Anfrage aber auch mit: Der Casting-Auftritt von Maik und Giulia wird ihr letzter beim „Supertalent“ in diesem Jahr sein – obwohl sie von der Jury zweimal ein „Ja“ für die nächste Runde bekamen. „Von allen Acts, die ein Ja bekommen haben, wählt die Jury am Ende der zwölften Castingshow 20 Kandidaten fürs Halbfinale aus. Die Kinder werden nicht noch einmal antreten“, so Eickmeyer. (we)