Essen. .

Mehr als 2,3 Millionen Menschen wollten das „Wort zum Sonntag“ von Papst Benedikt XVI. sehen. Der Papst markierte in gut vier Minuten Schwerpunkte seines Reiseplans für den Deutschlandbesuch – und warf auch die Frage nach der Existenz Gottes auf.

Er hat einen guten Draht nach oben. Eigentlich sollte der Papst am Samstagabend um 22.55 Uhr „Das Wort zum Sonntag“ im Ersten sprechen, aber „Der Musikantenstadl“, ausgerechnet, hatte kräftig überzogen, so dass Benedikt XVI. erst 25 Minuten später zu sehen war. 25 Minuten sind im Nachtprogramm eine halbe Ewigkeit. Dennoch schadete die Verschiebung nicht: Für den Papst interessieren sich 2,36 Millionen Menschen. Das entspricht, gemessen an der sonst übersichtlichen „Wort zum Sonntag“-Gemeinde, einem sehr soliden Marktanteil von 12,2 Prozent.

Bisher durfte sich nur ein Pontifex sich im deutschen Fernsehen an das Publikum wenden: Johannes Paul II. Der polnische Papst nutzte die Gelegenheit gern. Denn bei öffentlichen Auftritten wusste er Charme und Ausstrahlung zu nutzen.

Doch genau das geht Benedikt XVI. ab. Er weiß darum. Kein Wunder, dass der gebürtige Bayer sich im Vatikan bei der Aufzeichnung seiner Grußbotschaft an das Publikum in Deutschland nicht von Medienvertretern beobachten lassen wollte. Benedikt XVI. ist ein Denker, ein Redner ist er nicht.

Leise, brüchige Stimme und unbewegtes Gesicht

Und genau das offenbarte seine 4:05 Minuten lange Kurzbotschaft, mit der der frühere Josef Kardinal Ratzinger die TV-Nation auf seine Deutschland-Reise vom 22. bis zum 25. September einstimmen wollte. Er sprach mit leiser, brüchiger Stimme, das Gesicht so unbewegt, dass kaum Lidbewegungen zu erkennen waren, die Hände wirkten wie erstarrt.

Und inhaltlich? Der Papst markierte Schwerpunkte seines Reiseplans. Das Eichsfeld, katholische Insel im atheistischen Meer Ostdeutschlands, liegt ihm am Herzen, ebenfalls ein ökomenisches Treffen, um gemeinsam mit Vertretern der evangelischen Kirche zu beten. „Sensationen“ versprach er ausdrücklich nicht.

Benedikt XVI. war die Frage nach der Existenz Gottes auf

Erstaunlich war, dass sich Benedikt XVI. an Nichtgläubige wandte, in dem er die Frage nach der Existenz Gottes aufwarf. Die Schönheit der Schöpfung, legte er nahe, erlaube den Rückschluss auf einen Schöpfer. Außerdem warb er für die katholische Kirche, in dem er nicht nur klassisch auf Heilige, sondern auch vorbildliche Alltagschristen verwies.

Was bleibt? Der Papst wirkte mühselig und beladen. Die Last seines Amtes, die Mühen des Auftritts – sie ließen sich auch vom vatikanischen Medienteam nicht weginszenieren. Aufbruch geht anders. Schade.