Essen. . Gina-Lisa und der Checker Thomas Karaoglan bieten in dem Pro-Sieben-Format „Die Alm“ die perfekt inszenierte Liebes-Geschichte - samt Heiratsantrag, Kuschelgerüchten und schlüpfrigen Details über Gina-Lisas Porno-Vergangenheit.

Lästereien, Zickereien und jetzt auch noch Meuterei. Auf der Alm von ProSieben überschlugen sich die Ereignisse. Stolz brachte Model Tessa Bergemeier nach der Muh-Probe die errungenen Kopfkissen als Belohnung mit nach oben zu ihren Mitstreitern. Doch aus Mitstreitern wurden schnell Streithähne.

Kissen statt Essen auf „Der Alm“

Rolf Scheider war fassungslos. Kissen statt Essen? Nicht mit dem Castingdirektor. Er wetterte gegen den Sender, gegen das Format, gegen die Show - und sprach eine Wahrheit aus: „Ihr denkt doch alle, dass wir die letzten Arschgeigen sind!“

Damit wollte sich Rolf Scheider dann nicht mehr zufrieden geben. Der Entschluss war schnell gefasst und lautete: „Ich gehe!“ Gemeinsam mit dem, mal großmäuligen, mal Heimweh-geplagten Checker und Gina-Lisa machte er sich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion auf. Aber auf wohin? Hinab ins Dorf, hin zum nächstbesten Hotel.

Warum der ganze Trubel? Warum konnten sich die Almbewohner nicht über die weichen Kopfkissen freuen und einfach ins Bett gehen? Ganz einfach. So sehr sie auch - wie zum Beispiel Rolf Scheider - betonen, das Fernsehen nicht nötig zu haben, so genau wissen sie aber auch, dass sie eben gerade Teil eines Sendungsformats sind. Und das verlangt Unterhaltung. Da muss man sich dann schon einmal etwas einfallen lassen.

Die Muh-Proben und die Bedingungen auf der Alm in einer Hütte auf dem Stand des 19. Jahrhunderts sind schon längst nicht mehr interessant genug. Da müssen Geschichten kreiert werden, um Zuschauer zu fesseln und vor allem, um als „Prominenter“ im Gespräch zu bleiben.

Manni Ludolf ist der Sympathieträger auf der Alm

Rolf Scheider, Thomas Karaoglan und Gina-Lisa Lohfink haben das verstanden und praktizieren Schreierei und Abhauen aus dem Camp. Sie machen eine Show für die Kameras, bevor sie dieselben theatralisch verhängen. Damit schaffen sie spannenderen Inhalt als die rumsitzenden Übrigen, geben dem Moderatoren-Duo die Chance Witze zu machen und sich in der Rolle als Dirk Bach und Sonja Zietlow-Klon zu üben.

Der absolute Sympathie-Träger der zweiten Staffel der Alm ist Schrotthändler Manfred „Manni“ Ludolf. Harmoniebedürftig machte ihm die ganze Streiterei um ihn herum sehr zu schaffen. Mit Holz hacken und Kochen lenkte er sich ab. Zuhause im rheinland-pfälzischen Dernbach werden Konflikte anders geregelt. Für jeden seiner Brüder hat Manni einen Plastikzwerg, dem er im Streitfall die Meinung sagt oder, wenn es ganz schlimm ist, mit Äpfeln und Kartoffeln beschmeißt. „Dann bin ich alle meine Aggressionen los und alles ist wieder gut.“ Eine nette Idee, doch fürs Fernsehen leider komplett ungeeignet, weil viel zu unspektakulär.

Lief da was im Heu zwischen Gina-Lisa und dem Checker?

Für das geforderte Spektakel sorgen ja zum Glück andere. Gina-Lisa ist hier führend. Erst die ups, ganz ungewollt ausgeplauderten Botox-Behandlungen und Busen-OPs samt Details über ihr privates Porno-Video, dann die Liebesgeschichte mit dem 18-jährigen Checker aus Duisburg. Liebesgeständnisse, Annäherungen, Heiratsantrag und dann natürlich die Frage: Lief da was im Heu?

Wie der verlorene Sohn kehrten dann am nächsten Tag die drei Ausreißer zur Gruppe zurück. Reumütig? Mit Entschuldigungen im Gepäck, weil sie den Kollegen die ganze Arbeit überließen? Nein, keineswegs. Die „Drei von der Zankstelle“, wie sie Moderator Daniel Aminati treffend betitelte, kamen frisch geduscht wieder und Gina-Lisa und der Checker waren sicher, nett empfangen zu werden. „Die Leute warten. Die brauchen Unterhaltung, die brauchen den Checker.“

Und Gina-Lisa fiel auf dem Marsch durch die Nacht anscheinend ein, dass sie das Team doch nicht im Stich lassen könne. Jeden Tag eine neue Wendung, jeden Tag ein neuer Einfall. Beinahe beeindruckend, wie schnell hier kleine Geschichten passieren.

Die perfekte Strategie für „Die Alm“

Doch da stellt sich die Frage nach der Echtheit und der Wahrheit dieser Geschichten und Aktionen. Wie viel Strategie steckt hinter dem Verhalten einiger der „Prominenten“ auf der Alm?

Neben diesen möglicherweise fingierten Ereignissen, wirken die Lästereien von Charlotte Karlinder und Tessa Bergmeier, Werner Lorant und Carsten Spengemann über die drei Querulanten beinahe wie das einzig Wahre und Echte in der Sendung.

Ob sich die Prominenz auf der Pro Sieben-Alm mit ihrem Theater und dem Verhalten ganz im Sinne von „Hauptsache im Gespräch bleiben“ einen Gefallen tut und nachher besser dasteht als zuvor? Das bleibt zweifelhaft. Zweifellos allerdings: Die, mit so viel Einfallsreichtum erfundenen, Geschichten sind unterhaltend und vor allem unterhaltender als Friede, Freude, Eierkuchen in den Bergen.