München. .

ProSiebens Antwort auf das „Dschungelcamp“ von RTL ist „Die Alm“. Viertelpromis wie Gina-Lisa Lofink und Manni Ludolf sollen in der Einöde von Südtirol leben wie vor 100 Jahren. Gibt der TV-Budenzauber ihren Karrieren Auftrieb?

Ein Sturz, ein Fall. Der Unfalltod von Bernd Clüver machte deutlich, wie schnell Berühmtheit welkt. Der „Junge mit der Mundharmonika“ mag den Folgen eines tragischen Treppensturzes erlegen sein. Tatsächlich aber litt der Schlagersänger an Entzugserscheinungen: Ihm fehlte schlicht die Droge Berühmtheit. Kein Wunder, dass Viertelprominenz nach fast jeder Chance greift, sich vor Publikum zu produzieren – und sei’s um den Preis öffentlicher Blamage. Am 20. August ist es wieder soweit: ProSieben bittet acht Blitzlicht-Junkies auf „Die Alm“.

Die Bedingungen für ProSiebens Antwort auf das „Dschungelcamp“ von RTL sind hart wie das alpine Klima auf dem kargen Oberhof bei Zösen in Südtirol auf 1700 Metern Höhe. Die Produktionsfirma Redseven Entertainment verpflichtet die Kandidaten, sich tags wie nachts filmen zu lassen – auch in „unangenehmen Situationen“. Einzig Gänge zur Toilette werden dem Publikum vorenthalten. Der Mitwirkendenvertrag regelt auch, welche Kleidung die Truppe tragen darf, bis hin zur Unterwäsche.

Beim Milchvieh Hand anlegen

Denn die Alm-Truppe soll in Südtirols luftiger Einöde leben wie vor 100 Jahren – das SWR-Dokudrama „Schwarzwaldhaus 1902“ lässt grüßen. Bade-Wasser muss überm Feuer erhitzt werden, das täglich Brot wird selbst gebacken, zudem muss die Alm-WG beim Milchvieh Hand anlegen. Mehr noch: Einen Hauch von Dschungel mag ProSieben beim Alm-Auftrieb nicht missen. Sendersprecher Christoph Körfer: „Die Teilnehmer müssen auch mal Schneckenschleim trinken.“

Das Format polarisiert. Manchem Zuschauer graut es dabei. Ein anderer Teil des Publikums betrachtet die Alm-Gaudi als Mix aus Fremdschäm-TV und gruppendynamischem Experiment. Menschenverachtend? Körfer kontert: „Unsere Verträge entsprechen den marktüblichen Standards für TV-Produktionen. Außerdem sind die Teilnehmer medienerfahren.“

Fünfstelliges Schmerzensgeld

Wiederbelebt

Bereits 2004 schickte ProSieben eine Handvoll Show-Sternchen auf „Die Alm“. Almkönigin wurde damals die heute vergessene Kader Loth. Der Sender vermarktet seinen Budenzauber auch in seinem Boulevard-Magazin „taff“. Moderatorin: Heidi-Klum-Model Rebecca.

Zudem winkt ihnen für den öffentlichen Härte-Test über 17 Tage akzeptables Schmerzensgeld – laut „Bild“ zwischen 20.000 und 70.000 Euro pro Teilnehmer, gestaffelt nach Bekanntheitsgrad. Aber: Wer Interna ausplaudert, muss zahlen: 3000 Euro Strafe.

Da überrascht es kaum, dass nicht jeder Blitzlicht-Junkie dem Lockruf des Geldes erliegt. Sendersprecher Körfer gibt unumwunden zu, dass ProSieben deutlich mehr als acht Kandidaten anspricht, um alle Plätze auf der „Alm“ zu besetzen: „Wenn jemand zusagt, heißt das noch lange nicht, dass er auch kommt.“ Bei drei Kandidaten jedoch sind Zweifel inzwischen verflogen: Der schräge Schrauber Manni Ludolf will kommen, das schräge Model Gina-Lisa Lofink und der unfreiwillig schräge Moderator Carsten Spengemann. Der 39-Jährige führte einst bei RTL durch „DSDS“. Seither gehört er zum unverzichtbaren Personal schlichter Shows. Mal stand er als Promi-Boxer im Ring, mal gehörte er zu „Stars auf Eis“, auch eine weitere Erfahrung hielt er für unverzichtbar: einen Einsatz im „Dschungelcamp“.