Köln/Mainz. . Aus Ahnungen wurde Gewissheit: „Wetten, dass..?“-Star Thomas Gottschalk wechselt vom ZDF zur ARD. Beim Ersten soll er dem matten Vorabend zu neuem Glanz verhelfen. Die Frage ist nur, wie.

Schon seit längerem wurde keine Wette mehr darauf angenommen: Dass „Wetten, dass..?“-Star Thomas Gottschalk vom Zweiten zum Ersten gehen würde, galt als ausgemacht. Jetzt wurde aus der Ahnung Gewissheit. Die ARD-Vorsitzende Monika Piel verbucht ihre erste große Personalie, und ZDF-Intendant Markus Schächter muss zum Ende seiner Amtszeit einen Promi-Abgang vermelden.

Ab Januar 2012 zeigt sich Gottschalk beim Ersten. Statt großer Samstagabendshow präsentiert er künftig kleines Vorabend-Geplänkel. Montags bis donnerstags soll der große Blonde die „Tagesshow“ (Gottschalk) vor der „Tagesschau“ präsentieren, jeweils eine halbe Stunde lang. Das Publikum darf sich auf einen Kessel Buntes einstellen, Tipps und Trends, Show und Kultur. Gottschalk plaudert mit Promis oder lässt sich, bei Bedarf, von klugen Köpfen Aktuelles erklären. Und Zuschauer? Ins Studio dürfen sie nicht. Stattdessen stellt Gottschalk einen virtuellen Kontakt zum Fernsehvolk her, per Mail, per Twitter, per Skype.

Erinnerungen an seine Tage beim Radio

Kein Wunder, dass sich der 61-Jährige an seine „Radio-Anfänge in der ARD“ erinnert fühlt. In den 70ern hat er junges, wildes Radio beim Bayerischen Rundfunk gemacht.

Jetzt, so scheint es, kehrt der verlorene Sohn wieder zu Mutter ARD zurück. Kein Wunder, dass die Führungsetage des Ersten jubiliert. ARD-Vorsitzende Monika Piel: „Ich bin froh, dass er zurückkehrt.“ Programmchef Volker Herres setzt auf Gottschalks Mix aus „Fröhlichkeit, Schlagfertigkeit, Unbefangenheit und intelligentem Witz“. Und Vorabend-Koordinator Frank Beckmann frohlockte gar „über alle Maßen“.

Auf der Suche nach werbeträchtigen Quoten-Hits

Tatsächlich steht die ARD am Vorabend unter Druck. Zwischen 18 und 20 Uhr darf der gebührenfinanzierte Senderverbund, wie das ZDF, werben. Aber vor den Nachrichten fehlen der ARD werbeträchtige Quoten-Hits.

Jetzt soll es Gottschalk richten. Der ewig junge Altmeister wird fürs Erste vermutlich ein teures Vergnügen, auch wenn noch kein Vertrag unterschrieben ist: Der fränkische Gaudi-Bursch pendelt zwischen Malibu und Mittelrhein, in Remagen ist er Schlossherr.

Ob die Rechnung aufgeht, müssen Gottschalk und das Erste noch beweisen. Gerade der Kontakt zum Studio-Publikum hat Gottschalk bei „Wetten, dass..?“ beflügelt.

Den Neuzugang betreuen der WDR und seine private Tochter WDR mediagroup. Die Firma Grundy Light Entertainment produziert Gottschalks Vorabend-Sause.

Der fatale Sturz

Rückblende. Den 4. Dezember 2010 wird Gottschalk nie vergessen. Den müde gewordenen Show-Dino „Wetten, dass..?“ will er bei einem Gastspiel in Düsseldorf mit einer spektakulären Wette aufpeppen. Der angehende Stunt-Man Samuel Koch will mit Sprungfedern über fahrende Autos hüpfen. Der Versuch endet mit einer Katastrophe: für den 23-Jährigen und für den Moderator. Koch ist seither gelähmt, und Gottschalk will alles hinwerfen. Das ZDF überredet ihn zu einem geordneten Rückzug. Es ist ein langer Abschied. Für den Herbst sind noch drei Abschiedsausgaben der 1981 gestartete Sendung verabredet. Dann ist Sendeschluss beim ZDF.

Intendant Schächter tarnt seine Enttäuschung kaum. Er hätte die Zusammenarbeit mit dem Langen „gerne fortgesetzt“. Andererseits, heißt es beim ZDF, habe er bisher nicht gekündigt. Als mahnendes Beispiel gilt der Fall Günther Jauch. Bereits 2007 kündigt die ARD die Verpflichtung des RTL-Stars an. Doch daraus wird damals nichts. Jauch fürchtet die Aufsichtsgremien, nennt sie, nach Spielbergs Kino-Monstern, „Gremlins“ – und zieht zurück.