Essen. .
Ein Clown holt den DSDS-Titel: Pietro Lombardi fiel in der achten Staffel der RTL-Show „Deutschland sucht den Superstar“ vor allem durch seine witzig-naive Art auf. Außerdem bewies der 18-Jährige, dass er einene eigenen Gesangsstil hat, mit dem er vielleicht auch nach DSDS noch musikalische Erfolge feiern könnte.
Ein bisschen durchgeknallt, immer für einen Spaß zu haben und mit einer unverwechselbaren Stimme hat DSDS-Gewinner Pietro Lombardi durchaus das Zeug zum Superstar auf Dauer. Außerdem hat der 18-Jährige aus Karlsruhe schon während der RTL-Show „Deutschland sucht den Superstar“ seine eigene Corporate Identity kreiert: den „Pietro-Style“. Die Chancen für Pietro stehen also gut, dass er sich über seine erste Single „Call My Name“ hinaus im Showgeschäft wird halten können.
Musiker, die nicht aus den Tretmühlen einer Castingshow hervorgegangen sind, haben es oft einfacher. Denn neu und interessant an ihnen ist nicht nur ihre Stimme und ihr Typ, sondern auch die Lieder, die sie komponiert haben. Denn wenn sich ihre Debütsingle erstmal als Ohrwurm in den Köpfen der potenziellen Käufer festgesetzt hat, dann ist ihnen der Erfolg so gut wie sicher. Castingshowgewinner hingegen singen zunächst nur Welthits. Das Original kennt jeder. Eigene Interpretationen der Kandidaten werden im direkten Vergleich dann schon mal als Fehler gewertet. Pietro Lombardi schreckte das nicht ab. Er überzog jeden Song, den er in den DSDS-Sendungen singen musste, mit dem „Pietro-Style“: ganz viel verschnörkeltes Gejaule, das aber wie Zuckerguss für die Lieder wirkte.
Gerade damit unterschied er sich von den anderen Kandidaten. Gerade dadurch gibt es für ihn eine Chance. Der Chef-Juror und zukünftige Produzent von Pietro, Dieter Bohlen, bescheinigt ihm einen „hohen Wiedererkennungswert“. Für den Anfang nach dem Ende von DSDS ist das nicht schlecht. Damit kann er vielleicht an den für DSDS-Verhältnisse großen Erfolg von Mark Medlock, dem Gewinner der vierten Staffel, anknüpfen. Medlock war ebenfalls vor allem deswegen aufgefallen, weil er einen einzigartigen Gesangsstil hatte und außerdem – wie Pietro - ziemlich gaga war.
Mini-Jobber und Swarovskisteinleger aus Karlsruhe
Dass er ein Unikat ist, bewies Pietro schon mit seinem ersten Auftritt in den Castings. „Ich bin echt richtig froh hier zu sein. Seit zwölf Stunden mit dem Ständer …“ waren die ersten Worte, die die Fernsehnation vom zukünftigen Superstar vernahm. Natürlich hatte Pietro den Ständer seines Keyboards gemeint. Die Doppeldeutigkeit seines Spruchs war dem naiven 18-Jährigen gar nicht aufgefallen.
Auch im Recall und in den Live-Shows sorgte Pietro, der Mini-Jobber und Swarovskisteinleger aus Karlsruhe, für viele lustige, aber auch einige ergreifende Momente. Schluchzend und am Boden zerstört ließ er sich von Kumpel Ardian trösten, nachdem er im Recall den Text von „Marchin‘ On“ vergessen hatte. Die Jury, allen voran Dieter Bohlen, glaubte jedoch an Pietros Talent. Kritiker mutmaßen, dass ab diesem Moment feststand, dass Pietro zum Gewinner hochgepusht werden sollte. Inwiefern RTL die Meinung der Zuschauer manipuliert hat und wie groß der Einfluss der Anrufer wirklich war – man weiß es nicht.
Mit seinem Image war Pietro lange unglücklich: „Am Anfang dachte ich, ich muss mich ändern, ich darf nicht mehr der Clown sein“, gab er in einem Interview zu. Dann aber habe er erkannt, dass er eben so sei, wie er sei und auch so beibe. Basta. Eine offensichtlich gute Entscheidung.
Sarah Engels, Balladenqueen und Kämpfernatur, verliebte sich in den DSDS-Clown
Unvergesslich wird auch Pietros schräge Version des Doris-Day-Klassikers „Que sera, sera“ bleiben, mit dem er im Recall auf den Malediven Jury und Mitkandidaten zum Lachen brachte – unabsichtlich, natürlich. Besonders eine Konkurrentin war von Pietros tollpatschigem Charme ganz hingerissen: Sarah Engels - Balladenqueen, Kämpfernatur und Silbergewinnerin - verliebte sich in den DSDS-Clown. Die Beziehung der beiden bescherte den Zuschauern das schönste und ergreifendste Showfinale seit acht Staffeln.
Pietro Lombardi hat die achte DSDS-Staffel geprägt wie kein anderer. Nicht nur musikalisch, sondern auch sprachlich. „Jackpot“, „Bombe“, „Bonus“ und „du Fisch“ – sogar die Moderation von Marco Schreyl bekam einen Hauch von Pietro-Style. Jurorin Fernanda Brandao dichtete Lobhymnen auf dem 18-Jährigen: „There is nobody like Lombardi“, meinte sie.
Ob Pietro Lombardi mit dem Gewinn von „Deutschland sucht den Superstar“ seine musikalische Halbwertszeit schon überschritten hat oder ob er jetzt erst richtig loslegt, wird die Zukunft zeigen. Zu wünschen wäre es ihm. Denn einen Sänger, der auch noch Komikerqualitäten hat, kann Deutschland wirklich gebrauchen.