Essen. Nichts wirklich Neues im Ersten: „Geld.Macht.Liebe” bedient bekannte Klischees der intriganten Upper-Class, rund um die Bankiersfamilie von Rheinberg, wie die Zuschauer sie bereits aus "Dallas" und "Denver-Clan" kennen. Frei nach dem Motto: Geld alleine macht auch nicht glücklich.

Erinnern wir uns, dass einer der ersten Todesfälle in der RTL-Seifenoper „Gute Zeiten, schlechte Zeiten” der folgende war: Katrins Mutter Irene erstickt an einer zu großen Brezel. Auch die neue ARD-Serie „Geld. Macht, Liebe” (montags, 20. 15 Uhr) startet mit einem unangenehmen Todesfall: Herzinfarkt im Banktresor. Was so beginnt, kann nur zu einer innigen Liaison mit dem Zuschauer führen. Absurde Handlung und überbordende Emotionen schützen schließlich häufig vor Misserfolg.

Wahrscheinlich hat die aufs Seichte programmierte ARD-Produktionsfirma Degeto ihren Autoren folgende Kreativkur verordnet: Acht Stunden „Dallas” und „Das Erbe der Guldenburgs” pro Tag plus die Lektüre etlicher Groschenromane. Ach nein! Wahrscheinlich hat jemand einfach ein Drehbuch aus den 80er Jahren ausgebuddelt, und so wurde das alte Erfolgsrezept der intriganten Upper-Class neu aufgelegt. Immer wieder montags kann man nun wahlweise hinter die Kulissen einer mondänen Bank oder des traditionsbewussten Familienguts gucken.

Wer hat was mit wem?

In der neuen Fernsehfamilie namens von Rheinberg gibt es das übliche Figurenszenario: Zwielichtiges Familienoberhaupt mit zurückgegeltem Haar. Kratzbüstige alte Patriarchin. Bodenständige Mutti. Missverstandener Sohn. Solide Tochter (Reiterin) und liederliche Tochter (Partyluder). Schöne Intrigantin. Und die nette Schwester mit der geheimnisvollen Vergangenheit.

Natürlich hat der junge Verlobte des Partyluders bald ein Tête-à-tête mit der geheimnisvollen Schwester und mit deren Tochter. Den Mann der Reiterin verführt eine Krankengymnastin und selbst die greise Patriarchin hält sich ein Liebchen. Aber halt: Es spielt auch eine „Bad bank” eine Rolle. Somit lernen wir: Die neue Serie nagt am Puls der Zeit!

Wer hasst wen?

Nun, es gilt mal wieder das Prinzip der Pralinenschachtel: Darin steckt süße Sünde. Man weiß es, und kann trotzdem nicht die Finger davon lassen. So beguckt man Galakleider und galoppierende Pferde. Männer, die mit Macherblick ihre Krawatte festzurren. Im Hintergrund poliert stets ein Chauffeur die Edelkarosse und feudelt das Dienstmädchen übers Buffet. Man lauscht Dialogen, wie: „Wenn herauskommt, dass ich eine Affäre mit dem Großkapital habe, ist mein Ruf ruiniert.” Oder: „Du bist nicht Gott, Markus. Die Welt dreht sich nicht, wie du es willst.” Oder: „Wir wollen uns einen Keiler holen.”

Wer sich den heutigen 90-minütigen Pilotfilm anschauen will, sollte einen großformatigen Stammbaum mitzeichnen. Wer ist mit wem verwandt? Wer hat was mit wem? Und: Wer hasst wen? Auf diese Weise kann man vielleicht ein paar der Pralinenkalorien verbrennen, die man sich an weiteren Montagen noch zufügen wird.