Düsseldorf/Marl. . Zum ersten Mal seit langer Zeit gingen die Privaten bei den Grimme-Preisen leer aus. Das bekannteste Gesicht ist Götz George, der für seine Rolle in „Zivilcourage“ (WDR) ausgezeichnet wird.
Nun ist es raus, wer in diesem Jahr zu den Grimme-Preisträgern gehört. Uwe Kammann, der Chef des Marler Medien-Institutes, gab sie gestern in Düsseldorf bekannt, wie so oft in den Räumen der Landesmedienanstalt. Dabei wartete die Jury mit einer Überraschung auf: Zum ersten Mal seit langem ging kein einziger Preis an werbefinanzierte Sender.
Mit der Qualität des TV-Programms zeigte sich Kammann zufrieden: „Im Fernsehjahr 2010 gab es eine ganze Reihe von herausragenden Sendungen mit sehr unterschiedlichen Handschriften, beeindruckenden individuellen Leistungen und einer hohen professionellen Qualität.“ Insgesamt wurden zwölf Produktionen von den Qualitätsprüfern des deutschen Fernsehens mit Trophäen bedacht. Die Auszeichnungen wurden übrigens zum 47. Mal vergeben.
Bereits bekannt ist, dass der Volkshochschulverband ZDF-Moderator Thomas Gottschalk eine besondere Ehrung zukommen lässt. Verdient hat sie der „Wetten, dass...?“-Star allemal. Zwar hat der 60-Jährige die einst erfolgreichste TV-Show Europas nicht erfunden, aber der lange Blonde gehört inzwischen so sehr zu dem ZDF-Format, dass es ohne ihn kaum denkbar ist. Gottschalk gab dem Fernsehen eine Leichtigkeit wie sonst nur wenige. Daran ändert auch der Unfall vom Samuel Koch im vorigen Dezember nichts.
Kaum Überraschungen
In der Kategorie Fiktion gab es kaum Überraschungen. Dass Dominik Grafs Krimi-Serie „Im Angesicht des Verbrechens“ einen weiteren Preis erhalten würde, war so sicher wie die Tatsache, dass dem Winter der Frühling folgt. Mit dieser Auszeichnung kommt der Münchner Regisseur auf neun Grimmes – Rekord.
Ausgezeichnet wurden überdies die „Tatort“-Episode „Nie wieder frei sein“ vom BR, die Verfilmung des Sven-Regener-Romans „Neue Vahr Süd“ (WDR/RB), der Missbrauchskrimi „In aller Stille“ (BR) und das Sozialdrama „Keine Angst“ vom WDR.
In der Kategorie Information und Kultur richtete die Jury ihr Augenmerk auf Außenpolitik einerseits und deutsche Themen andererseits. Preise gingen an „Aghet – Ein Völkermord“ (NDR), „Iran Elections 2009“ (WDR/Arte), „Die Anwälte – Eine deutsche Geschichte“ (WDR/NDR/rbb/Arte), „DDR ahoi“ (MDR/NDR) sowie „20 x Brandenburg“ (rbb).
Beim Wettbewerb Unterhaltung siegte „Krömer – Die internationale Show“ (rbb). Damit gab die Jury der ARD einen Fingerzeig, dass die Perlen der Nacht-Unterhaltung nicht gänzlich unbemerkt blieben. Zudem geht ein Preis an den Doris-Dörrie-Sechsteiler „Klimawechsel“ (ZDF).
Im Angesicht des Verbrechens
Warum wurde die neue deutsche Serie ingnoriert?
Offen bleibt allerdings die Frage, warum die neue deutsche Serie, für die bisher vor allem Sat.1 verantwortlich zeichnet, ignoriert wurde. Fraglich ist, warum Serien wie „Der letzte Bulle“ um einen Polizisten, der sich, aus den 80ern kommend, in der Gegenwart zurechtfinden muss, und „Danni Lowinski“ um eine Billig-Anwältin mit Herz keinen Preis erhielten.
Der Sonderpreis Kultur des Landes NRW wurde der Ki.Ka-Produktion „Schnitzeljagd im Heiligen Land“ zuerkannt – ein Signal, dass der öffentlich-rechtliche Kindersender mehr bietet als knallbunten Zeichentrick.
Der Marler Gruppe gelang das Kunststück, Götz George zum 30-jährigen Schimanski-Jubiläum mit einer Auszeichnung zu beglücken, ohne den 72-Jährigen auf die Rolle des Duisburger Proll-Kommissars zu beschränken. In „Zivilcourage“ (WDR) spielte er einen Buchhändler, der auf dem Kiez an seinem Gutmenschentum zu zweifeln beginnt.
Ein Förderstipendium erhalten die Macher der ZDF-Doku „Am Ende kommen Touristen“.
Überreicht werden die Preise bei einer Gala in Marl am 1. April. Und das ist kein Scherz.