Essen. Seit zwanzig Jahren erklären die einzigen deutschen Kindernachrichten jungen Zuschauern die Welt. Die Sendung „logo!” wurde einst als ZDF-Experiment belächelt und ist bis heute durchweg beliebt.

v.l.n.r.: Logo!-Kinderreporterin Mia mit Schriftstellerin Cornelia Funke. (c) ZDF/Wolfgang Lehmann
v.l.n.r.: Logo!-Kinderreporterin Mia mit Schriftstellerin Cornelia Funke. (c) ZDF/Wolfgang Lehmann © Wolfgang Lehmann

„Nervt es Sie nicht manchmal, immer so zu grinsen”, fragt ein kesser 13-Jähriger. Und Guido Westerwelle guckt verdutzt: „Also mich nervt das nicht.”

Diese wunderbare Offenherzigkeit ihrer Kinderreporter ist nicht das einzige, was die ZDF-Sendung „logo!” so beliebt macht. „Logo!” erklärt die Welt so gemächlich und auf eine so simple Art, die man auch manchem Erwachsenenformat wünscht. Dabei wurde die Premierensendung am 9. Januar 1989 belächelt: „Man hat gesagt: Die spinnen doch, die erfinden etwas, das es sonst nirgendwo gibt. Nach ein, zwei Jahren werde man schon sehen, das war vergeblich”, erinnert sich ZDF-Intendant Markus Schächter.

Schließlich ist es gar nicht so einfach, Nachrichten für Kinder aufzubereiten. Klar: Kinder bekommen mit, was auf der Welt passiert, sie haben dazu Fragen. Aber darf man ihnen Bilder aus einem Kriegsgebiet zeigen? Ja, wenn sie gut ausgesucht sind, meinen die „logo!-Macher”. In der Berichterstattung aus dem Kosovo zeigt ein Reporter zum Beispiel lediglich die Einschusslöcher in den Häusern. Zum derzeitigen Israel-Konflikt wurde ein Comic als Erklärstück gesendet. Ihren Anspruch formuliert die „logo!”-Leiterin und einstige Moderatorin Barbara Biermann so: „Nachrichten, die über alles berichten, aber nicht alles zeigen.”

Schröder: Ich kann ganz gut Gulasch machen

Kinderreporterin Jana Riegert (12) im Gespräch mit Thomas Reiter bei der ESA in Köln. (c) ZDF/Stefan Menne
Kinderreporterin Jana Riegert (12) im Gespräch mit Thomas Reiter bei der ESA in Köln. (c) ZDF/Stefan Menne © Stefan Menne

Dennoch: Die schönsten Momente im Rückblick auf fast 6000 „logo!”-Ausgaben (heute, 15.50 Uhr, im KIKA und morgen, 8.50 Uhr, im ZDF) sind die Interviews der Kinderreporter mit Prominenten. Wenn der 14-jährige Peter die frischgekürte Kanzlerin besucht, entbehrt das nicht einer gewissen Komik. „Wie lange brauchen Sie denn morgens im Bad”, will er wissen. Angela Merkel: „Wenn ich mich spute, eine Stunde.” Peter, entgeistert: „Echt, eine Stunde?”

Gerhard Schröder bekennt: „Ich kann ganz gut Gulasch machen.” Und Edmund Stoiber windet sich bei der Frage: „Worin sind Sie eine echte Pfeife?” (In Sachen Pünktlichkeit, gesteht er.) Frage an Joschka Fischer: Warum reden Politiker immer so komisch? „Oft, weil sie einfach nichts zu sagen haben.”

Das Fernsehen als Fürsprecher

V.l.n.r.: Peter Hahne, Barbara Biermann, Dirk Chatelain, Ulli Angermann. (c) ZDF/Renate Schäfer
V.l.n.r.: Peter Hahne, Barbara Biermann, Dirk Chatelain, Ulli Angermann. (c) ZDF/Renate Schäfer © Renate Schäfer

„logo!” wird täglich im Kinderkanal KIKA ausgestrahlt, außerdem samstags um 8.50 Uhr im ZDF. Über das Internetportal www.logo.tivi.de erreichen täglich rund 250 Emails von Kindern die Redaktion. Überhaupt setzen die Macher stark auf Interaktion. Schon lange gibt es die „Redezeit”: Eine Straße ohne Zebrastreifen oder ein Freibad, das geschlossen werden soll – solche Probleme werden der Redaktion gemeldet, die häufig vor Ort nachschaut. Das Fernsehen als Fürsprecher, das soll Kindern symbolisieren: Es lohnt sich, sich einzumischen.