Berlin. . Nahezu jeder Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren ist im Internet unterwegs. Jeder dritte Schüler kennt sich dort schon besser aus als seine Lehrer.
Das Internet wird für Jugendliche immer bedeutender. 98 Prozent der 10- bis 18-Jährigen sind online. Bei den 13- bis 15-Jährigen verschlägt es sogar 100 Prozent in die virtuelle Welt. Das geht aus der Studie „Jugend 2.0“ hervor, die der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) am Mittwoch in Berlin vorgestellt hat.
Diese große Begeisterung hat Folgen: Jeder dritte Schüler kennt sich besser mit dem Internet aus als seine Lehrer. Das ergab eine Umfrage unter 700 Kindern und Jugendlichen des Instituts Forsa für die Bitkom. Der Verband forderte, Lehrer besser in punkto Computer auszubilden. Er schlug so genannte „Teach the Teacher“-Programme vor.
„Was glauben Sie, wie motivierend es für einen Schüler wäre, auch mal seinem Lehrer was beibringen zu dürfen?“, fragte Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer der Bitkom. Sehr kritisch bewertet der Verband das Ergebnis, dass bereits jeder 20. Jugendliche schon mal von einem Erwachsenen online sexuell angemacht wurde und jeder dritte Jugendliche sonstige negative Erfahrungen wie etwa Beleidigungen oder Betrug im Internet erlebt hat.
„Die Politik muss einen neuen Entwurf der im Dezember gescheiterten Jugendschutz-Novelle vorlegen“, forderte der Verbands-Präsident, August-Wilhelm Scheer, „und dafür sorgen, dass es bei der Polizei mehr Spezialisten für Internetkriminalität gibt.“ Es genüge nicht, darauf zu bauen, dass sich Anbieter selbstverpflichtend für die Sicherheit von Jugendlichen einsetzten.
Nahezu alle Kinder ab zehn Jahren nutzen täglich das Netz. Doch nur ein Viertel der Eltern spricht regelmäßig mit seinen Kindern darüber. „Viele Eltern kümmern sich nur oberflächlich um die Internet-Nutzung ihrer Kinder“, kritisierte Scheer. Im Gegensatz zu allen Befürchtungen verdränge der Computer jedoch weder Freundschaften noch sonstige Werte. „Mit dem Hund herumzutollen, ist immer noch wichtiger als ein neues Computerspiel“, so Scheer.
Veraltete E-Mails
Neu ist, dass Freundschaftsnetze wie Facebook inzwischen stärker von Mädchen (82 Prozent) als von Jungen (64 Prozent) benutzt werden. E-Mails sind bei den 10- bis 18-Jährigen dagegen eine nahezu veraltete Technologie, die nur von 52 Prozent genutzt wird.