Köln. .
Die Lindenstraße wird 25 Jahre alt. Und das Erste feiert die Dauerserie mit einer „Langen Kultnacht“. Für die Sonderfolge kehrt sogar der tote Benny Beimer zurück.
Ein Stück deutscher Fernsehgeschichte wird am Wochenende 25 Jahre alt. Mit einer Sonderfolge und einer „Langen Kultnacht“ ehrt das Erste am Samstag, 11. Dezember, eines seiner Aushängeschilder, die Dauerserie Lindenstraße. Zunächst schwelgen Hans Beimer und seine Ex-Fau Helga (Joachim Hermann Luger, Marie-Luise Marjan) ab 23.15 Uhr in Erinnerungen und fragen sich, was wohl heute aus ihrem Sohn Benny (Christian Kahrmann) geworden wäre, der schon in Folge 520 bei einem Busunglück starb. Anschließend führen Christine Westermann und Götz Alsmann drei Stunden lang im Serien-Restaurant „Akropolis“ durch das erste Vierteljahrhundert der „Lindenstraße“.
Nach inzwischen 1306 produzierten Folgen sieht Lindenstraßen-Erfinder und Produzent Hans W. Geißendörfer die zunächst verheerenden Kritiken nach der Premiere am 8. Dezember 1985 inzwischen gelassen: „Die Kritiker haben uns zerrissen, aber wir hatten von Anfang an eine sehr starke Resonanz der Zuschauer.“ In den folgenden Jahren sorgte die Serie mit dem ersten deutschen Fernsehkuss zweier Männer, aber auch mit Themen wie Sterbehilfe, Rechtsextremismus oder dem Umgang mit Behinderten immer wieder für Diskussionsstoff.
Geißendörfer spielt das Lindenstraßen-Lied
Bei der Aufzeichnung zur Kultnacht in Köln machte Geißendörfer seinem Ruf als fränkischer Grantler alle Ehre, indem er der verdutzten Christine Westermann bescheinigte, ihm dumme Fragen zu stellen. Schließlich wurde der 69-Jährige doch milder gestimmt: „In den vergangenen 25 Jahren habe ich gelernt, auch mal den besseren Argumenten nachzugeben.“ Weitere 25 Jahre Lindenstraße - wie beim englischen Vorbild „Coronation Street“ - seien da nicht ausgeschlossen. Das größte Lob für ihn sei, dass zwölf Schauspieler der ersten Folge immer noch dabei sind, betont Geißendörfer, um anschließend die Titelmelodie der Sendung gekonnt auf der Mundharmonika zu interpretieren.
Neben ehemaligen und aktuellen Bewohnern der Lindenstraße gratulieren auch Politiker. Während Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit die Lindenstraße „einfach Klasse“ findet, gesteht Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU), dass sie sich wegen der Serie auch einmal für einen Politiker außerhalb der Union begeistern konnte: „Ein Freund hatte mir das „Lindenstraßen“-Wahlplakat „Wählt Gung“ besorgt, das ich damals stolz in meiner Studentenbude aufgehängt hatte.“
Sie verpasse kaum eine Folge der Serie, verrät Schröder, auch wenn sie heute die Episoden aus Zeitgründen häufiger auf dem iPad als im Fernsehen schaue. Allerdings bedauere sie, dass es derzeit unter den Bewohnern der „Lindenstraße“ keine sympathischen CDU/CSU-Parteigänger gibt - was Produzent Geißendörfer mit einem Schmunzeln quittiert.
Folgenreicher Einsatz einer Geflügelschere
Ansonsten kommen in der Kultnacht vor allem die treuen Fans auf ihre Kosten. Ausgiebig werden die grässlichsten Bademäntel der Serie präsentiert, aber auch Mutter Beimers schlüpfrigste Dialogzeile und die schönsten Versprecher.
Auch an die zahlreichen Verbrechen in der fiktiven Münchener Vorstadtstraße wird erinnert. Dabei fehlt auch nicht die Geflügelschere, mit der Mary (Liz Baffoe) einst spektakulär Olaf Kling (Franz Rampelmann) entmannte: Eine heikler Dreh, wie sich die Schauspielerin im Gespräch mit Christine Westermann erinnert: „Ich hatte die Schere immer irgendwie zu tief gehalten und Franz ermahnte mich ständig, bloß vorsichtig zu sein.“ Manche Enthüllung aus dem Innenleben der Serie geriet auch recht ernüchternd. So beschrieb Andrea Spatzek alias Gabi Zenker ihre gemeinsamen Bettszenen mit dem späteren Film- und TV-Star Til Schweiger als gerade mal „putzig“.
In der eigentlichen Jubiläumsfolge am Sonntag, 12. Dezember, 18.50 Uhr, hat der Alltag die Lindenstraßen-Bewohner dann wieder eingeholt. Dann will Klaus Beimer (Moritz A. Sachs) mit Unterstützung der „Sportfreunde Stiller“ seine geliebte Iffi (Rebecca Siemoneit-Barum) endlich zum Ja-Wort bewegen. (dapd)