Essen. Annett Renneberg ist die Neue bei "Kommissar Stolberg" (Freitag, 23. Oktober, ZDF, 20.15 Uhr). Jürgen Overkott sprach mit ihr über die Rivalität zwischen Köln und Düsseldorf, nächtliches S-Bahn-Fahren und, natürlich, ihre Rolle.
Wie war die erste Begegnung mit Rudolf Kowalski?
Annett Renneberg: Sehr angenehm. Ich habe ihn beim Vorsprechen kennengelernt. Ich hatte ihn vorher auf der Bühne gesehen, und meine Kollegin Barbara Auer hatte mir von ihrer Zusammenarbeit mit ihm vorgeschwärmt – zu Recht, wie ich finde.
Was zeichnet ihn aus?
Annett Renneberg: Er macht einen sehr ruhigen Eindruck; ich muss das betonen, denn es gibt auch sehr laute Kollegen.
Was reizt Sie an der Rolle bei „Stolberg“?
Annett Renneberg: …dass ich die Seite wechseln kann. Ich war Opfer, ich war Täterin, und jetzt bin ich Kommissarin. Ich wollte die andere Seite kennenlernen. Ich hatte zwar mal gesagt, dass ich „Tatort“-Kommissarin werden will, aber hier, in der zweiten Reihe, gefällt’s mir auch gut. Hier kann ich Erfahrungen sammeln.
Na, dann haben Sie ja was für die Bewerbungsmappe.
Annett Renneberg: Ja, genau. Ich glaube, dass alles zu seiner Zeit kommt. Na ja, und deshalb bin ich dankbar, dass ich eine Oberkommissarin spielen, die jung ist, die ehrgeizig ist, die hoch hinaus will.
Jung, ehrgeizig, hoch hinaus – das passt vermutlich auch zu Ihnen.
Annett Renneberg: Nee, ich bin nicht mehr so ehrgeizig. Ich bin ruhiger geworden, ich nehm’s so, wie’s kommt.
Sie lernen jetzt die rheinische Gelassenheit kennen.
Annett Renneberg: Ja, genau. Wir drehen in Köln und Düsseldorf, und es gefällt mir dort wirklich gut.
Die Kölner und die Düsseldorfer sehen sich als natürliche Feinde. Haben Sie hüben wie drüben große Unterschiede festgestellt?
Annett Renneberg: Nee, eigentlich nicht. Köln und Düsseldorf – das ist für mich einfach nur Rheinland. Ich sehe das auch eher so, dass dieser Streit augenzwinkernd gemeint ist. Allerdings sehe ich zu, dass ich in Düsseldorf kein Kölsch trinke.
Nach einigen spektakulären Überfällen ist mancherorts der Eindruck entstanden, dass unser Leben gefährlicher geworden ist. Was sagen Sie dazu?
Annett Renneberg: Ja, es entsteht durchaus der Eindruck. Ich finde aber nicht, dass das Leben gefährlicher geworden ist. Ich glaube, dass dieser Eindruck von bestimmten Medien geschürt wird. Ich versuche, mich diesen Eindrücken zu entziehen und fahre sehr gut damit. Die Lust mancher Medien, Angst zu schüren, ist krank.
Trauen Sie sich, nachts allein S-Bahn zu fahren?
Annett Renneberg: Ja, das habe ich getan, als ich noch in Berlin gewohnt habe. Die Angst ist auch Kopfsache: Wenn ich im Kopf habe, ich werde überfallen, werde ich auch überfallen. Aber ich bin ein positiver Mensch. Klar, auch ich bin mal in eine brenzlige Situation gekommen, aber da kommt immer darauf an, wie man sich verhält. Und für mich bleibt es wichtig, eben nicht wegzuschauen.
Tragen Krimis dazu bei, dass sich bei den Zuschauern ein Gefühl der Beruhigung einstellt?
Annett Renneberg: Das glaube ich nicht. Ich weiß auch gar nicht, warum es eine derartige Krimi-Schwemme bei uns gibt – auch wenn ich gerade selbst davon profitiere. Das ist fast inflationär, und ich weiß auch gar nicht, wie lange das noch gut geht. Ich finde, die Hauptzielrichtung von Fernsehfilmen kann auch ruhig mal wieder in eine andere Richtung gehen.