Essen. Der erste Frost, der erste Schnee - sie waren eine perfekte Einstimmung auf "Die Tote im Spreewald" Der Film von Christian von Castelberg nach einem Drehbuch von Thomas Kirchner benutzt die winterliche Atmosphäre als Sinnbild für die Beziehungen der Figuren: Sie sind vereist.

Kameramann Martin Farkas führt uns zunächst in den Spreewald: Das sumpfige Waldgebiet im deutsch-polnischen Grenzgebiet firmiert als Biosphären-Reservat. Dahinter verbirgt sich ein Urwald mit klassischem Wildwuchs. In dem Dickicht leben Einwanderer aus Südamerika, die bereits zu DDR-Zeiten wegen ihres Fells begehrt waren: die Biber-Art Nutria.

Und genau damit scheint der Tod von Daniel Bartko (Hinnerk Schönemann) zu tun haben. Seine Leiche wird in einem Kahn entdeckt. Sein Fuß steckt in einem Schlageisen.

Natürlich ist nichts so, wie es scheint. Dieser ernüchternden Erkenntnis muss sich Kommissar Thorsten Krüger (ein knurriger Menschenkenner: Christian Redl) stellen. Das Schlageisen wurde dem Toten erst nachträglich angelegt, wie sich bald herausstellt.

Vielmehr führen die Spuren in eine ganz andere Richtung. Krüger muss ein verwickeltes Knäuel von Beziehungen entrollen: Das Opfer gehörte zur sorbischen Minderheit in Ostdeutschland, haderte mit Tradition und Familie, stand zwischen zwei Frauen und mauschelte überdies mit Pelz-Wilderern. Als wäre dies nicht schon genug, verliebt sich der Kommissar in die Frau des Opfers. Nadja Uhl wirkt wie ein armes Hascherl, alleingelassen in der Wildnis; sie weckt als Verkörperung von tausend Jahren Einsamkeit den Beschützerinstinkt von Christian Redl, der seinen Kommissar mit väterlicher Autorität gibt.

Morast der Beziehungen

Doch Kommissar Krüger versinkt letztlich nicht im Morast komplizierter Beziehungen. Vielmehr überführt er den Tod nach einem tödlichen Duell im Moor.

Die mollgetönte Ballade lebt von einer Geschichte mit starker Sogkraft - und einem starken Schauspieler-Quartett. Neben Uhl und Redl überzeugen Schönemann und Anne Ratte-Polle. Dazu kommt: Der Spreewald wirkt derart unergründlich, dass er wirklich mehr als nur ein düsteres "Geheimnis im Moor" birgt. Gut, dass das ZDF Drehbuch-Autor Kirchner eine Fortsetzung des Krimi-Hits aus dem Jahr 2006 schreiben ließ.

"Die Tote im Spreewald", Montag, 26. Oktober, ZDF, 20.15 Uhr