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Europa zittert um seine Währung. Der Euro wackelt und bei „Maybrit Illner“ pflegen die üblichen Verdächtigen ihre bewährten Feindbilder: die Großbanken, die „Märkte“ und – natürlich – die Mießmacher.
Als die Deutschen 2002 die geliebte D-Mark im Portemonnaie gegen die ungeliebte neue Währung tauschten, war die Skepsis groß. So mancher Einzelhändler tauschte an den Preisschildern nur das DM- gegen das €-Zeichen – die Zahlen blieben die gleichen. Der Euro wurde zum Teuro. Dass die grenzüberschreitende Währung allerdings so teuer werden würde, ahnte damals keiner: Satte 750 Milliarden Euro umfasst der Rettungsschirm für schwächelnde Euro-Länder. Irland ist schon drunter geschlüpft, Portugal und Spanien gelten als potenzielle Wackelkandidaten, von Griechenland gar nicht erst zu reden. Es geht die Angst um, der Euro könnte noch vor seinem zehnten Geburtstag sein Leben aushauchen.
„Geht jetzt unser Geld kaputt?“, fragte denn auch Donnerstagabend Abend Maybrit Illner im ZDF ihre Talk-Gäste. Gute Frage. Bräuchten wir jetzt nur noch eine gute Antwort. Aber wer soll sie geben? Wenn selbst einem amtierenden Außenminister, zwei ehemaligen Finanzministern und einem Ex-Industrie-Manager nicht mehr dazu einfällt, als den Schwarzen Peter für die Misere weiterzuschieben, steht es nicht gut um unser Geld.
Die dunklen Mächte an den Finanzplätzen
Hans Eichel, der zu rot-grünen Regierungszeiten in Berlin eine zeitlang in der Rolle des eisernen Sparkommissars zu sehen war, hat dunkle Mächte an den Finanzplätzen als Ursache für die Euro-Krise ausgemacht. „In den Märkten passt eine Menge Leuten der Euro nicht“, analysierte der Sozialdemokrat. Mit einer Gemeinschaftswährung lasse sich eben nicht so gut zocken wie in einer zersplitterten Währungslandschaft. Dass Eichel selbst etwa beim Euro-Beitritt der schwachbrüstigen Griechen lieber nicht so genau hinsehen wollte – alles Unsinn.
Oskar Lafontaine, längst zur Linkspartei geflüchteter einstiger Sozialdemokrat, der einst erfolglos versuchte, als eine Art deutscher Schatzkanzler dem eigentlichen Kanzler Gerhard Schröder die Schau zu stehlen, hat in der Disziplin des Banker-Bashings weitaus mehr Routine als der brave Hans Eichel. Schuld am Euro-Chaos, verkündete der Saarländer gleich mehrfach in bewährter Klassenkämpfer-Pose, sei „das völlig verrückte Bankensystem“, in dem „kriminelle“ Elemente „Milliarden veruntreuen“ und sich des „Betrugs“ schuldig machten. Dafür dürften jetzt nicht „die kleinen Leute“ zur Kasse gebeten werden. Doch keiner seiner Mit-Diskutanten hörte die Signale.
Kein Lacher für Guido Westerwelle
An anderer Stelle hat Olaf Henkel die Schuldigen ausgemacht – nämlich im Süden des Kontinents.
Dort, bei diesen laschen Spaniern, Portugiesen und Italienern, die es nicht so genau nähmen mit der stabilen Währung, lauere die eigentliche Gefahr, beschied der frühere BDI-Chef. Ein bisschen Feilen an den Zahlen, schon stimme die Bilanz. Man kennt das ja. Henkels unwiderstehliche Beweisführung kulminierte in seinem Urteil: „Die Griechen türken.“
Ein flotter Spruch, immerhin. Doch kein Lacher für den gestrengen Guido Westerwelle, Außenminister und Chef der FDP, der in den letzten Monaten vom Steuersenkungsversprecher zum Euro-Pflüsterer mutiert zu sein scheint. „Der Euro ist nix für Sprüche“, mahnte er mit erhobenem Zeigefinger. Die Gemeinschaftswährung sei schließlich „eine Erfolgsgeschichte“ und es gehe nicht an, Herr Henkel, solide Länder „ins Gerede und in Verruf zu bringen“. Und Westerwelle blieb es dann auch überlassen, die wirkliche Erkennnis des Abends zu verkünden. „Europa“, so der Minister, „ist ein großes Glück. Auch für unseren Kontinent.“
Wer wollte da widersprechen.