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Christoph M. Ohrt liebt England. Das verriet der aus Hamburg stammende Schauspieler im Gespräch mit Jürgen Overkott – nicht nur, weil er dort die romantische Komödie „Die grünen Hügel von Wales“ (Freitag, 20.15 Uhr, ARD) gedreht hat.
In welchem Dorf vor den Toren Berlins erreichen wir Sie gerade?
Christoph M. Ohrt: In Kleinmachnow. So klein ist das aber gar nicht mehr. Da leben inzwischen auch 30 000 Einwohner. Irgendwann kann man das „Klein“ streichen.
Viele Ihrer Kollegen ziehen dahin, wo die Filme gemacht werden, und das wäre in Ihrem Fall Berlin. Mögen Sie die Stadt nicht?
Ohrt: Nee, nee, das hat einen anderen Grund. Klar, wir haben da ein tolles Haus gefunden, dazu kam, dass unsere Kinder – am Anfang war das nur unsere größere Tochter – hier um die Ecke zur Schule gehen. Wir haben uns gedacht: Bevor sie mit dem Bus jeden Tag eine Stunde fahren müssen, ziehen wir lieber in die Nähe der Schule.
Ist das eine besondere Schule?
Ohrt:Das hat damit zu tun, dass meine Frau Amerikanerin ist, und wir haben eine tolle zweisprachige Schule gefunden. Dazu kommt: Kleinmachnow ist eine Vorstadt von Berlin, man ist schnell in der Stadt, nicht irgendwo jwd, da gibt es keine Kühe.
Wäre das schlimm, wenn es da Kühe gäbe?
Ohrt: Na, vielleicht im Urlaub. Ich bin dem Land sehr verbunden, auf der Alm und an der Küste. Aber so richtig ländlich? Vielleicht später mal.
Sie sind gebürtiger Hamburger und damit richtiger Großstädter.
Ohrt: Wenn man Hamburg als Großstadt bezeichnen kann, ja.
Manche sagen so.
Ohrt: Der Hafen ist groß, aber sonst ist Hamburg doch ein Dorf, weil sich alle kennen. Gerade in der Ecke, wo ich herkomme, Pöseldorf, Harvestehude, da ist doch alles sehr dörflich gewesen. Aber: Hamburg ist ja auch das Tor zur Welt…
…womit wir bei den „Grünen Hügeln von Wales“ wären. Was hat Sie dahin verschlagen?
Ohrt: In dieser Landschaft kann man romantische Geschichte wie diese gut erzählen. Das Publikum mag diese englischen Gegenden.
Sind das unsere royalen Sehnsüchte?
Ohrt: (lacht) Na ja, was meine Familie betrifft, stimmt das vielleicht sogar. Sie war immer sehr anglophil. Ich habe als Jugendlicher viel Zeit in England verbracht, auch mit meiner Familie war ich oft da.
Wenn man Ihre Rolle auf den Punkt bringt, könnte man sagen: Sie sind edel und stark.
Ohrt: Wenn Sie so wollen, kann man das so betiteln. Wenn man eine Rolle wie in der Serie, auf die Sie anspielen, so lange gespielt hat, bleibt man dem Publikum so in Erinnerung. Zwischen den beiden, Felix Edel und Michael, gibt es eine optische Ähnlichkeit, aber sonst nicht viel. Felix Edel ist Anwalt, und Michael ist Teil einer Liebesgeschichte, die aus dem Leben gegriffen ist.
Humor gibt es da eher in homöopathischen Dosen.
Ohrt: Homöopathie spielt da schon eine Rolle.
Ist Naturmedizin für Sie ein Thema?
Ohrt: Nur wenn ich krank bin. Aber Schulmedizin ist für mich auch ein Thema. Wichtig ist, dass es funktioniert. Ab einem gewissen Alter sind die Check-Ups auch bei mir vonnöten, toi, toi, toi.
Sie haben das halbe Hundert schon voll gemacht. Spüren Sie ein Zipperlein?
Ohrt: Nö. Aber zum Leidwesen aller bin ich, wenn ich beispielsweise einen Husten habe, sehr leidend.
Sind Sie zur Schauspielerei über Molière gekommen: „Der eingebildete Kranke“?
Ohrt: Das kam später.
Das kommt doch Ihrem Naturell entgegen.
Ohrt: Das wurde mir erst später bewusst. Als ich das damals gespielt habe, war ich ja gesund.
Hatten Sie einen Bezug zu Molière?
Ohrt: In der Ausbildung gehört er dazu. Ich spiele jetzt übrigens wieder Theater, aber was Modernes, und dennoch kann ich auf der Bühne auf ihn zurückgreifen, demnächst wieder in München. Wir spielen „Doppelzimmer“, eine Klinik-Komödie. Heiner Lauterbach spielt einen Chefarzt, Dana Golombek eine Chefärztin, und ich spiele ein Patienten, der herausfinden will, was es mit diesem Krankenhaus auf sich hat, eine Verwechslungskomödie, großer Spaß!
Klingt wie Molière reloaded. Aber: Haben Sie Lust, Ihr Komödien-Image mal gegen den Strich zu bürsten?
Ohrt: Ganz alleine gelingt einem das nicht. Ich versuche immer noch, Komödien mit einem gewissen Realitätsbezug zu machen. Nur Schenkelklopfer liegt mir nicht. Ich hatte diesen Sommer das Glück, dass mich der Produzent Ivo Alexander Beck in dem Film „Das fremde Mädchen“ völlig gegen den Strich besetzt hat. Es ist ein Thriller. Ich hoffe, dass das Publikum das auch von mir sehen will.
Sind Sie in dieser Rolle niederträchtig und schwach?
Ohrt: Das Drehbuch ist auf jeden Fall sehr speziell. Ein Thriller mit Kammerspiel-Charakter, es wird gruselig.