Witten. Von stehenden Ovationen und begeisterten Rufen bis hin zu Zuschauern, die während der Krankenhaussatire den Saal verließen. Das „Doppelzimmer” spaltete das Publikum im Saalbau - obwohl oder gerade weil Heiner Lauterbach und Christoph M. Ohrt mit dabei waren.

„Doppelzimmer” von der „Komödie im Bayerischen Hof” spielt in einer Privatklinik, die bald einen neuen Klinikleiter erhalten soll. Junior Chef Schneyder alias Christoph M. Ohrt geht dabei inkognito vor. Er schleicht sich als Hausmeister verkleidet in das Krankenhaus, um herauszufinden, wie die Angestellten ihren Job sehen. Den Posten des Klinikleiters will er nur an einen außergewöhnlichen Mediziner vergeben.

Der Einstieg war viel versprechend: Heiner Lauterbach krabbelte in Arztkittel, mit einem Patronengurt, einem Sombrero und einem riesigen Teleskop in der Hand aus einer Übersee-Transportkiste. Mit einem verwegenen grauen Pony glich er so eher einem Safari-Leiter als einem Krankenhaus-Chef.

Lange Passagen mit ausschweifenden Texten

Doch statt die Zuschauer mit auf eine spannende Expedition zu nehmen, wurden in langen Passagen die vielen Charaktere vorgestellt. Das zwar mit schnellem Wortwitz, bei dem das Timing zwischen den Schauspielern stimmte, doch waren die Texte manchmal zu ausschweifend und vorhersehbar, um die Zuschauer über lange Strecken zum Lachen zu bringen.

Selbst gute Ideen, wie eine Krankenschwester, die kein Blut sehen kann, wurden immer wieder von belehrenden und erklärenden Monologen erstickt. Denn „Doppelzimmer” ist auch eine kritische Krankenhaussatire. Lauterbach, alias Professor Meinunger, will der sterilen Tristesse der ärztlichen Umgebung entgegenwirken. „Ein Aufenthalt in einem Krankenhaus kann doch wie Urlaub sein”, ist seine Vision. Eben ein gemütliches Doppelzimmer statt eines Zweibettzimmers.

"Die Leute wollen ein Happy End"

„Bei ihm steht der Mensch im Vordergrund und nicht die Krankheit”, lobt Chefärztin Dr. Huhn (Dana Golombek) ihren Professor. Doch selbst dieses Heldentum und der Wunsch nach Veränderung im starren Gesundheitssystem wird erklärt. Denn der Professor selbst redet, als seien seine Patienten eine Ware. „Das ist nur ironisch”, erklärt die Chefärztin wieder.

In der zweiten Hälfte nahm das Stück noch einmal Fahrt auf. Dank der Nebenrollen von Schwester Isabella (Juliane Trimper) und des Patienten Otto (Vladimir Weigl) kamen die Zuschauer doch noch auf ihre Kosten. Die beiden, eigentlich leidenschaftliche Schauspieler und Filmemacher, lebten am Ende den Traum eines jeden Kreativen, sie traten eine millionenschwere Erbschaft an. Das Ende um den Professor und die Chefärztin wird durch eine eingeschobene Familientragödie noch einmal verschärft und findet ein glückliches Ende. „Die Leute wollen ein Happy End”, so Patient Otto.