Hannover..

Co-Star Martin Felser hat Charlotte Lindholm überstürzt verlassen. Jetzt muss die Tatort-Kommissarin einsam und allein das Rätsel um den „letzten Patienten“ lösen. Als alleinerziehende Mutter nicht gerade leicht.

Um Charlotte Lindholm wird es einsam. Ihr langjähriger Wegbegleiter Martin Felser hat sie überstürzt verlassen. Ein trockener Abschiedsbrief auf dem Küchentisch ist alles, was der „Tatort“-Kommissarin von ihm geblieben ist. In ihren 17. „Tatort“-Fall (31. Oktober, 20.15 Uhr) muss Hauptdarstellerin Maria Furtwängler somit ohne den obligatorischen Beistand ihres platonischen Schriftstellerfreundes lösen. Nach acht Jahren zog Co-Star Ingo Naujoks einen Schlussstrich unter die Zusammenarbeit. In der Episode „Der letzte Patient“ taucht er schon nicht mehr auf.

Mehr denn je muss Lindholm daher unter Beweis stellen, wie sie ihre Rollen als Mutter und Hauptkommissarin unter einen Hut bekommen kann. In ihrer vollkommen abgebrannten Praxis wird die Ärztin Silke Tannenberg tot aufgefunden. Obwohl zunächst keine Anzeichen auf einen Mord hinweisen, wird Hauptkommissarin Lindholm von ihrem Chef Stefan Bitomsky geradezu bedrängt, sich der Angelegenheit anzunehmen. Vor Ort führen alle Spuren zu dem verwahrlost und verwirrt wirkenden Tim. Der Jugendliche scheint der letzte Patient gewesen zu sein, der Dr. Tannenberg lebend gesehen hat. Lindholm nimmt ihn daher in ihre Obhut und stößt dabei auf eine dunkle Vergangenheit.

Lindholm steht alleine und verloren da

Der Tatort skizziert zumindest ein Umfeld, in dem die Dinge eskalieren, weil niemand die wahren Täter an ihren Taten hindert. Wobei die Täter selbst keinerlei Skrupel oder Schuldgefühle kennen. „Ich möchte deutlich machen, dass Kinderschänder ihre Taten oft verharmlosen und dass Missbrauch weit vor den rein körperlichen Zudringlichkeiten beginnt“, sagt Fromm über seinen Film. Lindholm scheint die einzige gewissenhafte Person zu sein. Sie möchte Tim, das vermeintliche Opfer, beschützen und retten. Dabei wird sie mehr und mehr zu einer einsamen Außenseiterin. Ihr engster Vertrauter ist nicht mehr da, ihr Vorgesetzter scheint in den Fall irgendwie verstrickt zu sein, und die örtliche Polizei ist mehr mit dem eigenen Privatleben beschäftigt, als mit der Suche nach Tätern und Motiven.

Und so steht Lindholm ziemlich verloren da, als Einzelkämpferin und alleinerziehende Mutter. Gerade darin sah Furtwängler den besonderen Reiz ihrer Rolle: „Ich fand es spannend, Lindholms Überforderung als berufstätige Mutter zu zeigen. Sie vergisst sogar, ihren Sohn abzuholen. Diese Überforderung wird sehr ungeschminkt und wirklichkeitsnah gezeigt.“ So ist „Der letzte Patient“ ist ein emotional aufwühlender Tatort, der gleich auf mehreren erzählerischen Ebenen funktioniert. Und da Lindholm bei alldem sehnlichst, aber vergeblich auf die Rückkehr ihres Mitbewohners wartet, ist Martin Felser alias Ingo Naujoks trotz vollständiger Abwesenheit erstaunlicherweise so präsent wie selten zuvor. (dapd)